Wissenschaft

Museum Behnhaus Drägerhaus modernisiert – Wiedereröffnung mit neuer Dauerausstellung

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Die Modernisierungsarbeiten im Lübecker Museum Behnhaus Drägerhaus in der Königstraße 9 -11 sind nach rund dreieinhalb Monaten abgeschlossen. Am Pfingstsonntag, 27. Mai 2007, wird es als „Galerie des 19. Jahrhunderts und der Klassischen Moderne“ wiedereröffnet. Willkommen auch Pfingstmontag zum Tag der Offenen Tür. Die Galerieräume erstrahlen in neuer Farbigkeit, haben neue Böden und Beleuchtung erhalten, der Eingangsbereich wurde mit einem ansprechenden Museumsshop neu gestaltet. Vor allem aber erwartet die Besucher eine ganz neue Ausstellung mit bedeutenden Gemälden aus einer jüngst als Dauerleihgabe ins Haus gekommenen Sammlung. Am Pfingstsonntag wird mit umfangreichem Programm gefeiert, der Pfingstmontag ist eintrittsfreier „Tag der offenen Tür“.

Anlass für die Modernisierungsmaßnahmen war ein spektakulärer Neuzugang: die „Berliner Privatsammlung“, die die Lübecker Museen als Leihgabe erhalten haben. Sie umfasst etwa vierzig Werke. „Auf besonders stimmige Weise ergänzen sie den eigenen qualitätvollen Bestand“, so der Geschäftsführende Direktor der Lübecker Museen, Professor Dr. Hans Wißkirchen. In der Sammlung befinden sich allein drei Werke von Caspar David Friedrich, sowie Gemälde von Carl Gustav Carus, Carl Blechen, Eduard Gaertner, Wilhelm Trübner, Carl Rottmann, Wilhelm Leibl, Karl Schuch, Lovis Corinth und anderen, die nun ab Pfingsten als Teil der neuen Dauerausstellung in den neu hergerichteten Räumen zu sehen sein werden. Für die Dauerpräsentation wurden die vorderen Räume im Drägerhaus und ein weiterer Raum im Behnhaus, die zuvor für Wechselausstellungen genutzt wurden, umgestaltet. Im Letzteren sind nun unter anderem die insgesamt vier Werke Friedrichs zu sehen.

Neben der Optimierung der Schauräume betreffen die durchgeführten Maßnahmen auch die Sicherheitstechnik, die auf den neuesten Stand gebracht wurden, um auch künftig wichtige Sonderausstellungen im Haus zeigen zu können. Die Investitionen, die außerdem die Mittel zur bundesweiten Bewerbung des Museums einschließen, belaufen sich auf insgesamt 570.000 Euro. Die Dräger-Stiftung, die Gemeinnützige Sparkassenstiftung zu Lübeck und die Possehl-Stiftung haben jeweils 150.000 Euro bereitgestellt, aus dem Etat der Lübecker Museen sind 120.000 Euro geflossen.

Kultursenatorin Annette Borns dankte den drei Stiftung ausdrücklich für ihr herausragendes Engagement: „Mit ihrer Hilfe konnten wir eines der schönsten Museen unserer Stadt noch attraktiver gestalten. Sie haben sich mit uns für dieses Projekt begeistert, motiviert auch durch die Herausforderung, die kulturellen Schätze Lübecks noch wirkungsvoller zu präsentieren und in das öffentliche Bewusstsein zu rücken.“

Der Vorsitzende der Possehl-Stiftung, Dr. Helmuth Pfeifer, sowie der Stiftungsvorstand der Gemeinnützigen Sparkassenstiftung zu Lübeck, Hans-Peter Süfke, Antje Peters-Hirt und Wolfgang Pötschke, erläuterten bei der Erstbesichtigung ihre Unterstützung: Die Neuordnung der Lübecker Museumslandschaft sei ein wesentlicher Förderschwerpunkt der Possehl-Stiftung in den letzten Jahren gewesen, so Dr. Helmuth Pfeifer. „Mit der Förderung des Behnhauses verbindet der Stiftungsvorstand die Hoffnung und Erwartung, dass die Museumslandschaft durch die Neugestaltung des räumlichen Umfeldes und die Erweiterung des Ausstellungsbetriebs erneut eine wesentliche Bereicherung erfährt.“

Hans-Peter Süfke sagte, die Kulturstiftung Hansestadt Lübeck biete mit der Wiedereröffnung den Bewohnern und vielen auswärtigen Besuchern einen besonderen Kunstgenuss. „Unser Engagement entspricht damit in idealer Weise unserem Slogan ‚Gut für Lübeck‘.“

Professor Dr. Hans Wißkirchen betonte, dass das Museum Behnhaus Drägerhaus ein unverzichtbarer Bestandteil der Lübecker Museumslandschaft sei und künftig noch mehr mit den anderen Häusern verknüpft werde. „Alles, was wir jetzt tun, wird die Position des Hauses stärken und zu höheren Besucherzahlen führen. Dessen bin ich mir sicher. Außerdem werden wir das Museum in Zukunft stärker ‚bespielen‘: mit Vorträgen, Lesungen und musikalischen Veranstaltungen.“

