Zauneidechsen-Nachwuchs im Stiftungsland Hasenkrug ausgesetzt
Die kleinen Drachen erobern das Stiftungsland Hasenkrug.
Die Zauneidechse existiert seit Millionen von Jahren auf der Erde. Ihre evolutionäre Geschichte reicht bis in die Zeit der Dinosaurier zurück – und doch ist sie heute in Schleswig-Holstein akut bedroht.
Dagegen kämpft Janis Ahrens von der Stiftung Naturschutz Schleswig-Holstein seit vielen Jahren, indem er Lebensräume für die Reptilien schafft und ein Aufzuchtprogramm organisiert.

Heute entlässt der Zauneidechsen-Retter weitere ca. 40 kleine Mini-Drachen in die Wildnis. Die Tiere kommen aus einer Aufzucht-Station, wo sie vor 2-4 Wochen geschlüpft sind. Ihr neues Zuhause ist das Stiftungsland Hasenkrug zwischen Neumünster und Bad Bramstedt, das Ahrens 2019 zu einem echten Paradies für Zauneidechsen umgebaut und seitdem schon mehr als 200 der stark gefährdeten Reptilien angesiedelt hat. Hier finden sie sonnige Liegeplätze, zwischen Sträuchern und Büschen sichere Verstecke, in Wurzel- und Steinhaufen gemütliche Winterquartiere.
„Es ist jedesmal aufregend zu sehen, wie die kleinen Zauneidechsen ihr neues Zuhause annehmen und in die von uns gebauten Verstecke flitzen. Wenn wir nächstes Jahr einige von Ihnen fast ausgewachsen wiedersehen, ist das die beste Belohnung unserer Arbeit. Unser Erfolgsrezept ist die Schaffung geeigneter Lebensräume auf Flächen der Stiftung Naturschutz und die gezielte Aufzucht der Reptilien.“, beschreibt der Zauneidechsen-Retter Janis Ahrens sein Projekt.
Lebensräume wie im Hasenkrug sind rar
Die Zauneidechse steht in Schleswig-Holstein auf der Roten Liste 2 (= stark gefährdet). Das größte Problem sind die verschwindenden Naturräume, welche die Tiere brauchen. „Zauneidechsen sind in der Regel sehr standorttreu und bewegen sich nur in einem Radius von ca. 20 Metern. Heute durchschneiden oft Straßen, Bahntrassen oder Siedlungen die früher verbundenen Lebensräume, dann fällt es den Zauneidechsen schwer, andere Tiere zur Fortpflanzung zu erreichen.“, beschreibt Janis Ahrens die Situation.
Hinzu kommt, dass die Haupt-Nahrungsquelle der Zauneidechsen immer weiter schwindet. Zauneidechsen ernähren sich vorwiegend von Insekten (Käfer, Heuschrecken, Wildbienen, Schmetterlinge etc.). Diese benötigen als Lebensgrundlage ausreichend vorhandene blütenreiche Pflanzen, sandige Flächen und verrottendes Holz.
Das Stiftungsland Hasenkrug ist heute das perfekte Zuhause
Deshalb war bei der Umgestaltung des Sitftungslands Hasenkrug das Fachwissen des Reptilien-Experten Janis Ahrens entscheidend:
Stubbenhaufen, das sind abgeschnittene Baumstümpfe mit Wurzelwerk, bieten den Tieren Schutz vor Fressfeinden und diehnen ihnen gleichzeitig als Winterquartiere. Die Stümpfe wurden von der einen Seite in Sand eingebuddelt und von der anderen Seite offengelassen, so dass die Zauneidechsen unbemerkt darin verschwinden und überwintern können.
Auch finden sich hier sandige Rohbodenstellen, denn die Zauneidechse benötigt sonnenbeschienene Sandstellen, wo die Weibchen ihre Eier in den Sand ablegen und das Brüten der Wärme der Sonnenstrahlen überlassen. Zudem benötigt die Zauneidechse selbst sonnige Flächen, wie Stubben- oder Steinhaufen, auf denen sie sich aufwärmen und auf Betriebstemperatur bringen kann.
Im Abstand von maximal 60 Metern sind überall auf der Fläche sogenannte Trittsteine für die Zauneidechse angelegt worden, die es ihr erleichtern mit Pausen von einem Lebensraum in den nächsten zu kommen.
Zu guter Letzt sind noch jede Menge schleswig-holsteinische Wildpflanzen im Stiftungsland Hasenkrug eingezogen: Thymian, Hauhechel und Heide bieten Versteckmöglichkeiten für die Zauneidechsen und zugleich locken sie viele für die kleinen Reptilien schmackhafte Insekten an.
Solche Zauneidechsen-Paradiese hat die Stiftung Naturschutz Schleswig-Holstein auch in anderen Teilen des Landes angelegt, zum Beispiel in Nordoe, auf Holnis oder in der Geltinger Birk.
Sichere Aufzucht bringt Startvorteil
Geboren und aufgewachsen sind die Mini-Drachen in der Aufzuchtstation bei dem Projektpartner der Stiftung Naturschutz Schleswig-Holstein, der Gesellschaft für Freilandökologie und Naturschutzplanung (GFN). Reptilienexperte Patrick Pohlmann hat dazu erwachsene Zauneidechsen aus einer stabilen Population entnommen und in einem Freilandgehege zur Paarung gehalten. Die Eier sind in einem speziellen Brutschrank bei 24-26 Grad ausgebrütet worden.
Der Vorteil dieser Aufzucht ist, dass externe Risikofaktoren minimiert werden, die klimatischen Bedingungen gleich gehalten werden können und die Zauneidechsen deshalb früher schlüpfen. Das kommt ihnen dann auch gleich wieder zu Gute, denn sie haben mehr Zeit sich die nötigen Fettreserven für die erste Überwinterung in freier Wildbahn anzufressen und überstehen diese in der Regel besser. So sind die Tiere aus der Aufzucht im Herbst meist bereits größer als ihre Artgenossen, die in der Natur geboren sind.
