119. Travemünder Woche: Beste deutsche Folkebootcrew gesucht
Sie gelten als gemütliche, traditionelle Einheitsklasse – aber die Folkeboot-Szene ist heiß umkämpft und versammelt einige der besten Segler der Nation. Auch wenn der Altersdurchschnitt bei 56 Jahren liegt, so werden die Wettfahrten um den deutschen Meistertitel 2008 mit besonderer Spannung zu verfolgen sein.
Foto (RB): Der 70jährige Heino Haase, Klassenobmann Lübeck der Meisterschaft, segelt diese sogar selbt mitSelten war die Leistungsdichte so hoch und noch nie waren so viele Deutsche Folkebootsegler gemeinsam am Start. 58 Teams reisen zum Kampf um den Titel an. Dabei werden gleich fünf ehemalige und der amtierende Deutsche Meister zur 119. Travemünder Woche erwartet.
Es ist zwar nicht das erste Mal, dass die Folkeboote ihre Deutsche Meisterschaft innerhalb der Travemünder Woche austragen, aber es könnte ein Rekordjahr werden. „Schon 2007 war die TW mit 52 Meldungen die stärkste deutsche Veranstaltung der Klasse“, sagt Heino Haase, der sich als Klassenobmann Lübeck um die Rahmenveranstaltungen der Meisterschaft kümmert. „Es ist nicht nur das schöne Revier, sondern auch das soziale Umfeld, das den Seglern etwas zu bieten hat. Die Kombination hat den Ausschlag für Travemünde als Austragungsort gegeben hat“, so Haase. Und da der ebenfalls wichtige Goldpokal der Folkeboote eine Woche vorher in Flensburg stattfand, passt „die Deutsche“ so für alle Weitreisenden perfekt in den Saisonplan.
Fünf ehemalige deutsche Meister der Klasse, darunter der Vorjahressieger der Travemünder Woche, Christoph Nielsen aus Berlin, und der amtierende Champion Ulf Kipcke aus Kiel haben sich angekündigt. Die Klassenregeln verhindern zwar, dass die Deutsche Meisterschaft international ausgeschrieben wird und zum Beispiel auch die starken dänischen Folkeboot-Segler mit antreten dürfen. Das ist nur in grenznahen Revieren wie der Flensburger Förde möglich. Aber dafür werden mindestens vier Mannschaften vom Bodensee und acht aus Berlin erwartet.
„Die Folkeboote bekommen von uns zur Eröffnung ihren Meisterschaftsempfang auf der „Passat“ und eine festliche Preisverleihung im Columbia Casino Hotel“, freuen sich Karin Böge und Claus Dieter Stolze von der Organisationsleitung der Travemünder Woche auf rund 170 Aktive. Gleichzeitig ist aber auch ein Team der Flotte Lübeck mit der Umsetzung des Rahmenprogramms für die Folkeboot-Familie befasst. Unter www.folkeboot-luebeck.de/dm2008 wurde sogar eine eigene Meisterschaftswebseite eingerichtet. „Wir wollen eine DM zum Wohlfühlen bieten“so der 70-Jährige Haase, der auf seinem Heimatrevier selbst mit an den Start gehen will.
Die Schiffe werden auf dem Priwall an Steg B untergebracht, wo ein Komitee die Teilnehmer empfängt und einweist. Den DM-Auftakt bildet die Vermessung der Boote und Segel am 19. und 20 Juli. In einem Practice Race am Sonntagnachmittag wird das Revier getestet, bevor es ab Montag, dem 21. Juli, ernst wird. Die Entscheidung fällt nach acht Wettfahrten am zweiten Sonnabend (26. Juli).
Der als Favorit gehandelte Nielsen reist mit zwei Kieler Woche-Siegen (2006 und 2007) und einem deutschen Meistertitel (2005) im Gepäck an. Er wird sich wohl vor allem mit dem Ranglistenersten und Vorjahresmeister Ulf Kipcke messen müssen, rechnet selbst aber auch mit Walter Furthmann und Jürgen Breitenbach (beide ebenfalls Kiel). „Die Deutsche Meisterschaft ist einer der drei Saisonhöhepunkte. Das wird ziemlich eng zugehen“vermutet Nielsen. „Das große Feld wird Heino Haase für seine Mühen belohnen. Wir hoffen auf schönes Wetter und viel Wind in Travemünde. 2007 waren die Folkeboote fast die Einzigen, die noch starten durften, weil es so geweht hat“, erinnert sich der Berliner mit Vorfreude. Als Lokalfavorit geht Stefan Rosehr mit seiner Crew an den Start. Der Lübecker segelt seit vielen Jahren im Folkeboot und wurde mit seinen beiden Mitseglerinnen Carina Rosehr und Wiebke Jungkamp bei der DM am Bodensee im vergangenen Jahr Dritter.
Das Folkeboot
Das erste Folkeboot wurde 1942 in Schweden gebaut. Es stellte damals einen guten Kompromiss zwischen Schnelligkeit und Seetüchtigkeit dar. Das Boot hat eine kleine Kajüte, wodurch es auch für Urlaubstörns mit bescheidenem Komfort genutzt werden kann und ist problemlos auch allein zu beherrschen. Für die damalige Zeit war es ein ideales „Volksboot“Gleichermaßen für gemütliche Touren und heiße Rennen geeignet. Die Vorteile dieses Kompromisses haben bis in die heutige Zeit bestand und werden auf der ganzen Welt geschätzt. Sogar in San Francisco gibt es eine Flotte, die aktiv Regatten segelt.
Technische Daten:
Länge: 7,64 m
Breite: 2,20 m
Tiefgang: 1,20 m
Segelfläche: 24 qm
Gewicht: 1.930 kg
Ballast: 1.050 kg
Besatzung: 3 Personen