Politik & Wirtschaft

Erfolgreiche Einstiegsqualifizierung Jugendlicher vermittelt Ausbildung

AFA-Reifen-Azubi
Die Agentur für Arbeit Lübeck fördert in Zusammenarbeit mit den Kammern und Kreishandwerkerschaften 100 EQJ-Plätze. Ein Beispiel: Der siebzehnjährige Alexander Senger wird von Firma Reifen Auto Service RAS AG in Ausbildung übernommen. Wie er selbst sagt, hatte er sich im Grunde zu spät beworben und dadurch bisher keinen Erfolg gehabt. Das hier noch laufende Praktikum hat jedoch rasch beide Seiten überzeugt. Der junge Mann hat den Lehrvertrag zum Bürokaufmann in der „Tasche“.

Foto (RB): Olga Nommensen (li.) und Axel Farsky (re.) von der Agentur für Arbeit stellten sich mit Egon Geisler, Ben Frehse und Alexander Senger den Fragen zu diesem EQJ – Erfolg.
Jugendliche, die keinen Ausbildungsplatz gefunden haben, können während eines betrieblichen Praktikums gefördert werden. Die sogenannte Einstiegsqualifizierung für Jugendliche (EQJ) dient dabei als Brücke in die Berufsausbildung und orientiert sich an Ausbildungsinhalten anerkannter Ausbildungsberufe. EQJ wurde im Rahmen des Nationalen Paktes für Ausbildung und Fachkräftenachwuchs 2004 eingeführt. Die Kammern werben die Praktikumsplätze bei ihren Mitgliedsfirmen ein und stellen deren Eignung als Praktikumsbetrieb fest. Die Angebote gehen zur Vermittlung weiter an die Agentur für Arbeit, die den Betrieben eine EQJ-Vergütung erstattet.

„EQJ ist ein sozialversicherungspflichtiges Beschäftigungsverhältnis bei dem zwischen Betrieb und Jugendlichen ein Vertrag abgeschlossen wird. Zurzeit werden von uns 100 Jugendliche gefördert. EQJ beginnt meist am 01.10 und dauert sechs bis 12 Monate. Sowohl für Betriebe als auch Jugendliche eine gute Möglichkeit sich kennen zu lernen. Begleitforschungen belegen, dass 60-70 Prozent der Teilnehmer in eine Ausbildung einmünden“, erläutert Wolfgang Werner, Vorsitzender der Geschäftsführung der Agentur für Arbeit Lübeck.

Von diesem Langzeitpraktikum kann auch Alexander Senger (17 Jahre) profitieren. Er wird von Firma Reifen Auto Service RAS AG aus Travemünde zum 01.08.2008 in Ausbildung übernommen. Alexander Senger hatte die Realschule 2007 mit der Mittleren Reife verlassen. Zunächst versuchte er selbst eine Ausbildungsstelle in kaufmännisch-verwaltenden Berufen zu finden und nahm im April dann auch die Hilfe der Arbeitsagentur in Anspruch. Bei der starken Konkurrenz im kaufmännischen Bereich war seine schwache vier in Deutsch ein Hinderungsgrund, so dass er trotz zahlreicher Bewerbungen unversorgt bleib.
Seit 01.10.2007 macht er nun das Praktikum und konnte den Betrieb von seinen Leistungen überzeugen.

„Wir sind ein Handwerksbetrieb mit fünf Gesellen. Wir haben zuletzt Kfz-Mechaniker beziehungsweise Mechatroniker ausgebildet. Bevor wir erstmals die Ausbildung zum Bürokaufmann anbieten, wollten wir testen, ob es klappt“, erklärt Ben Frehse, Vorstand der Reifen Auto Service RAS AG, die Fahrzeuge aller Marken repariert, instand setzt und über eine ausgewogenes Sortiment neuer Reifen verfügt. Denn testen heißt auch kennenlernen. „Damit sollen und wollen wir im Rahmen der zu absolvierenden Ausbildung einen kompetenten und fachlich guten Bürokaufmann beschäftigen und für unser Team gewinnen.“
„Herr Senger ist zuverlässig, freundlich und kommt bei der Kundschaft gut an. Er ist engagiert und hat sich bereits gute Vorkenntnisse angeeignet“, erklärt Egon Geisler, Aufsichtsrat der Reifen Auto Service RAS AG.

