Premiere Dido und Aneas im Theater Kiel

Das Theater Kiel feiert am Sonntag, dem 23. September 2007 (19 Uhr), im Schauspielhaus die Premiere der Barockoper von Thilo Reinhardt und Mario Schröder zu Musik von Henry Demarest und Henry Purcell.Es präsentiert als Auftaktinszenierung zur Jubiläumsspielzeit ein spartenübergreifendes Projekt mit dem Ballett Kiel, dem Opernchor, Sängern aus dem Opernensemble und den Schauspielerinnen Ellen Dorn und Eva Krautwig.
Den Beginn des Abends und damit den Auftakt zu Henry Purcells „Dido und Aeneas“ markiert eine musikalische Rarität: Der erste Akt von „Didon“ von Henry Demarest, eine französische Fassung der Dido-Sage, die 1693 in unmittelbarer zeitlicher Nähe zu Purcells Werk uraufgeführt wurde. Obwohl man „Didon“ zuerst in Frankreich und später auch in Deutschland nachspielte, ist es in Vergessenheit geraten und wird in Kiel, verbunden mit Purcells „Dido“, seine Wiederentdeckung erleben!
Die Handlung der kombinierten „Dido“-Versionen lässt sich in der Kieler Neuinszenierung nahtlos miteinander verknüpfen: Dido, mächtigste Frau des arabischen Karthago, wartet auf Aeneas, den ranghohen Offizier aus Europa. In ihrer Vorstellung ist er noch immer der zärtliche Bräutigam, doch der Krieg hat ihn hart gemacht. Sein Marschbefehl gebietet ihm, sich nicht in Karthago aufhalten zu lassen, sondern in Richtung Italien weiterzuziehen. Didos Feinde machen sich Aeneas‘ Auftrag zunutze und beginnen die verlassene und verzweifelte Herrscherin zu zerstören.
Der Mythos von Dido und Aeneas erzählt die Geschichte einer gescheiterten Utopie. Denn in einer geglückten Liebe zwischen Dido und Aeneas könnten sich morgen- und abendländische Kultur miteinander versöhnen. Schon bei Vergil, aus dessen Epos „Aeneis“ die Dido-Episode entnommen ist, kommt es nicht zu einer glücklichen Verbindung dieser beiden mächtigen Menschen, sondern zur Unterwerfung der Frau. Es siegt nicht die Liebe, sondern der Krieg.
Musikalische Leitung Reinhard Goebel
Für die musikalische Leitung der Auftaktpremiere zur neuen Spielzeit konnte die Oper Kiel mit Reinhard Goebel einen der renommiertesten deutschen Barockdirigenten gewinnen. „Die radikale Ikone der Alten Musik“ („Süddeutsche Zeitung“) begründete seine Laufbahn als Geiger, tauschte aber schon früh den Bogen gegen den Taktstock aus. Im Jahre 1973 gründete er das Ensemble Musica Antiqua Köln und setzte 35 Jahre lang mit diesem Klangkörper in zahlreichen Konzerten und Einspielungen neue Akzente für das Verständnis barocker und frühklassischer Musik. Reinhard Goebel ist seit langem gern gesehener Gast in den Funkhäusern von Saarbrücken, Frankfurt, München, Köln und Hannover und gastierte u. a. beim Deutschen Symphonieorchester Berlin, beim Leipziger Gewandhausorchester, beim Tonhalle-Orchester Zürich und beim Royal Philharmonic Orchestra London. Er ist Preisträger u. a. des Lübecker Buxtehude-Preises und des Staatspreises des Landes Nordrhein-Westfalen. Er gewann außerdem den ECHO-Award für die beste klassische Filmmusikeinspielung mit der Musik von Jean Baptiste Lully für den Film „Le roi danse“ (Deutsche Grammophon). Im April dieses Jahres nahm Reinhard Goebel den renommierten International Acoustic Music Award (IAMA) in London entgegen. VonReinhard Goebel liegen zahlreiche CD-Einspielungen u. a. für die Deutsche Grammophon vor.
Regie
Das Regieteam Thilo Reinhardt, Mario Schröder und Paul Zoller ist jenseits der klassischen Arbeitsteilung zwischen Regisseur, Choreograf und Ausstattung gemeinsam für die Inszenierung von Sängern, Tänzern und für die Konzeption des Raumes verantwortlich. Die drei Künstler verbindet eine langjährige fruchtbare Zusammenarbeit: Paul Zoller ist einer der wichtigsten künstlerischen Partner des Kieler Ballettchefs Mario Schröder und entwarf hier zuletzt die Ausstattung zum Orchesterballett „Schließe deine Li(e)der“. Das Duo Reinhardt (Regie) / Zoller (Ausstattung) hatte Anfang des Jahres mit Offenbachs „Hoffmanns Erzählungen“ an der Komischen Oper Berlin Publikum wie Presse im Sturm erobert. Thilo Reinhardts letzte Zusammenarbeit mit Mario Schröder war eine Produktionsdramaturgie für den Ballett-Abend „Chaplin“. Für den Entwurf und die Realisierung des Kostümbilds von „Dido und Aeneas“ arbeitet Paul Zoller mit der Kostümbildnerin Bianca Deigner zusammen.
