IHK-Präses fordert auf Neujahrsempfang starkes Bündnis für die Region

Gehen schon manche Großereignisse wegen Lübecks „mangelnder Platzkapazität“ an seiner Musik und Kongress Halle vorbei, scheint sich dieser Trend auch auf den Neujahrsempfang der Industrie- und Handelskammer zu Lübeck abzuzeichnen: Das traditionelle Labskausessen mussten auch in diesem Jahr und dazu erheblich mehr schon an Stehtischen eingenommen werden. Fast 1.700 Gäste sprengten fast den möglichen Rahmen. Wie auch immer: Ein erneut großartiger Empfang mit bemerkenswerten Grußworten und Vorträgen. Ein Empfang auch bemerkenswerter Gäste und Gastgeber.So etwa die Gastgeber mit Präses Bernd Jorkisch und Hauptgeschäftsführer Professor Bernd Rohwer, die vorab Ehrengäste wie den Ministerpräsidenten des Landes Schleswig – Holstein Peter Harry Carstensen und aus seinem Kabinett Wirtschaftsminister Dietrich Austermann ebenso begrüßen konnten wie den Präses der Handelskammer Hamburg Dr. Karl – Joachim Dreyer, die Repräsentanten der Schwesterkammern der IHK zu Lübeck aus Flensburg und Kiel, Schwerin, Rostock und Bremen sowie die Präsidentin der IHK Schleswig – Holstein Margarethe Böge. Vor allem auch den für die kurzfristig verhinderte Gastrednerin, die Verkehrsministerin des Königreichs Dänemark Garina Christensen, „eingesprungenen“ ehemaligen dänischen Minister für Energie, Steuern u. a. und seit kurzem Vorsitzender der dänischen Stiftung Fehmarn Belt Svend Erik Hovmand.
Dabei auch weitere Gäste aus Dänemark wie die Herren Larsen und Lundhus der Sund & Baelt AS, Herrn Allstedt von der FehmarnBelt AS, Herrn Karlshöj, Departmentsleiter im dänischen Verkehrsminiserium und Herrn Madsen.
Professor Dr. Bernd Rohwer, Hauptgeschäftsführer der IHK zu Lübeck nannte in seinen Ausführungen unter anderem – wie sich zeigen sollte – eindrucksvolle „Zahlen“: „Erneut zwei Prozent Wirtschaftswachstum, 6000 neue Arbeitsplätze, 10 Prozent mehr Ausf uhren, 10 Prozent mehr Umschlag im Lübecker Hafen, drei Prozent – in Lübeck sogar fünf Prozent mehr Übernachtungen, Rückgang der Arbeitslosigkeit im Süden unseres Kammerbezirks um über 20 Prozent, auf eine Arbeitslosenquote von nur noch vier Prozent (Kreis Stormarn) – ein für unsere Region wirtschaftlich wahrlich wieder erfolgreiches Jahr liegt hinter uns!“ Auf eine Zahl ist er besonders froh und stolz: Die Betriebe im IHK – Bereich haben die Zahl ihrer Ausbildungsplätze 2007 noch einmal um über 10 Prozent erhöht und damit gezeigt, welch großen Stellenwert sie guter Ausbildung und guten beruflichen Perspektiven für die Jugend beimessen, wofür er den Unternehmerinnen und Unternehmern herzlichen Dank aussprach. Seine positive Einstellung: „Warum sollten dem guten Jahr 2007 nicht weitere guten Jahre folgen? Ich denke, trotz mancher Risiken – und die gibt es immer – : Ein weiteres gutes Jahr mit neuen Chancen liegt vor uns!“