Die wissenschaftliche Leiterin des Museum Behnhaus Drägerhaus, Dr. Brigitte Heise, erläuterte, dass sich dank der Werke aus der „Berliner Privatsammlung“ neben den Nazarenern um Johann Friedrich Overbeck ein weiterer Schwerpunkt der Präsentation herausgebildet hat: die Landschaftskunst des 19. Jahrhunderts. Sie steht im Mittelpunkt der neuen Dauerausstellung, die sie mit ihren wichtigsten Zentren vorstellt. „Wir können jetzt den Bogen schlagen von den religiösen Symbollandschaften eines Caspar David Friedrich zur Kunst der Vedute eines Eduard Gaertner über die italienischen Landschaften der Deutschrömer bis hin zur ‚paysage intime‘ der Münchner Maler und den pittoresken Landschaften der Düsseldorfer Malerschule. Es schließt sich die Landschaft in impressionistischer Sichtweise an und führt zu den expressiv gestalteten Arbeiten von Max Pechstein und Lovis Corinth. So kann der Besucher an Hand von exemplarischen Werken durch gut einhundert Jahre Geschichte der deutschen Malerei wandern“, sagte Heise. Und noch eine Neuerung gibt es: „In einem neuen graphischen Kabinett wird künftig vierteljährlich wechselnd eine Auswahl von Zeichnungen des 19. Jahrhunderts aus dem Bestand gezeigt, die die Gemäldeausstellung ergänzt.“ Geführt wird der Besucher durch ausführliche Raumtexte in deutscher und englischer Sprache und erläuternde Objektbeschriftungen.

Professor Wißkirchen hob außerdem die besondere Stellung des Museums unter den norddeutschen Kunstmuseen hervor: „Das Haus selbst ist an sich schon ein Kunstwerk. Architektur, Wohnkultur und Bildende Kunst zeigen sich in einem harmonischen Zusammenspiel, das Behnhaus ist ein Höhepunkt klassizistischer Innenraumkunst, das Drägerhaus besitzt die einzig noch erhaltene, wunderbare Festraumfolge des Rokoko. Dazu kommt die Musikaliensammlung – das Haus kann aus immer neuen Blickwinkeln immer neu entdeckt werden. Das ist in dieser Form einmalig, daher werden wir das Profil des Hauses als Ort verschiedener Künste künftig noch stärker betonen.“

Die Eröffnungsfeier findet am Pfingstsonntag, 27. Mai 2207, um 11 Uhr in der Katharinenkirche, Königstraße/Ecke Glockengießerstraße, statt. Es sprechen Bürgermeister Bernd Saxe, Dr. Christian Dräger, Professor Dr. Hans Wißkirchen und Dr. Brigitte Heise. Wolfgang Benninghoven vom „Theater
Combinale“ sowie Maxim Wolgin, Maria Matevosyan, Boglarka Pecze von der Musikhochschule Lübeck werden die Eröffnung mit einer szenischen Darbietung und Musik umrahmen.

Im Anschluss, ab 12 Uhr, lädt das Museum zu einem Gartenfest, Aufführungen durch das „Theater Combinale“ um 14, 15, 16 und 17 Uhr sowie einer Filmvorführung im Filmhaus Lübeck („Caspar David Friedrich – Grenzen der Zeit“) um 12.30 Uhr ein.

Das Behnhaus Drägerhaus ist durchgehend bis 22 Uhr geöffnet. Für Kinder gibt es von 14 bis 18 Uhr ein Programm zum Mitmachen: Sie können sich als Landschaftsmaler versuchen und an einer Fotoaktion teilnehmen. Zu besuchen sind alle Veranstaltungen mit einer Tageskarte für 7, ermäßigt 4,50 Euro.

Ebenfalls im Rahmen der Wiedereröffnung tritt um 19 Uhr in der Katharinenkirche die Dresdner Band „Nachtigall“ auf. Unter dem Titel „Hölderlin meets Nachtigal“ präsentiert sie ein lyrisch-musikalisches Cross-Over-Projekt zur Romantik.

Der Pfingstmontag, 28. Mai 2007, ist im Museum von 10 bis 18 Uhr „Tag der offenen Tür“. Bei freiem Eintritt gibt es Schlaglichter-Führungen durch die neue Dauerausstellung, Kinder werden betreut. Zudem wartet auf jeden Besucher ein kleines Geschenk.

Die Overbeck-Gesellschaft beteiligt sich ebenfalls am Eröffnungsprogramm und bietet am Pfingstmontag um 16 Uhr eine Führung durch die Sonderausstellung „Full House – Malerei aus der Sammlung Falckenberg“ mit Werken von Jonathan Meese, Daniel Richter und anderen an.

Das vollständige Programm ist auf der neuen Internet-Seite des Museums www.behnhaus-draegerhaus.de zu finden. Die Seite gibt auch eine Vorschau auf die neue Dauerausstellung und zeigt die Bilder der „Berliner Privatsammlung“ in einer virtuellen Gemäldegalerie.

Weitere Informationen außerdem unter Telefon 01805 92 92 00.