Menschlich gesehen

Besondere Schulungen für Senioren mit Migrationshintergrund

MigrSen-Schulung
In Kooperation haben die Hansestadt Lübeck, das Grone-Bildungszentrum Lübeck, die Jüdische Gemeinde und das Bundesamt für Migration und Flüchtlinge (BAMF) ein Konzept entwickelt, dass neben der Sprachvermittlung im Integrationskurs auch über die vielfältigen Angebote für Senioren in der Kommune, der Stadt, der Verbraucherzentrale sowie der Polizei informiert. Das dürfte ein bisher einmaliges Projekt deutschlandweit sein.

Foto RB – BU TextendeIn einer Gesprächsrunde und zu Gast bei Sonja Kanuschien in den Räumen der Lübecker Synagoge stellten die Partner heute das Projekt vor, das in einer ersten Pilotphase zunächst dort durchgeführt, dann später auch allgemein für Senioren mit Migrationshintergrund offen stehen wird. Im Kreis der Partner die Stellvertretenden Stadtpräsidentin Roswitha Kaske und Teamleiter Jürgen Luig vom Bereich Soziale Sicherung für die Hansestadt Lübeck, für das Bundesamt für Migranten und Flüchtlinge der Leiter Außenstelle Lübeck Dr. Thomas Kiefer mit Regionalkoordinatorin Sabine Hagen sowie Niederlassungsleiterin Birgit Hinrichs-Blöcker vom Grone – Bildungszentrum Lübeck, die vor dem Gespräch Einblick in eine dieser Schulungsstunden genommen hatten.

Wie Dr. Thomas Kiefer und Sabine Hagen berichteten, kam man auf die Idee für diese Seniorenkurse bei einem Besuch der Regionalkoordinatorin des (BAMF) bei der Jüdischen Gemeinde zu Lübeck. Aufgrund des im Jahr 2005 geänderten Zuwanderungsgesetzes, haben Menschen mit Migrationshintergrund nur noch drei Jahre lang die Möglichkeit entsprechende Beratungsstellen in Anspruch zu nehmen. Genau hier setzt das neue, deutschlandweit einmalige Projekt an: Angeboten werden verschiedene thematische Integrationskurse, sei es zum Thema Pflege, Leben und Wohnen im Alter, Patientenverfügung, Gesundheitsprävention, aber auch Ausflüge sowie eine Einführung in die Welt des Internets.

Im Rahmen dieser bis März 2009 einmal im Monat stattfindenden Info-Tage können sich die Senioren über die Angebote und rechtlichen Ansprüche informieren. Ziel des Projektes ist es, dass auch ältere Menschen selbständig ihre Behördengänge und damit ihre Ansprüche regeln können und ihre Unsicherheit im Umgang mit der deutschen Sprache und den deutschen Behörden ablegen.

Für die Hansestadt Lübeck fand die Stellvertretende Stadtpräsidentin Roswitha Kaske großes Lob für dieses Projekt, das ihren Worten nach sich nicht nur das Erlernen der deutschen Sprache erstreckt. „Ziel ist letztlich, das diese Menschen damit auch andere Angebote in Anspruch nehmen können und derartige Kurse gar nicht mehr brauchen!“ Vor allem würde man damit die oftmals bestehende Hemmschwelle überwinden, um an Veranstaltungen wie „Sonnenschiff“, Empfang der 70jährigen oder Stadtranderholung teilzunehmen. „Es ist auffällig, dass bei solchen Veranstaltungen kaum Migranten dabei sind“, so Roswitha Kaske. Sie erwartet vom neu gegründeten Lübecker Migrationsforum zukünftig entsprechende Unterstützung, zumal diese von den Betroffenen besser von denen direkt kommen sollte.

Jürgen Luig freut sich, mit dem Grone – Bildungszentrum einen sehr guten Träger für die Kurse gefunden zu haben. Dieses „schult“ nicht nur in deutscher Sprache, sondern hat sogar etliche Senioren-Freizeit-Pässe erworben, um den Kursteilnehmerinnen und -teilnehmern auch praktische Tipps zu vielfältigen Freizeitangeboten dabei zu geben. Auch „eine Woche am PC“ fand bereits große Freude bei ihnen.

Die Jüdische Gemeinde bietet bereits seit September 2007 einen Integrationskurs für Senioren an und reagierte damit auf die aktuellen Probleme der älteren Bürger. Der Erfolg gibt den Organisatoren recht, denn die Nachfrage nach diesem Angebot ist enorm: Inzwischen sind die dreimal in der Woche stattfindenden Treffen zum festen Termin der meist allein stehenden Senioren zwischen 60 und 80 Jahren geworden. „Gerechnet hatten wir vielleicht mit 10 oder 12 Interessenten“, bestätigte Sonja Kanuschien. „Dass es aber gleich 45 Anmeldungen geben würde, hat uns dann doch sehr überrascht!“ Auch als ausgebildete Lehrerin weiß sie, dass die einzelnen Gruppen nicht mehr als 17 oder 18 Teilnehmerinnen und Teilnehmer sein sollten.

Daher wird neben den zwei bereits bestehenden Kursen das Grone-Bildungszentrum Lübeck demnächst mit dem dritten Seniorenkurs beginnen. Langfristiges Ziel dieses Pilotprojektes ist es, allen Seniorinnen und Senioren mit Zuwanderungsgeschichte in Lübeck einen ihren Bedürfnissen angepassten Integrationskurs mit seniorengerechten Schulungen anbieten zu können – mit der Zielsetzung, ein selbstbestimmtes Leben im Alter entwickeln zu können.

Weitere Informationen gibt es im Verwaltungszentrum Kronsforder Allee, sozialen Organisationen und unter www.bamf.de .

BU: Die „Gesprächsrunde“ fand eine sehr lebendige Kursgemeinschaft vor, in der übrigens im Deutsch-Unterricht ausnahmslos deutsch gesprochen wird. Das sichert rascheren Erfolg.