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Politik & Wirtschaft

Boom bei IHK-Existenzgründungsberatungen

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Immer mehr Menschen entdecken ihren Unternehmergeist. Die aktuellen Zahlen der IHK zu Lübeck in der Gründungsberatung sind nicht anders zu interpretieren. Bis Juli 2007 wurden bereits über 1.430 Einstiegsgespräche und 221 Intensiv-Beratungen durchgeführt, die Vorjahresmarken wurden dadurch bereits im Juli übertroffen.Es ist zwar zu beobachten, dass durch die guten Arbeitsmarktchancen der Zuwachs an Neugründungen derzeit stagniert, aber der Wunsch, Chef in der eigenen Firma zu werden, ist unverändert hoch. Das spricht für eine neue Gründungswelle in absehbarer Zukunft.

Waren die Deutschen für lange Zeit nicht gerade als risikofreudige Unternehmensgründer bekannt, entfachte die ICH-AG seit 2003 einen Gründungsboom. Mit ihrem Start stieg die Zahl der Existenzgründungen aus der Arbeitslosigkeit auf ein zuvor nie gekanntes Niveau. Doch das blieb nicht der einzige Effekt, das Thema Existenzgründung insgesamt wurde wieder salonfähig. Leider gab es durch das Platzen der Internetblase Anfang des Jahrhunderts einen Rücksetzer, aber die Chancen des Unternehmertums sind inzwischen fest in den Köpfen verankert. Anders als noch in den 90er fragen sich heute viele, die qualifiziert sind, ob sie sich mit ihren Fähigkeiten nicht auch selbständig machen können.

Unterstützung für Gründer gibt es reichlich, die Beratung und Förderung durch IHKs, HWKs, Wirtschaftsförderungen, Förderbanken und Arbeitsagentur gilt europaweit als vorbildlich. Die ICH-AG, die ungerechtfertigter Weise mit einem schlechten Ruf kämpfen musste, wurde zwar 2006 durch den Gründungszuschuss ersetzt, erwies sich im Nachhinein jedoch als großer Erfolg. Zwischen 65 und 81 Prozent der Existenzgründungen aus Arbeitslosigkeit – je nach Branche – sind noch heute am Markt, das zeigt eindrucksvoll nicht nur arbeitsmarktpolitischen Erfolg, sondern nicht zuletzt eines: Selbständigkeit zahlt sich aus!

Das Deutsche Institut für Wirtschaftsforderung (DIW) und das Institut für Arbeitsmarkt- und Berufsforschung der Bundesagentur für Arbeit (IAB) beurteilten die ICH-AG deshalb als eines der wirksamsten Instrumente der Arbeitsmarktpolitik. Bis Mitte des Jahres 2006 wurde eine Million Gründungen aus der Arbeitslosigkeit gefördert, davon knapp 400.000 mit der Ich-AG. Auffällig an den Ich-AGs ist der hohe Frauenanteil von über 48 Prozent. Der ohnehin steigende Frauenanteil unter Unternehmenslenkern erhielt damit einen spürbaren Schub.
In der Politik sind Hightech-Gründer à la Bill Gates sicherlich besonders erwünscht, erfreulich sind aber auch Erfolgsmeldungen aus Branchen wie dem als schwierig geltenden Einzelhandel. So wie das kleine, aber fein eingerichtete Braut- und Abendmodengeschäft Casandra an der Lübecker Hüxtertorallee, das die Schwestern Katharina und Karoline Kowalik seit dem Frühjahr 2007 betreiben. Die jungen Frauen wurden über das Lübecker Projekt „pro selbständig“ und die IHK zu Lübeck beraten. Sie berichten begeistert von ihrer Startphase und überzeugen ihre Kunden durch individuelle Beratung und guten Service.

Das Beispiel zeigt: Der aktuelle wirtschaftliche Aufschwung bietet nicht nur Arbeitnehmern vielfältige Aufstiegsmöglichkeiten, sondern auch die Rahmenbedingungen für die Selbständigkeit sind gut wie selten zuvor. Die große Nachfrage nach Existenzgründungsberatung allein bei der IHK zu Lübeck zeigt, dass noch einiges unternehmerische Potential in der Pipeline steckt. Da gut Ding Weile hat und die Unternehmensgründung gründlich vorbereitet sein will, kann auf eine neue, sehr gewissenhaft handelnde neue Unternehmergeneration gehofft werden.