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„De Düdesche Schlömer“ – Aufführung Niederdeutsche Bühne und Ausstellung in der Stadtbibliothek Lübeck

Lokales
Die Niederdeutsche Bühne Lübeck bringt „De Düdesche Schlömer“ in der Katharinenkirche zur Aufführung. Premiere des mittelniederdeutschen Schauspiels von Johannes Stricker, 1584 in Lübeck entstanden, ist am 29. Juni 2007. Außerdem zeigt die Stadtbibliothek Lübeck in der Katharinenkirche im Vorfeld und während der insgesamt 10 Aufführungen bis zum 8. Juli 2007 die begleitende Ausstellung „Druckvorführung und „Sneak Preview“.Diese Ausstellung wird am Donnerstag, 21. Juni 2007, um 18 Uhr durch Kultursenatorin Annette Borns eröffnet. Die Akteure der Niederdeutschen Bühne geben einen kleinen Vorgeschmack auf das Stück und präsentieren einige Szenen in vollem Kostüm. Wer mag, kann sich unter Anleitung von Pastor i. R. Iwer Rinsche auf dem Nachbau einer Gutenberg-Presse das Titelblatt des Erstdrucks selbst drucken. Dr. Robert Schweitzer, kommissarischer Leiter der Stadtbibliothek, hat die Ausstellung zusammengetragen und wird dazu einen einführenden Vortrag halten.

Auswärtige Leihgaben ersetzen Kriegsverluste
Im Mittelpunkt der Ausstellung stehen die Druckgeschichte des Stücks, seine Sprache, das Mittelniederdeutsche, und der gemeinhin schlecht beleumundete Lübecker Drucker Johann Balhorn d. J., der den „Schlömer“ 1584 zuerst druckte – seine Leistung soll endlich ins rechte Licht gerückt werden. Durch großzügige Leihgaben unter anderem aus Lüneburg und Kiel können die ersten Drucke im Original gezeigt werden, die in Lübeck kriegsbedingt verloren sind. Es folgen wissenschaftliche Ausgaben sowie platt- und hochdeutsche Bearbeitungen vom Laienspielheft bis zum prächtigen, illustrierten modernen Pressendruck.

Mittelniederdeutsch – die internationale Sprache des Hanseraums
Die Sprache des Erstdrucks ist Mittelniederdeutsch, das Niederdeutsch des 15. und 16. Jahrhunderts, das kein Regionaldialekt war, sondern eine schriftsprachliche Norm entwickelte. Die Sprache war internationales Verständigungsmittel von Brügge bis Nowgorod, für alle, die des Lateinischen nicht mächtig waren, insbesondere auch gebildete Frauen. In ihr entstanden literarische, theologische, juristische und naturwissenschaftliche Texte.

Alles „verballhornt“ ?
Die Drucker Balhorn (Johann Vater und Sohn) sind die beherrschenden Gestalten der Druckgeschichte des Reformationsjahrhunderts in Lübeck. Trotz qualitätvoller Arbeiten hängt ihnen der Ruch des „Verschlimmbesserns“, des „Verballhornens“ an. Die Ausstellung entkräftet auch die Legende vom Eier legenden Hahn im ABC-Buch.

Das „Jedermann-Thema“ und soziale Anklage
Das Stück gilt als eines der bedeutendsten literarischen Werke der mittelniederdeutschen Sprache und weist auch das bekannte „Jedermann-Motiv“ auf. Der Autor Johannes Stricker befand sich auf der Flucht vor holsteinischen Adligen, als er sein Werk 1584 in Lübeck drucken ließ. Die Kritik an eben diesen Adligen spielt eine zentrale Rolle in dem Stück: Als Pastor prangerte Johannes Stricker nicht nur sonntäglich in seinen Predigten die Sauf- und Fressgelage an. In „De Düdesche Schlömer“ schuf er stellvertretend für seinen Beruf einen eigenen Charakter, den Prediger, der den düdeschen Schlömer (deutschen Schlemmer) bekehren will. Trotz halbherziger Versuche, ein christliches Leben zu führen, überwiegen die sündigen Erdentage und so sieht er sich letztlich dem Tod gegenüber, der ihn vor Gottes Gericht führt. Deftige Ausdrücke einerseits und die Absicht des Autors, Gott durch sein eigenes Wort sprechen zu lassen, sind die sprachlich charakteristischen Merkmale des Stückes, in dessen Vordergrund die Menschen stehen.

Geöffnet 21.06. bis 08.07.2007
Dienstag bis Sonntag 10-17 Uhr, an Spieltagen bis zum Beginn der Vorstellungen

Katharinenkirche, Königstraße / Ecke Glockengießerstraße
Aufführungstermine:
Fr., 29. Juni 2007, 19.30 Uhr
Sa., 30. Juni 2007, 19.30 Uhr
So., 01. Juli 2007, 16 und 19.30 Uhr
Di., 03. Juli 2007, 19.30 Uhr
Mi., 04. Juli 2007, 19.30 Uhr
Fr., 06. Juli 2007, 19.30 Uhr
Sa., 07. Juli 2007, 19.30 Uhr
So., 08. Juli 2007, 16 und 19.30 Uhr

Karten zu 13,50 (erm. 12 Euro) an allen bekannten Vorverkaufsstellen oder online unter www.theaterluebeck.de