Der Herbst – begrüßt mit Versen von Emanuel Geibel
Was liegt näher, als den heutigen Herbstanfang mit Lübecks „Haus-Poeten“ Emanuel Geibel zu begrüßen. Ob er selbst als „Denkmal“ -nachdenklich am Lübecker Koberg sitzend – an dem heute leider eingetrübten Tag daran Freude hat, darf getrost bezweifelt werden. Sicher aber versöhnen seine Verse:
Foto (RB): Dazu entbiete ich Ihnen einen floralen „Herbstcocktail“, den ich einmal zusammengestellt habe und immer noch mag.
HERBSTLICH SONNIGE TAGE
Herbstlich sonnige Tage,
Mir beschieden zur Lust,
Euch mit leiserem Schlage
Grüßt die atmende Brust.
O wie waltet die Stunde
Nun in seliger Ruh!
Jede schmerzende Wunde
Schließest leise sich zu.
Nur zu rasten, zu lieben,
Still an sich selber zu baun,
fühlt sich die Seele getrieben
Und mit Liebe zu schaun.
Jedem leisen Verfärben
Lausch ich mit stillem Bemühn,
Jedem Wachsen und Sterben,
Jedem Welken und Blühn.
Was da webet im Ringe,
Was da blüht auf der Flur,
Sinnbild ewiger Dinge
Ists dem Schauenden nur.
Jede sprossende Pflanze,
Die mit Düften sich füllt,
Trägt im Kelche das ganze
Weltgeheimnis verhüllt.
Emanuel Geibel (1815 – 1884)