„Herrenwyk: CDU kritisiert mangelhafte Informationspolitik der Hansestadt deutlich“
Die CDU Kücknitz/Siems reagiert mit großem Unverständnis auf die Entscheidung der
Hansestadt Lübeck, die Werkssiedlung Herrenwyk pauschal unter Denkmalschutz zu
stellen. Jüngst wurde das rund 24 Hektar umfassende Areal offiziell in die Denkmalliste
aufgenommen und Experten boten am vergangenen Donnerstag eine offene
Infoveranstaltung für Interessierte vor Ort an. Doch die Informationspolitik der Stadt hat
wieder einmal eklatant versagt: Viele betroffene Anwohner und Eigentümer erfuhren –
wie auch die Lübecker Politik – zuerst aus Pressemeldungen von der einsamen
Entscheidung der Stadt – erst Tage danach lagen Flyer in den Briefkästen. Dieses
Vorgehen hat in Kücknitz deutlich wahrnehmbar für berechtigte Empörung gesorgt.Oliver Prieur, Vorsitzender des CDU- Ortsverbands, betont: „Die Art und Weise, wie die
Bürger über solch gravierende Eingriffe in ihre unmittelbare Lebenswelt informiert
wurden, ist ein Schlag ins Gesicht der direkt Betroffenen. Respektvolle Kommunikation
sieht anders aus.“ Weiter erklärt Prieur: „Gerade wenn es um den Verlust von
Gestaltungsspielraum im privaten Bereich geht, sollte die Bürgerschaft nicht nur formal,
sondern ehrlich mitgenommen werden. Die anwesenden Bewohner der hatten sofort
Zweifel, dass ihnen mit dem Denkmalschutz etwas Gutes getan wurde. Jede Änderung
muss mit dem Bereich der Denkmalpflege abgestimmt werden. Dabei gibt es keinerlei
Regeln oder Handreichungen für die Entscheider in der Behörde, sondern nur nach
eigen Einschätzungen darf dort entschieden werden. Das macht die Bewohner zu
Bittstellern bei der Stadt. Genau das aber ist doch nicht mehr zeitgemäß, zumal auch die
Lübecker Behörden an chronischer Überlastung leiden. Auch der Wertverlust durch die
Denkmalschutzstellung der Immobilie ist ein heikles Thema, was sofort auch in der
Runde angemerkt wurde. Das mühsam ersparte Häuschen könnte beim Verkauf schnell
zu Ladenhüter werden.“
Unterstützt wurde diese Kritik von Jens Zimmermann, dem Kücknitzer
Bürgerschaftsmitglied der CDU, der während der Infoveranstaltung zudem ebenfalls klar
Position bezog: „Es war eine ernste Sitzung mit rund 300 Anwohnern und Eigentümern
– deren Unmut über die mangelhafte Information war deutlich spürbar. Ich habe sie
dabei in ihren Meinungen aktiv unterstützt und ihren Anliegen auch am Mikrofon
nochmals klar Nachdruck verliehen. Gerade wenn es um den Verlust von
Gestaltungsspielraum im privaten Bereich geht, sollten die Betroffenen doch nicht nur
formal, sondern ehrlich und auf Augenhöhe mitgenommen werden.“
Zimmermann ergänzt: „Auch wenn formal wohl keine Beteiligung vorgeschrieben war,
hätte man allein schon aus Gründen der Wertschätzung bei einem derartigen Eingriff in
höchstpersönliche Lebensbereiche unbedingt auf den Dialog setzen müssen.“
Prieur richtet seine Forderung nun direkt an Bürgermeister und Chef der unteren
Denkmalschutzbehörde Jan Lindenau: „Ich fordere den obersten Denkmalschützer der
Hansestadt auf, den Beschluss seiner Behörde umgehend zu überprüfen und
zurückzunehmen. Es ist möglich, die historische Siedlung für künftige Generationen zu
erhalten – ohne überzogenen Denkmalschutz und ohne unzumutbare Eingriffe in die
Eigentumsrechte einzelner.“ Dabei verweist Prieur auch auf ein Beispiel aus der
Vergangenheit: „Vor Monaten noch hat Bürgermeister Lindenau Möglichkeiten genutzt,
um – etwa beim Buddenbrookhaus – erhaltenswerte Kellergewölbe der Zerstörung
preiszugeben. Dies wirft die Frage auf, wem er wahrhaft verpflichtet ist – dem
Denkmalschutz oder den Bürgern.“
Die CDU Kücknitz/Siems fordert deshalb eine neue, transparente Bürgerbeteiligung und
einen fairen Ausgleich zwischen Denkmalschutzinteressen und dem Eigentumsrecht
der Menschen nördlich der Trave.
