Travemünder Ausstellung „Zwischen Meer und Himmel“ verlängert
Aufgrund der großen Nachfrage wird die maritime Kunstausstellung unter dem Motto „Zwischen Meer und Himmel“ im Travemünder Kreuzfahrt-Terminal bis 31. August 2008 verlängert. Der Bericht über die Ausstellungseröffnung wird daher diesem zugefügt. Darin vom „heimlichen“ Höhepunkt der diesjährigen Sail Travemünde zu sprechen, hat sich damit als durchaus angemessen erwiesen. Foto RBEröffnet wurde diese anlässlich der „Sail Travemünde“ mit Bildern der Künstlerinnen Sabine Arndt, Christel Hudemann und Frauke Klatt sowie der Künstler Uwe Thill und Michael Weigel. Nun kann man Michael Weigel sogar bei seiner Arbeit über die Schulter schauen, denn er malt vor Ort an einem seiner faszinierenden Großformate. Ergänzend zum Thema „Segeln“ ist das Internationale Maritime Museum Hamburg mit einigen Exponaten vertreten.
Öffnungszeiten: noch bis Sonntag, 31. August, täglich 12-18 Uhr, Eintritt frei.
Zur Eröffnung:
In diesem Jahr findet gleichzeitig zu „Sail Travemünde“ die Kunstausstellung „Zwischen Meer und Himmel“ mit Bildern der Künstlerinnen Sabine Arndt, Christel Hudemann und Frauke Klatt sowie der Künstler Uwe Thill und Michael Weigel im Kreuzfahrtterminal statt. Lesen Sie, was Anja Es, Malerin, Performance – Künstlerin, Betreiberin der Künstlerei in der Alten Vogtei in Travemünde und bekannt als „Predigerin“ in Sachen Kunst, bei der Eröffnung zu sagen hatte.
„Liebe Kunstfreunde, Seh – Leute, Artgenossen!
Ich freue mich, dass Sie sich zwischen Himmel, Meer und guter Kunst hier eingefunden haben und begrüße Sie herzlich.
Zwischen Himmel und Meer, so der Titel der Ausstellung – Was ist da?
Segelschiffe fallen mir ein und Seevögel vielleicht – oder auch Leuchttürme…
und von solchen Motiven gibt es hier ja auch viele zu sehen.
– Woanders übrigens auch; die Einfallslosigkeit mancher Möchtegern-Künstler kennt ja keine Grenzen.
Und gerade deshalb ist es so bemerkenswert, dass wir hier vor eben diesem Sujet – maritime Malerei – stehen und berührt sind. – Warum?
Weil zwischen Himmel und Meer noch Anderes ist, als Schiffe, Möwen, und rot-weiß-gekringelte Türmchen.
Unsere Sehnsüchte sind da und unsere Träume.
Fast jeder Mensch, der irgendwo auf einer Düne sitzt und aufs Meer guckt, kommt zu sich selbst. Er denkt, fantasiert, philosophiert, träumt.
Himmel und Meer setzen das Künstlerische im Menschen frei und beflügeln zu neuen, freieren Sichtweisen.
Künstler nutzen von jeher diese Kraft und den Guten unter ihnen gelingt es, den Geist und die Inspiration des Meeres in ihre Bilder zu übertragen. DAS ist es, was uns als Betrachter berührt.
Es ist nicht das tausendste Segelschiff, was uns begeistert, es ist das Gefühl der Freiheit, die es vermittelt, wenn wir uns im Wind über das Wasser gleiten sehen.
Es ist nicht das zehntausendste Meerbild, was uns träumen lässt, sondern der Gedanke an die Unendlichkeit und Schönheit der Natur.
Und es ist nicht der millionste Leuchtturm, der uns ein Lächeln ins Gesicht zaubert, sondern die Sicherheit und Kraft in schweren (Lebens-) Stürmen, die ein guter Künstler mit solchen Motiven in unser Herz bringt.