„Selbst wenn die Übernahme nicht im gleichen Betrieb möglich ist, erhalten die Jugendlichen ein betriebliches Zeugnis und ein Zertifikat der Kammer über die erfolgreiche Teilnahme. Damit können sie bei anderen Arbeitgebern nachweisen, dass sie Durchhaltevermögen haben und ihre erworbenen Grundkenntnisse einbringen. Teilweise ist auch die Anrechnung der EQJ-Zeit auf die Ausbildung möglich“, teilt Axel Farsky, Ausbildungsstellenvermittler der Arbeitsagentur Lübeck, mit.

„2007 wurden im Agenturbezirk 3.634 Ausbildungsverträge eingetragen. Mit einem Zuwachs von 10 Prozent liegt Lübeck weit über Landes- und Bundesdurchschnitt. Besonders großen Anteil am Zuwachs hatten die Handwerksbetriebe mit 15,9 Prozent, aber auch Industrie- und Handel konnten 8,6 Prozent mehr Ausbildungsverträge verzeichnen. Das Engagement von Kammern, Kreishandwerkerschaften, Berufsschulen und der Arbeitsagentur hat sich gelohnt. Dafür möchte ich allen Beteiligten danken. Dennoch gibt es jedes Jahr Bewerber, die diese zweite Chance über EQJ brauchen. Dieses Beispiel sollte auch anderen Arbeitgebern Mut machen, Jugendlichen mit schwierigem Vermittlungshintergrund eine Chance zu geben. An Jugendliche richte ich den dringenden Hinweis, nicht zu lange zu warten. Je früher man sich bei uns meldet, umso größer sind die Chancen, eine Ausbildungsstelle zu finden. Mit der Berufsberatung können dann auch rechtzeitig Berufsalternativen besprochen werden“, ergänzt Werner.

Beratungstermine können unter der 0 18 01 / 555 111* vereinbart werden.

*3,9 Cent je Minute aus dem Festnetz der Deutschen Telekom. Bei Anrufen aus Mobilfunknetzen gelten davon abweichende Preise

Informationen zu EQJ
EQJ wurde im Rahmen des Nationalen Paktes für Ausbildung und Fachkräftenachwuchs in Deutschland 2004 beschlossen und 2007 bis 2010 verlängert. Beteiligt sind an dem Pakt die Deutschen Arbeitgeberverbände, der Bundesverbande der Deutschen Industrie, der Deutsche Industrie- und Handelskammertag, der Zentralverband des Deutschen Handwerks, das Bundesministerium für Wirtschaft und Technologie, das Bundesministerium für Bildung und Forschung, das Bundesministeriums für Arbeit und Soziales und die Bundesagentur für Arbeit.

Zielgruppe der EQJ sind Jugendliche unter 25 Jahren, die eine Ausbildung suchen und bis zum 30. September noch nicht vermittelt sind sowie junge Leute, die nicht in vollem Umfang ausbildungsreif sind. Jugendliche, die berufschulpflichtig sind, besuchen während der EQJ die Berufsschule.

Förderberechtigt sind private und öffentliche Arbeitgeber. Für die EQJ-Vergütung erstattet die Agentur für Arbeit dem Arbeitgeber bis zu 192 Euro monatlich, die er an den EQJ-Teilnehmer auszahlt. Außerdem werden dem Betrieb 96 Euro als pauschalierter Anteil am Gesamtsozialversicherungsbeitrag gewährt. Der Arbeitgeber trägt die Sach- und Personalkosten sowie den Beitrag für die Berufsgenossenschaft. Der Antrag auf Förderung ist vor Beginn des Praktikums bei der Agentur für Arbeit zu stellen.

Quelle: Agentur für Arbeit HL