Museumsverein erwarb Tarasewicz’s „Ohne Titel“ für Kunsthalle St. Annen

Die Kunsthalle St. Annen verzeichnet einen bedeutenden Neuzugang. Der Verein der Freunde des Museums hat das Werk „Ohne Titel“ des polnischen Künstlers Leon Tarasewicz nach Erwerb an das Haus übergeben.
Foto( RB): Dr. Thorsten Rodiek „interpretiert“ das Werk des Künstlers, der hier im vergangenen Winter schon ausgestellt hat.Die Arbeit wurde nun von Museumsdirektor Dr. Thorsten Rodiek offiziell entgegen genommen. Wie dieser erklärte, zählt der Maler Leon Tarasewicz heute und spätestens seit seinem venezianischen Biennale-Beitrag im Jahre 2001 als Alleinvertreter seines Landes zu den bedeutendsten zeitgenössischen Künstlern Polens. Leon Tarasewiczs Gemälde sind immer Landschaftsbilder. Allerdings keine im bis dahin vertrauten Sinne, da sie es vermeiden, die Natur wie in einem Photo wiedergeben zu wollen. Es sind auch keine Bilder, bei denen man durch ein vom Rahmen gebildetes „Fenster“ in eine andere Welt zu blicken vermag. Es sind Darstellungen einer stringenten Reduktion, die gerade durch die darin erkennbar werdende Vielschichtigkeit weit über den reinen abbildhaften Charakter hinauszugehen vermögen. Das 1999 geschaffene Werk, das wie der Ausschnitt einer im Streiflicht gesehenen Waldlichtung erscheint, besitzt ein Höchstmaß an Materialität und Sinnlichkeit.
Wie auch in allen seinen anderen Gemälden, ist diese „Landschaft“ menschenleer. Man begegnet hier der Widergabe der natura naturans, der werdenden und lebenden Natur, welche aber gleichwohl vom Menschen deutlich geprägt wurde. Das Bild dehnt sich (virtuell) aus, auch wenn das Motiv selbst stets nur einen Landschaftsausschnitt darstellt. Diese verdeutlicht auch das Fehlen einer Horizontlinie. Die Arbeiten zeigt eine Art landschaftlicher Nahaufnahme mit ungeheurer körperlicher Präsenz. Der Betrachter befindet sich gewissermaßen bereits inmitten dieser Landschaft. Wegen der sehr großen Dimensionen, das sich gewissermaßen endlos fortzusetzen vermag, ist es dem Betrachter nicht möglich, das Bild als ein in sich abgeschlossenes Ganzes zu erblicken oder eine Art Überblick zu erhalten. Die Endlosigkeit der Landschaft und die Vitalität der Natur – man beachte die reliefhafte Oberfläche – sind dem Bild, das naturgemäß nur einen Ausschnitt wiederzugeben vermag, geradezu eingeschrieben.
Die Farbe selbst wird bei Tarasewicz körperlich und haptisch. Man begegnet hier der reinen physischen Farbe. Das Gemälde scheint zu pulsieren und damit den Prozess des naturhaften Wachsens mit seinen grenzenlosen Veränderungsvorgängen, ja, seine innere Dynamik gegenwärtig zu machen. Zugleich aber wird durch die streng wirkenden, zeichenhaften Elemente verdeutlicht, dass auch in der „wilden“ Natur ein stringentes Ordnungssystem herrscht.