Eben dieser emotionale, manchmal spirituelle oder auch affektive Gehalt der Gemälde macht Malerei zur Kunst und wir haben die große Freude, hier gleich eine ganze Reihe KÜNSTLER anzutreffen.
Eine von ihnen ist Frauke Klatt, die der Marinemalerei – ich muss sagen, endlich! – ein modernes Gesicht gegeben hat.
Mit ihren großformatigen Aquarellen auf Segeltuch und ihren strukturierten Acrylbildern bringt sie die Dynamik des Segelns so kraftvoll rüber, wie sonst keine. Das mag vielleicht daran liegen, dass sie selber passionierte Seglerin ist und weiß, wie sich Gischt im Gesicht anfühlt.
Aber auch die Stille und Sanftheit eines sommerlichen Segeltörns überträgt sich auf den Betrachter und lässt ihn quasi „mitsegeln“.
Frauke Klatt gehört zu den renommiertesten und international gefragtesten Künstlerinnen maritimer Kunst und ist nicht nur in erstklassigen Galerien vertreten, sondern auch regelmäßig auf den wesentlichen maritimen Ausstellungen weltweit zu sehen.
Teilnahmen an Schauen in New York, Fort Lauderdale, Dubai und Abu Dhabi sowie bei der Royal Society of Marine Art in London sind nur einige Bojen ihrer Regatta durch die Kunst.
Dabei ist Frauke Klatt immer in Entwicklung. Sie experimentiert mit Segeln, die sie von ihren Ausstellungsreisen mitbringt und Sänden aus aller Welt, deren Farbe und Struktur in die Arbeiten einfließen und ein authentisches Gesamtbild entstehen lassen. Sie arbeitet mit den schnellen Acryl- und den gnadenlos verbindlichen Aquarellfarben mit einer Virtuosität, die ihresgleichen sucht. Eine Meisterin ihres Fachs.
Michael Weigel:
Wer Meer malt muss tief denken.
Damit ist eigentlich schon alles gesagt über diesen Künstler, der gleichzeitig Philosoph ist.
Die Faszination des Meeres durchdringt den Menschen und den Künstler Weigel in so grundlegender Intensität, dass man wohl von einem Lebensthema sprechen kann.
Seinen Fragen nach Herkunft und Schönheit der Natur, insbesondere des Meeres, ist Weigel im Rahmen kunstpraktischer und theoretischer Studien zur Ästhetik von Meereslandschaften nachgegangen. Über Naturästhetik hat er promoviert. Er lebt und arbeitet an der Ostsee und widmet sich nach mehrjähriger universitärer Lehr- und Forschungstätigkeit nunmehr ausschließlich der Malerei. – Und hier fließt alles ein, was Michael Weigel im Zusammenhang mit der Schönheit des Meeres gedacht, gefühlt und erfahren hat. Seine philosophische Auseinandersetzung, sein geistiges Durchdringen und sein Versuch, dem Ursprung dieser Schönheit auf die Spur zu kommen bündelt sich in dem Einzigen, das vielleicht eine Konklusion, eine Interpretation oder einen Kommentar ermöglicht: In der Kunst.
Und hier wird er weit. Er wird tief und schier unendlich in seinen Bildern und so leer und gleichzeitig erfüllt, dass jedes Bild spricht:
Suche nicht. Es ist HIER.
Ach so, bevor ich es vergesse: Erfolgreich ist er auch.
Über 40 Ausstellungen im In- und Ausland, u.a. St. Petersburg, Reykiavik, Helsinki, Kopenhagen, Oslo, in der Karibik…
Teilnahme an internationalen Kunstmessen wie Salzburg, Art-Innsbruck und vertreten in angesehenen Galerien.
Ein Künstler, der mehr ist, als nur ein Maler und dem Sie, auch wenn er selbst sehr bescheiden ist, mit allergrößter Achtung begegnen sollten.
