Apothekerkammer Schleswig-Holstein und MdB Sebastian Schmidt sehen dringenden Handlungsbedarf bei geplanter Apothekenreform
Kiel/Berlin, 4. Dezember 2025 – Dr. Kai Christiansen, Präsident der Apothekerkammer Schleswig-Holstein, und Sebastian Schmidt, CDU-Bundestagsabgeordneter aus Schleswig-Holstein und Mitglied des Gesundheitsausschusses, trafen sich am Dienstag zu einem ausführlichen Gespräch zur geplanten Apothekenreform. Im Mittelpunkt standen die im Koalitionsvertrag zugesagte, aber weiterhin ausstehende Erhöhung des Apothekenpackungsfixums, die unpräzise formulierte Verhandlungslösung mit dem Spitzenverband der gesetzlichen Krankenversicherungen (GKV) sowie die massiven Risiken der geplanten PTA-Vertretungsregelung für die Zukunft des Apothekerberufs.
„In Schleswig-Holstein haben in den vergangenen zehn Jahren 128 Apotheken geschlossen, davon allein 15 seit dem Bruch der Ampelkoalition. Dadurch verlängern sich vor allem auf dem Land die Wege zur nächstgelegenen Notdienstapotheke, zum Teil um mehr als 12 Kilometer“, so Christiansen. Schmidt ist diese Problematik aus seinem Wahlkreis Ostholstein/Stormarn Nord bekannt. „Wir stehen zu der Arzneimittelversorgung durch die Vor-Ort-Apotheken. Gerade in einem Flächenland wie Schleswig-Holstein ist die Bevölkerung auf ein stabiles Netz von Apotheken angewiesen, die die Versorgung an 365 Tagen rund um die Uhr sicherstellen“, stellte Schmidt klar. Christiansen bekräftigte, dass die im Koalitionsvertrag zugesagte Anpassung des Apothekenhonorars auf ein Packungsfixum von 9,50 Euro „nicht nur ökonomisch nötig, sondern gesundheitspolitisch zwingend“ sei.
Ein weiterer Schwerpunkt war die im Bundesgesundheitsministerium vorgesehene Verhandlungslösung zwischen Apotheken und GKV. Christiansen kritisierte diese als „viel zu unbestimmt und ohne jede belastbare Grundlage“. Sie drohe die strukturelle Unterfinanzierung der Vor-Ort-Apotheken eher zu zementieren als zu lösen. Zudem sei die geplante PTA-Vertretungsregelung „die Abschaffung des Apothekerberufes durch die Hintertür“. Christiansen machte deutlich, dass die vorgesehene Möglichkeit, PTA als vertretungsweise Apothekenleitung einzusetzen, einem systemischen Dammbruch gleichkäme. „Wer Arzneimittelversorgung sichern will, darf die Berufsidentität des Apothekers nicht aushöhlen“, warnte Christiansen.
Der Apotheker appellierte an Sebastian Schmidt, sich entschieden dafür einzusetzen, dass die im Koalitionsvertrag vereinbarten Maßnahmen umgesetzt, die wirtschaftlichen Grundlagen der Apotheken gestärkt und Fehlentwicklungen wie die PTA-Vertretungsregelung zurückgenommen werden. „In der CDU/CSU herrscht Einigkeit darüber, dass die im Koalitionsvertrag angekündigte Stärkung der Apotheken kommen muss. Die Sicherheit der flächendeckenden Arzneimittelversorgung ist nur mit einer stabilen wirtschaftlichen Grundlage umsetzbar. Zur Wahrheit gehört momentan aber auch, dass jede finanzielle Maßnahme in dieser Koalition Räume für weitere, aus unserer Sicht weniger relevante Ausgaben mit sich bringt“, versicherte Schmidt.
Christiansen machte deutlich, dass eine solche parteipolitische Blockadesituation für die Arzneimittelversorgung hochgefährlich sei: „Die wohnortnahe Versorgung mit Arzneimitteln darf nicht zu einer Verhandlungsmasse zwischen zwei sich streitenden Koalitionspartnern werden. Wenn zentrale Gesundheitsstrukturen davon abhängen, wer sich in einem Koalitionskonflikt durchsetzt, geraten Patientenversorgung und demokratische Verlässlichkeit gleichermaßen in Schieflage.“ Aus Sicht des Kammerpräsidenten schwächen gebrochene politische Zusagen und vermeidbare Blockaden das Vertrauen in demokratische Institutionen. Christiansen würdigte Schmidts Bereitschaft, die Notlage der Apotheken offen zu diskutieren.
Die Apothekerkammer Schleswig-Holstein erwartet nun „entschlossene Schritte in Berlin“, um die wirtschaftliche Stabilität und die heilberufliche Qualität der Vor-Ort-Apotheken nachhaltig zu sichern.
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