Silberne Meisterwerke aus Sizilien in St. Annen

Wer zwischen dem 21. Oktober 2007 und dem 6. Januar 2008 das Lübecker St. Annen-Museum besucht, dem blinkt und blitzt es entgegen. Nicht nur Gold und Edelsteine, sondern auch das kunsthandwerkliche Geschick der Sizilianer machen die reichverzierten Monstranzen und Hostienkelche zu wahren Schätzen. Das St. Annen-Museum zeigt in seinen ehemaligen Klosterräumen über 100 Objekte.Hier werden die schönsten und eindrucksvollsten Stücke aus den bekanntesten Museen und einflussreichsten Diözesen Siziliens, insbesondere aus Palermo, präsentiert. Im Glanz des damaligen Hofs des Vizekönigs konnte sich hier das herausragende Kunsthandwerk Siziliens entwickeln. Während der Jahre zwischen 1735 und 1789 durchlebte Westmittelsizilien eine spannende Zeit; denn 1735 fiel Sizilien mit der Krönung Karls III unter bourbonischen Einfluss und bekam dann 1789 die Auswirkungen der Französischen Revolution zu spüren.
In der Blütezeit des Rokoko jubelten die Kurven der Verzierungen, es entstand ein Überborden der Ornamente – die Natur war Vorbild. Diese Formensprache richtete sich, wie im restlichen Europa auch, nach den Vorgaben aus dem Frankreich Ludwig des XV. Als sich dann gegen Ende der 80er Jahre des 18. Jahrhunderts die Französische Revolution ankündigte, endete diese hochgradig kreative Phase des Rokoko und ging in den Neoklassizismus über. Von nun an wurden kunsthandwerkliche Objekte als Massenware produziert. Weil sich ihre Formen sehr gleichen, geht man davon aus, dass Handbücher als Vorlagen dienten. Daher zeigt die Ausstellung auch graphische Darstellungen von Objekten. Sie verdeutlichen die Inspiration der sizilianischen Silberschmiede.
Die Sonderausstellung zeigt die Entwicklung des Kunsthandwerks in Westmittelsizilien vom Spätbarock zum Rokoko anhand liturgischer Geräte. Sie haben im Schutz des Gottesdienstes die Zeiten unbeschadet überlebt.
In Lübeck wird man Vergleichbares vergebens suchen. Die Reformation hatte die Formen des Gottesdienstes total verändert. Im Gegensatz zur Katholischen Kirche zelebrierte man den Gottesdienst ohne Pomp und Glanz, die Kirchen mussten ihre Ausstattung stark dezimieren. Man brauchte schlichtweg keine Weihrauchgefäße, Monstranzen und Hostiengefäße mehr. Die eingesammelten Stücke wurden noch dazu von Wullenwever eingeschmolzen, um damit seine Soldaten zu bezahlen. Da die übrigen Stücke für Jahrhunderte ausreichten, wurde in Lübeck die kunsthandwerkliche Sakralkunst nicht wie in Sizilien weiterentwickelt.
Die Ausstellung zeigt bis Januar 2008, wie sich die Gestaltung liturgischer Geräte, ohne die in Lübeck eingetretene Reformation, hätte weiterentwickeln können. Sie zeigt die Schätze und Heiligtümer des katholischen Gottesdienstes.
Die Eröffnung findet am Sonntag, 21. Oktober 2007, um 11.30 Uhr im St. Annen-Museum statt. Gianfranco De Luigi, Generalkonsul der Republik Italien, Nicola Leanza, Kultus-, Umwelt- und Bildungsminister der Region Sizilien, Romeo Palma, Oberster Leiter des Amtes für Kultur, Umwelt und Bildung der Region Sizilien sowie Hildegard Vogeler, Leiterin des St. Annen-Museums, begrüßen die Gäste. Rosalba Panvini, Leiterin des Amtes für Kultur und Umwelt Caltanissetta, wird in die Ausstellung einführen. Musikalisch umrahmt wird die Veranstaltung durch Elena Lavrentevs Harfenspiel.
Das St. Annen-Museum, St. Annen-Straße 15, ist dienstags bis sonntags von 10 bis 17 Uhr geöffnet.