Uwe Thill:
Etwas weniger bescheiden kommt Uwe Thill daher. Immer mit schwarzem Hut und aufrechtem Gang sieht man schon von Weitem:
Da kommt wer.
– Und allerdings: Da kommt ein unglaublich guter Künstler. Wenn alle, die sich das Wort „Künstler“ auf die Stirn geschrieben haben, nur halb so gut malen würden, wie Uwe Thill, wäre unsere Profession gesellschaftlich höchst anerkannt.
Was Sie hier präsentiert sehen, meine Damen und Herren, ist erstklassige Malerei höchster Güte. Und das ist nicht einfach „Talent“, sondern das Ergebnis eines Lebens mit, für und von der Kunst. Es ist das Resultat von Fleiß, Anstrengung und Erkenntnis, das sich hier in Gemälden niederschlägt, die in ihrer konzentrierten Präzision fast überrealistisch anmuten.
Leider habe ich bei meiner heutigen Predigt für die Kunst nur 2 Minuten pro Künstler. Für Uwe Thill wären 2 Stunden angebracht, denn allein sein bisheriger künstlerischer Werdegang ist so umfangreich und beeindruckend, dass es mir schwer fällt, ein paar wesentliche Punkte auszulesen:
Seine Anfänge werden im Theater gelegt. Uwe Thill lernt zeichnen, bildhauern und malen. Bereits als 25-jähriger ist er im Fürst-Rainier-Palais in Monaco, aber auch in Skandinavischen Ländern vertreten.
1970 wird er von Prof. Rolf Liebermann an die Hamburgische Staatsoper gerufen, wechselt später ans Thalia und arbeitet mit Boy Gobert und Striebeck zusammen.
Inzwischen international als Bühnenbildner gefragt stattet er Bühnen zu Tristan und Isolde, Lulu, den Barbier von Sevilla u.v.m. in Teheran aus, muss das Land beim Umsturz verlassen und entwirft in Rom Bilder für verschiedene große Opern.
Von 1986 an arbeitet er als freier Bühnen- und Kostümbildner und entwirft für Opernhäuser in Barcelona, Lissabon, Lausanne, London.
Meine 2 Minuten sind um und wir sind längst nicht am Ende.
Uwe Thill wird für seine Arbeiten vielfach ausgezeichnet, führt ein Atelier und eine Malschule auf Pellworm und lebt seit 2008 in Travemünde.
Lieber Uwe Thill, wahrscheinlich kriege ich wieder mal eins von Ihnen auf die Mütze aber mehr war nicht zu schaffen.
Verehrte Damen und Herren, ich hoffe, ich konnte ihnen bewusst machen, welches künstlerische Kaliber wir hier präsentieren und denke, Sie werden die Arbeiten Uwe Thills nunmehr mit ganz neuen Augen sehen. Sie haben die Möglichkeit, ihn, wie alle anderen Künstler, höchst selbst kennen zu lernen und ich rate Ihnen, diese Gelegenheit zu nutzen.
Christel Hudemann zieht für sich die Bezeichnung Handwerkerin dem der Künstlerin vor. Das mag an ihrer Vorliebe zu naturalistisch-realistischer Darstellung maritimer Themen liegen oder an dem Umstand, dass sie nicht nur malt, sondern auch zeichnet. Vielleicht schuldet es auch ihrer früheren Tätigkeit als technische und architektonische Zeichnerin in verschiedenen Ingenieurbüros oder ihrer Handweberlehre mit Schwerpunkt Textilentwurf.
Fakt ist aber nun mal, dass ihre „Handwerksarbeiten“ ganz schön künstlerisch daher kommen. Wahrscheinlich schlägt sich da ihre Ausbildung in Malerei und Grafik an der Armgartstraße nieder oder auch ihre Herkunft.
Christel Hudemann entstammt nämlich einer Malerdynastie und hat die Kunst quasi mit der Muttermilch eingesogen.
