Wissenschaft

Archäologen machen auf Geniner Baugelände bedeutende Funde

HLLogo
Am 28. September 2007 werden in Lübeck-Genin die archäologischen Ausgrabungen abgeschlossen, die im Februar des Jahres auf dem zukünftigen Baugelände des Möbelhauses Dodenhof begonnen haben. Die Ergebnisse der Ausgrabungen auf dem 120 000 Quadratmeter großen Areal erbrachten eine kleine archäologische Sensation: Unweit des Dorfes Genin wurden die ältesten Spuren sesshafter Lebensweise auf Lübecker Stadtgebiet gefunden. Anders als heute war diese Landschaft von tiefen undurchdringlichen Eichen-Buchenmischwäldern geprägt. Die Menschen lebten, wie seit über einer Million Jahren, als Jäger und Sammler.

Vor rund 6100 Jahren begann sich ihre Lebensweise zu verändern. Sie wurden zu sesshaften Bauern. Von diesen ersten Bauern stammen viele der Funde und Befunde aus Lübeck-Genin, die jetzt erstmals der Öffentlichkeit präsentiert wurden.
Das jungsteinzeitliche Siedlungsareal lag auf einem von den Flüssen Trave und Stecknitz umgebenen Nordost-Südwest verlaufenden Höhenzug. Im Osten grenzte es an großräumige Niederungsgebiete. Die undurchdringlichen Wälder machten Überlandreisen mühsam und beschwerlich, daher waren die Wasserwege von Trave und Stecknitz für die vorgeschichtlichen Menschen ein wichtiger Bestandteil ihres Verkehrssystems.

Nach dem Abschieben des oberen Mutterbodens wurden zahlreiche jungsteinzeitliche Funde und Befunde der Trichterbecherkultur erfasst. Neben den Funden von Keramikscherben, Backtellern, Steinbeilen, und Geräten aus Feuerstein wie Klingen, Bohrer, Schabern und Pfeilspitzen, konnten mehrere Abfallgruben dokumentiert werden. Einige dieser Gruben dienten ursprünglich als Lehmentnahmegruben. Alle Siedlungsspuren befanden sich auf der östlichen, dem Wind abgewandten Seite des Höhenrückens. Die gefundene Keramik erlaubt eine genauere Datierung der Siedlung in die frühe Steinzeit.

Zahlreiche weitere Befunde lassen sich nicht eindeutig dem steinzeitlichen Siedlungshorizont zuordnen. Für sie kommt ebenso eine Datierung in die Bronzezeit in Frage. Neben einfachen Siedlungsgruben wurden Vorratsgruben, Ofenstellen, Abfallgruben, Pfostenlöcher und Wandgräbchen dokumentiert. Gleiches gilt für zwei Grubenhäuser, die sich auf den sandigen Böden befanden.

Auf den höheren Lagen des Höhenrückens wurden die Reste eines bronzezeitlichen Urnengräberfeldes erfasst. Die Urnen wurden ohne Steinpackungen direkt in den Boden eingebracht und waren im oberen Bereich bereits durch den Pflug gestört. Urnen ohne Steinpackungen sind für die jüngere Bronzezeit in Schleswig Holstein bisher selten.

Dank der guten Zusammenarbeit mit dem Investor konnten die Grabungen in einer dem archäologischen Befund angemessenen Weise durchgeführt werden. Die anschließenden Bauarbeiten können nun ohne Verzug ausgeführt werden.