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Altona 93 kommt mit über 130-jähriger Tradition im Gepäck

Altona 93 zählt zweifelsfrei zu den Traditionsvereinen in Norddeutschland und ist im Schatten des großen Bundesligazirkus weiterhin eine kultige Alternative im Hamburger Amateurfußball. Die rot-weiß-schwarz gestreiften Trikots, die Adolf-Jäger-Kampfbahn, Adolf Jäger selbst – Fußballliebhaber und Historiker haben schnell ein paar Schlagworte im Kopf, wenn sie an den im Juni 1893 als Altonaer Cricketclub gegründeten Verein denken.

Franz Behr war es unter anderem, der nicht nur zu den DFB-Initiatoren gehörte, sondern auch einer der Gründer des Cricketclubs war und sogar noch im selben Jahr zum Fußball wechselte – der neue Name Altonaer Fußball-Club 1893 war geboren. Als 1903 die erste Endrunde um die Deutsche Meisterschaft ausgespielt wurde, war Altona 93 mittendrin statt nur dabei. Im Halbfinale beim VfB Leipzig verspielten die Hamburger eine 3:0-Pausenführung und unterlagen noch mit 3:6. Das spätere Endspiel, das ausgerechnet in Altona stattfinden sollte, gewannen jene Leipziger deutlich gegen den DFC Prag. Es hätte also nicht viel gefehlt und man hätte an diesem Samstag auch den ersten Deutschen Meister auf der Lohmühle begrüßen dürfen.

Vier Jahre später begann eine Ära, die eng mit Adolf Jäger verbunden ist. 1909 sicherte man sich nach einem 6:3 über Eintracht Braunschweig die Norddeutsche Meisterschaft, Adolf Jäger war längst Altonas erster Nationalspieler. Ebenfalls in dieser Zeit weihte man an der Griegstraße seine „Kampfbahn“ ein, die bis heute vom AFC genutzt wird und seit 1944 Jägers Namen trägt. Erneut stand man im Halbfinale um die Deutsche Meisterschaft, musste sich aber dem späteren Berliner Meister Viktoria 89 deutlich geschlagen geben.

In Norddeutschland dominierte man gemeinsam mit Holstein Kiel und Eintracht Braunschweig weiter das fußballerische Geschehen und bekam in Karl Hanssen einen weiteren Nationalspieler hinzu. Man zog zahlreiche Zuschauer an, 5000 und mehr waren der Standard. Man schlug den Deutschen Meister SpVgg Fürth in einem Testspiel mit 9:2, scheiterte aber bei der nächsten Teilnahme an der Endrunde um die Deutsche Meisterschaft erneut vorzeitig (1:4 gegen den Duisburger Spielverein). Der erste Weltkrieg stoppte die wohl beste Mannschaft der Altonaer Vereinshistorie endgültig auf dem Weg zu einem möglichen deutschen Meistertitel.

Später wurde der Schatten des Hamburger SV, in dem man nach und nach verschwand, immer größer, und dennoch setzte Altona immer wieder Akzente. In den Zeiten nach dem Zweiten Weltkrieg gehörte man genau wie der VfB der erstklassigen Oberliga Nord an, 1955 scheiterte man im Halbfinale des DFB-Pokals erst im Wiederholungsspiel am Karlsruher SC. Nach Einführung der Bundesliga 1963 baute der HSV seine Vormachtstellung der Stadt immer weiter aus, der FC St. Pauli entwickelte sich zur neuen Nummer 2 der Stadt. Ein erneuter Halbfinaleinzug im DFB-Pokal 1963/1964 (Endstation war der spätere DFB-Pokalsieger und Europapokalfinalist1860 München in der Verlängerung) markiert das letzte große überregionale Highlight der Vereinsgeschichte. Trainer war seinerzeit übrigens Kurt Krause, der später auch beim VfB Lübeck eine erfolgreiche Zeit prägen sollte.