Bernd Jorkisch, Präses der IHK zu Lübeck, warb seinerseits für die Nutzung der Chancen durch den Bau der Brücke über den Fehmarnbelt: „Die feste Fehmarnbelt-Querung ist eine historische Chance für Norddeutschland: Wir können einen neu definierten, international geprägten Wirtschaftsraum schaffen. Schon jetzt sehe ich den Wachstumskorridor Hamburg-Lübeck-Öresund. Ich bin zutiefst davon überzeugt, dass die feste Querung die Jahrhundertchance für die wirtschaftliche Entwicklung unserer Region ist.“
An die Politiker in Bund und Land richtete Jorkisch seinen Appell zum zügigen Ausbau der Verkehrswege im Norden: „Wir sind die Logistikdrehscheibe, über unsere Häfen sind wir die Anbindung für ganz Deutschland an den Außenhandel. Aber die Hinterlandanbindungen drohen immer mehr zum Flaschenhals zu werden.“
Daher treibe die IHK zu Lübeck unter anderem den Ausbau der Bundesstraße 404 zur Autobahn 21 mit einer neuen Elbquerung bei Geesthacht mit aller Kraft voran. Diese A 21 würde sieben vorhandene Autobahnen nachhaltig vernetzen und entlasten. „Die Ostumfahrung Hamburgs aber ist eine Ergänzung und keine Alternative zur Westquerung der A 20 bei Glückstadt“, ergänzte der Präses. Er forderte die Bundesregierung auf, die A 21 in den „Vordringlichen Bedarf“ des Bundes-Verkehrswegeplanes aufzunehmen.
Eine gute Infrastruktur ist seiner Auffassung nach eine wesentliche Voraussetzung für das Zusammenwachsen der Region. „Die IHK zu Lübeck macht sich seit Jahren für die Regionsbildung stark, weil kleinteilige Standorte ohne Perspektive im Wettbewerb in einem größer werdenden Europa sind“, sagte der Präses. „Die Globalisierung fragt nicht, ob sie willkommen ist – sie fordert uns einzig und konsequent dazu auf, unsere Rahmenbedingungen anzupassen.“
Doch die Globalisierung berge auch Chancen. „Wir zählen zu den Gewinnern, denn uns kommt unsere exponierte geografische Lage als Tor Zentraleuropas zur Ostsee zu Gute“, so Jorkisch. „Dass dies so bleibt, muss unser gemeinsames Ziel für die Zukunft sein, denn die deutsche Wirtschaft ist abhängig vom Außenhandel.“ Doch die Unternehmen seien auch auf Reformen angewiesen. Von den Politikern in Berlin sei aber zurzeit wenig zu erwarten: „Statt den Aufschwung zu kompromisslosen, resoluten Schritten zu nutzen, verheddern wir uns in Zaudern und Angst vorm Wähler.“ Als Beispiele für den sinkenden Reformeifer nannte der Präses die Änderungen bei der Unternehmen- und der Erbschaftsteuer. Beide seien nicht zu Ende gedacht und besonders aus der Sicht des Mittelstandes eher mit Nachteilen für die Unternehmen verbunden.
Weiter an die Politik gerichtet sagte Bernd Jorkisch: „Es bedarf charismatischer Führung mit klaren Botschaften, den Kurs standhaft vertretend und den Konflikt nicht scheuend.“ Nur so könne Deutschland zurückkehren zu einer Leistungs- und Erfolgsgesellschaft.
Die Wirtschaft dagegen beweise immer wieder aufs Neue, wie sie sich dem Wandel der Zeit anpasst. Schon jetzt arbeiteten die IHKs in Schleswig-Holstein intensiv und erfolgreich zusammen. Und auch mit der Handelskammer Hamburg gebe es eine enge Kooperation, die die Stärkung der Region entlang der Wachstumsachse Hamburg-Lübeck mit Verflechtungen zu den starken Landkreisen und partnerschaftlichen Verbindungen zu Nordwestmecklenburg und Wismar zum Ziel hat.
