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Gutes Geld für PFAS-Überwachung, zu wenig für Naturwiederherstellung

  • BUND SH kommentiert Landeshaushalt
  • PFAS-Überwachungsprogramm deutschlandweit vorbildlich
  • Geld aus Wasserabgabe muss zur Reduzierung der Nährstoffeinträge verwendet werden
  • Zu wenig Geld zur Wiederherstellung der Natur eingeplant

Kiel. „Mit dem PFAS-Sonderprogramm ist Schleswig-Holstein bundesweit ein Vorreiter“, sagt Bini Schlamann, Agrar- und Biodiversitätsreferentin im Bund für Umwelt und Naturschutz Deutschland, Landesverband Schleswig-Holstein e. V. (BUND SH) mit Blick auf die Verabschiedung des Landeshaushalts. Darin hat die Landesregierung für ein Programm zur Messung und Überwachung von PFAS in Boden und Grundwasser in Schleswig-Holstein 200.000 Euro für das kommende Jahr und weitere 3,7 Millionen Euro bis 2030 eingeplant. „Das ist ein notwendiger Schritt, und ich hoffe, dass weitere Bundesländer sich anschließen“, erklärt Schlamann, „Aber es löst nicht das Problem. Es dürfen nicht noch mehr Ewigkeitschemikalien in die Umwelt gelangen! Die Länder müssen sich auf Bundes-, EU- und globaler Ebene auf einen vollständigen Ausstieg aus der Produktion und Verwendung von PFAS einigen.“

PFAS (per- und polyfluorierte Alkylsubstanzen) sind auch als „Ewigkeits-Chemikalien“ bekannt, weil sie nur schwer bis gar nicht abbaubar sind und sich im Boden, im Wasser und zunehmend auch in menschlichen Körpern anreichern. Einige dieser Substanzen stehen im Verdacht, Krebs zu erregen. Trotzdem werden sie wegen ihrer wasserabweisenden Eigenschaften weiterhin in vielen Alltagsprodukten wie Pfannen oder Regenmänteln verwendet. Bei einem deutschlandweiten Trinkwasser-Test des BUND wurden bereits in 42 von 46 Proben PFAS nachgewiesen.

„Nicht nur chemische Spurenstoffe sind eine Gefahr für unser Wasser, sondern auch Düngemittel aus der Landwirtschaft“, betont BUND-SH-Vorstandsmitglied Jürgen Leicher. „Nitrate und Phosphate landen im Grundwasser, in Flüssen und Seen und letztlich in Nord- und Ostsee. Sie gefährden unser Trinkwasser und die Artenvielfalt. Das Umweltministerium hat in seiner Haushaltsanmeldung angekündigt, dem Landwirtschaftsministerium eine Million Euro aus der Erhöhung der Landeswasserabgabe für Maßnahmen zur Umsetzung des Aktionsplans Ostseeschutz zur Verfügung zu stellen. Dieses Geld muss jetzt schnellstens in Agrar-Umweltmaßnahmen investiert werden, die wirklich nachhaltig den Nährstoffeintrag in Gewässer stoppen, zum Beispiel düngefreie Gewässerrandstreifen.“

„Wenn weniger Düngemittel und Pestizide in Gewässer, Knicks und andere wertvolle Lebensräume gelangen, nützt das Insekten, Fröschen und Fischen und trägt damit zur Umsetzung der EU-Wiederherstellungsverordnung bei“, ergänzt Bini Schlamann.

Die EU-Wiederherstellungsverordnung verpflichtet die Mitgliedsstaaten dazu, 20% ihrer Land- und Meeresnatur bis 2030 wiederherzustellen. „Für die Umsetzung der EU-Wiederherstellungsverordnung sind nur 50.000 Euro im Landeshaushalt 2026 eingeplant. Das ist viel zu wenig!“, sagt Schlamann und führt aus: „Diese EU-Verordnung wurde eingeführt, weil trotz aller vorherigen EU-Richtlinien wie Natura 2000 oder Wasserrahmenrichtlinie wertvolle Lebensräume und Arten einfach verschwinden. Es gibt nur noch einen Bruchteil an den einst so prägenden Sumpfdotterblumenwiesen, und wo früher Hunderte Feldlerchen sangen, findet man jetzt mit Glück noch eine einzige! Um das Artensterben zu stoppen, muss das Land in das Management und die Überwachung der Schutzmaßnahmen investieren – mit Personal, mit Geld und mit mehr politischem Willen.“

Weitere Informationen zur EU-Wiederherstellungsverordnung:
https://www.bund-sh.de/meldungen/detail/news/bund-auf-dem-naturschutztag-sh/