Bahnchef Mehdorn lehnt Teststrecke zur Fahrradmitnahme im ICE ab
Bahnchef Mehdorn lehnt die Einrichtung einer Teststrecke zur Fahrradmitnahme im ICE ab. Dies teilte jetzt der Tourismusbeauftragte der Bundesregierung Ernst Hinsken der für den Fahrradtourismus zuständigen SPD-Bundestagsabgeordneten Gabriele Hiller-Ohm mit. Diese nimmt dazu Stellung:
Foto: Gabriele Hiller-Ohm, MdB mit dem Tourismusbeauftragten der Bundesregierung, Ernst Hinsken, MdB im Wirtschaftsministerium
Gabriele Hiller-Ohm, Mitglied im Bundestagsausschuss für Tourismus: „Trotz der Unterstützung einer ICE-Pilotstrecke durch Verkehrsminister Tiefensee und breiter Zustimmung in der Bevölkerung stehen Radreisende beim ICE nun weiter vor verschlossenen Türen. Die ablehnende Haltung Mehdorns ist nicht nachvollziehbar. Vier Fünftel aller Deutschen halten laut einer Forsa-Umfrage die Mitnahme von Fahrrädern im ICE für ein wichtiges Serviceangebot, knapp drei Fünftel würden ihr eigenes Rad gerne im ICE mitnehmen. Die Bahn würde mit einem entsprechenden Angebot viele neue Kundinnen und Kunden gewinnen, denn fast die Hälfte der Befragten gab an, den ICE dann häufiger zu nutzen.
Die Mitnahmemöglichkeit für Fahrräder bietet zudem wichtige Potentiale für den zunehmenden und besonders umweltfreundlichen Radtourismus in Deutschland. Da der Fernverkehr schon zu zwei Dritteln auf ICE-Verbindungen basiert, muss auch ein Konzept zur ICE-Radmitnahme her. Ich habe mich deshalb bereits mehrfach für die Einrichtung einer Teststrecke gegenüber der Bahn und dem Verkehrsministerium eingesetzt. Auch der ADFC fordert diese seit Jahren. Es ist für mich unverständlich, dass sich die Bahn so vehement dagegen sträubt!“
Dass die Radmitnahme im Hochgeschwindigkeitszug möglich ist, zeigt ein Blick nach Frankreich. Dort gibt es bereits offizielle Mehrzweckabteile in den schnellen TGVs, alle Züge sollen bis 2010 umgerüstet werden. Die Abteile sind mit umklappbaren Sitzen ausgestattet, die je nach Auslastung des Wagens mit Fahrrädern genutzt werden können. Auch Menschen mit Behinderungen, die auf einen Rollstuhl angewiesen sind, profitieren davon. Durch breite Türen wird zudem ein schnelles Ein- und Aussteigen gewährleistet.
Hiller-Ohm: „Herr Mehdorn muss erklären, warum die Radmitnahme in französischen TGVs funktioniert, die Deutsche Bahn dies in ihren vergleichbaren ICEs aber nicht einrichten kann. Die positiven Erfahrungen in Frankreich zeigen, dass der Bahn die Argumente gegen die Radmitnahme im ICE ausgehen. Der politische Druck auf die Bahn muss deshalb weiter erhöht werden. Im Tourismusausschuss habe ich die Zusage erhalten, dass sich der Tourismusbeauftragte der Bundesregierung Ernst Hinsken gemeinsam mit dem Verkehrsminister Tiefensee weiterhin für die Einrichtung des Pilotprojektes einsetzen wird. Ich habe vorgeschlagen, dass die Bundesregierung die praktische Umsetzung in den französischen TGVs untersucht und bei ihren Planungen einbezieht. Das Zeitspiel des Bahnchefs zulasten der Radreisenden muss endlich aufhören!“