Neu im Ensemble:
Merja Mäkelä (Dido)
Die finnische Mezzosopranistin Merja Mäkelä studierte Gesang zuerst an der Fachhochschule von Pirkanmaa in Tampere bei Satu Sippola-Nurminen. 2003 setzte sie ihr Studium an der Fachhochschule Stadia in Helsinki unter Anita Välkki fort. In den Jahren 2005-2006 studierte sie an der Opernhochschule von Stockholm (National University College of Opera, Sweden) bei Dorothy Irving. Zur Vervollkommnung ihres Studiums studierte sie im Sommersemester 2007 auch an der Musikhochschule „Hanns Eisler“ in Berlin in der Gesangsklasse von Prof. Anneliese Fried.
Merja Mäkelä war bei mehreren Gesangswettbewerben erfolgreich. So war sie Finalistin des Nationalen Pentti Koskimies-Liedwettbewerbs 2003 sowie des Timo Mustakallio-Wettbewerbs in Savonlinna 2004. Im Jahr 2005 verlieh ihr die Oper von Tampere das Tampere Opera Grand Prix-Stipendium und in den Jahren 2005, 2006 und 2007 wurde sie von der Finnischen Kulturstiftung unterstützt. Auch als Lied- und Oratoriensängerin war Merja Mäkelä zu hören. Neben den skandinavischen Komponisten gehören vor allem Werke von deutschen, spanischen, französischen und finnischen Komponisten zu ihrem Lied-Repertoire.
Ab der Spielzeit 2007/2008 ist Merja Mäkelä an der Oper Kiel engagiert. Sie wird ihr Bühnendebüt als Dido in „Dido und Aeneas“ von Henry Desmarest und Henry Purcel geben, wonach u. a. Partien wie Orlowsky („Die Fledermaus“) folgen.
Lesia Mackowycz (Anne/Belinda)
Nach einer klassischen Ballettausbildung studierte die Kanadierin Lesia Mackowycz an der McGill University in Montreal und am Conservatory of Music der University of Cincinnati Gesang. Ihre Ausbildung komplettierte sie durch ein Opernaufbaustudium bei James Wagner an der Musikhochschule Lübeck, welches sie mit Auszeichnung abschloss.
Anfang 2005 wurde Lesia Mackowycz Ensemblemitglied des Stadttheaters Hildesheim und war dort bisher zum Beispiel als Gretel („Hänsel und Gretel“), Blonde („Die Entführung aus dem Serail“) und Ännchen („Der Freischütz“) zu erleben. Weitere Engagements führten die Sängerin zum Opernfest Gut Immling (Blonde), nach Lübeck (Najade, „Ariadne auf Naxos“) und als Königin der Nacht nach Shanghai sowie zum Cincinnati Symphony Orchestra (Blumenmädchen, „Parsifal“).
Im Sommer 2005 feierte sie ihr Rollendebüt als Adele („Die Fledermaus“) bei den Eutiner Festspielen. An der Hamburgischen Staatsoper sang Lesia Mackowycz in der Spielzeit 2006/07 in der Produktion des Internationalen Opernstudios „Pierre et Luce/Totentanz/S.C.H.A.S.“ die Partie der Stefanie.
Seit dieser Spielzeit ist Leisa Mackowycz als festes Ensemblemitglied am Kieler Opernhaus engagiert. Sie ist hier zunächst als Anne/Belinda in der Produktion „Dido und Aeneas“ von Henry Purcell und Henry Desmarest zu erleben. In Straußens „Fledermaus“ verkörpert sie die Adele.
Musikalische Leitung: Reinhard Goebel / Simon Rekers
Regie/Choreografie: Thilo Reinhardt und Mario Schröder
Bühnenbild: Paul Zoller
Kostüme: Paul Zoller / Bianca Deigner
Mit: dem Ballett Kiel; Sen Akzeybek, Johannes An, Ellen Dorn, Marina Fideli, Kristina Fehrs, Eva Krautwig, Wiebke Lehmkuhl, Merja Mäkelä, Heike Wittlieb / Lesia Mackowycz.