Bernd Jorkisch rief Unternehmer, Politiker und Bürger auf, gemeinsam ein „starkes Bündnis für die Region“ zu schaffen. Dafür gibt es aus der Sicht der Wirtschaft aber Bedingungen zu erfüllen: Die Kreise sollten Gemeinsamkeiten für die Region finden. Die Stadt Lübeck sollte endlich ihren Haushalt konsolidieren. Mit einer engen Abstimmung könnte die Wirtschaftsförderung interkommunale Gewerbegebiete schaffen. Die Bildungspartner rief der Präses auf, eine Offensive gegen den Fachkräftemangel zu starten und die Landesregierung sollte den Hochschulstandort Lübeck sichern und die Zentralverwaltung des Universitätsklinikums Schleswig-Holstein in Lübeck einrichten. Die IHK und das Handwerk würden zudem als Netzpartner aller Akteure die Entwicklung voranbringen.
Für den Minsterpräsidenten des Landes Schleswig – Holstein Peter Harry Carstensen bestehen mittels der geplanten festen Fehmarnbelt-Querung über die entstehende Achse Hamburg-Lübeck-Fehmarn-Kopenhagen bis hin nach Malmö große Chancen aus der Anbindung heraus an die Wachstumsregionen mit erheblichen Vorteilen für die Standorte. Gastredner Svend Erik Hovmand lobte vorab die große Unterstützung, die diesem Projekt bisher von norddeutscher Seite zuteil wurde: „Dies gilt nicht zuletzt für die Industrie- und Handelskammer zu Lübeck und die Landesregierung Schleswig – Holstein. Warum es Sinn mache, eine feste Querung zu bauen, erklärte er unter anderem so: „Weil die Querung Dänemark mit Deutschland, einem unserer wichtigsten Kooperations- und Handelspartner verknüpft, weil eine fest Querung die Menschen miteinander verbindet, wie die Erfahrungen von der Querung des Großen Belts und der Öresundquerung zeigen und weil die Fehrmarnbeltquerung zur Realisierung der Vision des europäischen Binnenmarktes beiträgt, wobei die Freizügigkeit der Arbeitnehmer und der freie Warenverkehr weiter gefestigt werden.
Weitere Gründe seien: Die Querung dient den Unternehmen und Verbrauchern gleichermaßen: Den Unternehmen wird der Zugang zu den Exportmärkten erleichtert. Deshalb wird mit einer Verbesserung der Wettbewerbsfähigkeit, einem Anstieg der Produktivität und einer Kostenreduzierung gerechnet. Dies verbessert die Rahmenbedingungen für die Unternehmen, schafft Arbeitsplätze und führt zur Senkung der Verbraucherpreise. Auch Umweltaspekte bezog er in seine Worte ein: „Dänische Forscher haben berechnet, dass die CO 2 – Ersparnis beim Ersatz der Fähren durch die Brücke – dem CO 2 – Ausstoß von einer Stadt mit 20.000 Einwohnern entspricht. Das bedeute: Wenn die Brücke in 10 Jahren fertig ist, dann ist die CO 2 – Belastung in unserem Teil Nordeuropas also um wesentlich mehr reduziert im Vergleich zu der CO 2 – Belastung der Fähren.
Ebenso beeindruckend die Leistung des Service- und Küchenpersonals hinsichtlich des traditionellen Labskausessens. Ambiente und Ablauf waren so perfekt vorbereitet und organisiert, dass zu keinem Augenblick auch nur der Hauch
einer „Massenabfertigung“ entstand. Getränke konnten serviert oder auch von den rasch entstehenden Small-Talk-Gruppen an den Ständen entgegen genommen werden. Übrigens wirkte sich auch hier das „Anti-Raucher-Gesetz“ aus: Betroffene wurden diskret gebeten, doch „draußen“ zu rauchen…
Foto (RB): Von li. Der Hauptgeschäftsführer der Handelskammer Hamburg Prof. Dr. Hans-Jörg Schmidt-Trenz, die Präsidentin der IHK Schleswig-Holstein Margarete Böge, Ministerpräsident Peter Harry Carstensen, der Präses der IHK zu Lübeck Bernd Jorkisch, der Präses der Handelskammer Hamburg Dr. Karl-Joachim Dreyer und Minister Dietrich Austermann.









