Das interaktive Online-Magazin seit 1999

Aktuelle Nachrichten, lokale Themen aus Kultur, Wissenschaft, Sport, Politik, Wirtschaft, Rezensionen und Veranstaltungen

Verkehr

Kammern, ADAC und Autobahn-Verein fordern schnelle Realisierung Hamburger Ostumfahrung

A21-Streckenplan
Die Industrie- und Handelskammern Hamburg, Lübeck, Lüneburg-Wolfsburg, Schwerin, Braunschweig sowie der ADAC Hansa e.V. und der Nordland-Autobahn-Verein haben vor dem Hintergrund der bevorstehenden Anpassung des Fernstraßenausbaugesetzes den raschen Ausbau der B 404 zur Autobahn A 21 mit neuer Elbquerung bei Geesthacht gefordert, wie auf einem Parlamentarischen Abend in der Berliner Vertretung des Landes Schleswig-Holstein erklärt wurde.

Grafik ü/Handelskammer HH: Streckenplan A21
Eine Ostumfahrung Hamburgs könne das bestehende Autobahnnetz entlasten und der wirtschaftlichen Entwicklung der Region erhebliche Impulse geben, so Dr. Karl-Joachim Dreyer, Präses der Handelskammer Hamburg, vor rund 100 Gästen aus Politik, Wirtschaft und Verwaltung: „Die A 21 verbindet sieben vorhandene Autobahnen und stärkt deren Netzwirkung nachhaltig.“ Mit einer zusätzlichen Strecke von nur 40 Kilometern könne die Leistungsfähigkeit der bestehenden Infrastruktur dauerhaft verbessert werden. Die Fortführung der A 21 bis zur A 7 – noch nicht Bestandteil des aktuellen Bundesverkehrswegeplans – würde die stark befahrenen Autobahnen in Hamburg zusätzlich entlasten, so der Präses weiter.

Hierbei sei die Ostumfahrung als Ergänzung, nicht als Alternative zur Westquerung der Elbe bei Glückstadt zwingend notwendig. Er freue sich daher außerordentlich, dass der ADAC die Umsetzung der A 21 bundesweit unter die „Top Ten“ der wichtigsten Autobahnprojekte eingestuft habe. Die IHKs und der ADAC Hansa e.V. appellierten an die Bundesregierung, die A 21 in den „Vordringlichen Bedarf“ der Bundesverkehrswegeplanung aufzunehmen und den sofortigen Beginn von Planungsarbeiten für die A 21 und deren Fortführung bis zur A 7 („missing link“) zu veranlassen.

Für Gero Storjohann (CDU), Mitglied des Bundestagsausschusses für Verkehr, Bau und Stadtentwicklung und Abgeordneter des Wahlkreises Segeberg/Stormarn-Nord, „verstärkt die A 21 die wirtschaftliche Dynamik in der Region“. Sie helfe dabei, die Erreichbarkeit in der gesamten Metropolregion entscheidend zu verbessern und damit neue Unternehmen anzusiedeln und Arbeitsplätze zu schaffen. Deswegen werde er sich für die Realisierung der A 21 im Zuge der anstehenden Anpassung der Fernstraßenausbaugesetze einsetzen. „Ein Projekt, das mit vergleichsweise geringem Aufwand so vielfältige positive Effekte auslöst, gehört einfach in den Vordringlichen Bedarf“, so Storjohann.

Der Ausbau der B 404 zur Autobahn A 21 ist im aktuellen Bundesverkehrswegeplan in den „Weiteren Bedarf“ eingeordnet, was zwar die gesamtwirtschaftlichen Vorteile des Projekts dokumentiert, Finanzmittel aus Berlin für ihren Bau aber bis 2015 faktisch ausschließt.

Der Präses der IHK Lübeck, Bernd Jorkisch, betonte dagegen, dass sich die Verkehrsentwicklung in Norddeutschland seit der letzten Untersuchung im Jahr 1998 durch die Dynamik der Metropolregion, die Zunahme internationaler Transitverkehre ( A 20) und vor allem durch das überproportionale Wachstum im Hamburger Hafen und den Ostseehäfen grundlegend geändert habe. Der im Bundesverkehrswegeplan für das Jahr 2015 erwartete Containerumschlag sei in den meisten deutschen Seehäfen bereits Anfang 2004 erreicht worden. Neue Verkehrsprojekte (A 39/A 14, Fehmarnbelt-Querung) würden außerdem auch zukünftig für einen überdurchschnittlichen Verkehrszuwachs sorgen.

Rolf-Peter Rocke, Vorsitzender des ADAC Hansa e.V., wies auf den Sicherheitseffekt der A 21 hin. Die jetzige B 404 sei in der Öffentlichkeit seit Langem als „Todesstrecke“ bekannt. Die Unfallzahlen gehörten zu den höchsten in ganz Norddeutschland. Von den 18 Unfalltoten im Landkreis Stormarn im Jahr 2006 seien allein fünf auf der B 404 (Bezirk der Polizeidirektion Bad Oldesloe) verunglückt – obwohl die Polizei ein besonneneres Fahrverhalten der Autofahrer ausmache. „Das eingeführte Tempolimit von 70 km/h hat seine Wirkung verfehlt. „Die Unfallzahlen sind gleichbleibend hoch, die Stauanfälligkeit ist hingegen noch gestiegen“, sagte Rocke beim Parlamentarischen Abend in Berlin. Zur A 21 gebe es daher keine Alternative, da sie höchste Sicherheitsstandards garantiere.

Der Präsident des Gesamtverbandes Verkehrsgewerbe Niedersachsen, Adalbert Wandt, unterstrich die Bedeutung der A 21 auch für Niedersachsen als zwingend notwendige Fortsetzung der geplanten A 39 von Wolfsburg nach Lüneburg/Hamburg sowie darüber hinaus Richtung Lübeck und Kiel. Deutschland müsse, so Wandt, seiner besonderen Verantwortung als Transitland gerecht werden und bei der Komplettierung des Autobahnnetzes auch die Entlastung der Ballungsräume im Auge haben. Beide Aspekte würden durch die A 21 bestens berücksichtigt.

Die beteiligten IHKs, der ADAC und der Nordland-Autobahn-Verein hatten ein Gutachten über die verkehrlichen Wirkungen einer Ostumfahrung Hamburgs bei einem Konsortium aus der Planco GmbH (Essen), der Masuch und Olbrisch Ingenieurgesellschaft (Hamburg) und der SSP Consult (Stuttgart) in Auftrag gegeben. Danach wäre mit der A 21 und ihren Belastungszahlen von 35.000 Kfz pro Tag eine Verkehrserwartung verbunden, die in der Größenordnung der A 39, der A 20 und der Küstenautobahn A 22 liege. Besonders wichtig – so heißt es in dem Gutachten weiter – sei die Entlastungswirkung der A 21 für A 1 und A 7, die 2006 beide zu den am stärksten belasteten Autobahnen in Deutschland gehörten. Nach Aussage der Gutachter würde die A 21 die A 1 und A 7 um bis zu 8000 Kfz pro Tag entlasten. Besonders im Urlaubsverkehr käme die Wirkung dieses „Bypasses“ voll zum Tragen. Dies sei auch aus Klimaschutzgründen dringend notwendig, da bei Staus der Kraftstoffverbrauch völlig unnötig ansteige.

Quelle: IHK zu Lübeck