Wissenschaft

Gruppe „Spur“ in der Lübecker Kunsthalle St. Annen zu sehen

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In der Lübecker Kunsthalle St. Annen wird am Sonntag, 25. März 2007, um 11.30 Uhr die Ausstellung „Gruppe SPUR“ eröffnet, eine groß angelegte Retrospektive fünfzig Jahre nach der Gründung einer der bedeutendsten Künstlervereinigungen der Nachkriegszeit. Lothar Fischer, Heimrad Prem, Helmut Sturm und HP Zimmer stehen im Mittelpunkt der Schau, die zusammen mit der Villa Stuck und dem Museum Lothar Fischer realisiert wurde und in Lübeck bis zum 17. Juni zu sehen sein wird.Im Ersten Manifest der Gruppe SPUR von 1958 heißt es: „Wir wagen es, unsere Stimme gegen den ungeheuren Koloss des technisierten Apparates zu erheben. Wir sind gegen das folgerichtige Denken, das zur kulturellen Verödung geführt hat.“ Die vier SPUR-Protagonisten, der Bildhauer Lothar Fischer (1933 -2004) und die Maler Heimrad Prem (1934 -1978), Helmut Sturm (1932) und HP Zimmer (1936 -1992), ließen durch ihre kunstpolitisch provokanten Aktivitäten, durch die Verbreitung von Flugblättern und Manifesten sowie durch die Herausgabe ihrer sieben Zeitschriften Staat und Justiz in Bayern heftig reagieren.
Doch trug die Gruppe SPUR gerade auch dadurch maßgeblich zur künstlerischen Aufbruchstimmung im Deutschland der Sechzigerjahre bei. Internationale Aufmerksamkeit erregten die Anklagen, die gegen die Mitglieder der Gruppe erhoben werden: die „Verteilung unzüchtiger Schriften“ und „Gotteslästerung“ und „Religionsbeschimpfung“. Doch die Mitglieder sprachen sich laut für die „menschliche Ausdrucksfreiheit“ aus und erhielten dabei Unterstützung von Sympathisanten wie dem französischen Autor und Filmemacher Guy Debord: „In Paris haben wir einen Musterprozess gegen Künstler wegen Pornographie und Unmoral gehabt: Das war im 19. Jahrhundert. Baudelaire und Flaubert sind aus denselben Gründen verurteilt worden, derentwegen heute Prem, Kunzelmann, Sturm und Zimmer in München angeklagt sind. […] Vor der Geschichte gewinnt die künstlerische Freiheit immer ihre Prozesse“.

Die Ausstellung wird sowohl die Gruppenaktivitäten im Focus von Kunst, Gesellschaft und Politik darlegen, als auch sichtbar machen, welche Kraft und Aktualität von den Kunstwerken damals ausging und heute noch ausgeht. In ihrem 1959 erschienenen Text „Über unsere Malerei“ schreibt die Gruppe: „Wir fassen alle wesentlichen Strömungen der Malerei in einem System zusammen. Wir sind nicht nur abstrakt, sondern auch gegenständlich. Wir besitzen eine abstrakte Methode, die uns ermöglicht, gegenständlich zu sein. Die Formen und Gegenstände, die der persönlichen Vorliebe des Einzelnen entspringen, verflechten sich mit dem abstrakten System.“ In der Auseinandersetzung mit dem Werk Wassily Kandinskys, dem Bildaufbau des Kubismus, dem Malprozess des Informel sowie der Beschäftigung mit dem Schaffen Max Beckmanns und der Dynamik des barocken Bildraums finden die Künstler zu einer höchst eigenständigen, spannenden Bildsprache, die Figuratives mit Abstraktem verbindet. Diese Retrospektive mit über 70 Gemälden, Skulpturen, Papierarbeiten, Manifesten und den sieben SPUR-Zeitschriften zeichnet die verschiedenen Schaffensphasen von Lothar Fischer, Heimrad Prem, Helmut Sturm und HP Zimmer der SPUR-Zeit von 1957 bis 1965 nach.
Zur Ausstellung ist ein 424-seitiger Katalog erschienen, der mit dem „Preis der schönsten Bücher des Jahres 2006“ ausgezeichnet wurde. Er wurde herausgegeben von Jo-Anne Birnie Danzker und Pia Dornacher und kostet 34 Euro. Die Ausstellung in Lübeck wird ermöglicht durch den Deutschen Verband Frau und Kultur e. V., Gruppe Lübeck, und die Possehl-Stiftung, Lübeck, mit freundlicher Unterstützung durch Stenzels Werbe Büro SWB.

Der Eintritt beträgt sieben, ermäßigt 3,50 Euro. Zu sehen ist die Ausstellung in der Kunsthalle St. Annen, St.-Annen-Straße 15, während der Öffnungszeiten (bis 1. April: dienstags bis sonntags 11 bis 17 Uhr, ab 1. April dienstags bis sonntags 10 bis 17 Uhr. Weitere Informationen gibt es im Internet unter www.museen.luebeck.de oder bei der Museums-Hotline 01805 – 92 92 00 .