Und obwohl ihre Mutter selbst Künstlerin war, empfahl sie der Tochter, erst einmal ein paar anständige Berufe zu erlernen, bevor sie sich – ENDLICH! – in ein Leben als freie Malerin stürzen konnte.
Das tat sie dann schließlich mit Leidenschaft, aber auch mit viel Disziplin und großem, handwerklichen Können.
Christel Hudemann ist eine, wie sie selber es formuliert – klassische Draußen-Malerin. Sie sitzt mit Aquarell- oder Acrylfarben vor Ort und „lässt auf sich wirken“. Sie brauche die Gerüche, Geräusche, die Atmosphäre, um den Kern eines Motivs auszudrücken und das fühlt man ihren Bildern an.
Ihre Ausstellungen im norddeutschen Raum und in Hamburg, wo Christel Hudemann auch lebt, sind außerordentlich erfolgreich und sprechen viele Menschen an, die den Norden lieben und sich dem Wasser verbunden fühlen.
Last but not least: Sabine Arndt:
„Eine Wolke braucht der Mensch“ heißt eine Serie mit kleinen Wolkenbildern der Künstlerin und bringt auf den Punkt, was Sabine Arndt treibt. Es ist nicht der Anspruch, eine Message unters Volk zu bringen und auch keine tiefere Bedeutsamkeit, die mittels Kunst transportiert werden soll. Sabine Arndt malt aus Freude und Lust am Leben – und das sieht man ihren Bildern auch an. Bunte Strandkörbe, knallige Blumen und neben Altstadt-Giebelhäusern – eben Wolken.
Leicht kommen sie daher, schwebend und ungeheuer positiv.
Und was der Künstlerin selbst hilft, mit den Gewitterwolken des Lebens klar zu kommen, überträgt sich auch auf die Betrachter: Es wird einem leicht ums Herz.
Die versöhnende Kraft der Malerei in Zusammenhang mit der Farbigkeit einer hellen, strahlenden Natur führen Künstlerin und uns ins Licht und zu einer, wenn auch naiven, so doch hoffnungsvollen, neuen Sicht.
Was als Hobby begonnen hat, ist mit den Jahren immer professioneller geworden. In Fortbildungen, u.a. der Pentiment in Hamburg und bei verschiedenen Dozenten hat Sabine Arndt an ihren Techniken gearbeitet, sich inspirieren und anleiten lassen. Inzwischen unterhält sie ein eigenes Atelier und nimmt an zahlreichen Gruppenausstellungen im norddeutschen Raum teil. In Einzelausstellungen zeigt sie ihre ganze Bandbreite unterschiedlicher Serien und eins ist klar:
Aus Spaß wurde Ernst. – Und selten hat Ernst so viel Spaß gemacht, wie bei Sabine Arndt.
Somit bin ich am Ende meiner Predigt und möchte ganz zum Schluss noch dem Internationalen Maritimen Museum Hamburg danken, die diese Ausstellung mit einigen ausgesuchten Exponaten ihrer Sammlung bereichern. Mit der Unterstützung und dem Engagement aller Beteiligten ist eine Ausstellung entstanden, die hoffentlich von Vielen gesehen und genossen wird.
Ich wünsche Ihnen, meine Damen und Herren, viel Freude und Inspiration und ersparen Sie bitte den Künstlern die obligatorische Frage: „Können Sie davon leben?“ – Kaufen Sie was, dann erübrigt sich die Antwort.“
In diesem Jahr bei der Sail Travemünde von einem „Highlight“ zu sprechen, fällt schwer – vielen fehlten einfach die Großschiffe. Vielleicht verdarb das Wetter auch die maritime Freude. War somit diese Ausstellung der heimliche „Höhepunkt“?
Sollten Sie diese Ausstellung jedoch versäumt haben – schauen Sie in die „Künstlerei“ in der Alten Vogtei. Ein Besuch dort lohnt ohnehin immer. Auch bei Sonnabend-23.-August-2008-Wetter – oder gar erst recht!