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Kultur & Wissenschaft

Kammerkonzert in der Essigfabrik Lübeck

von Lutz Gallinat
Es war eine faszinierende und anspruchsvolle Soiree. Am 21.September 2013 boten Christine Wasgindt, Bonn, Violine, und Uwe Wasgindt, Lübeck, Klavier, in der Essigfabrik Lübeck ein reizvolles Kammerkonzert mit Sonaten für Violine und Klavier.Am Anfang stand die Sonate G-Dur op.78 von Johannes Brahms (1833-1897).
Die Sonate zeichnet sich vor allem durch schlichte Natürlichkeit aus, auf offenes dramatisches Geschehen wird weitgehend verzichtet. Im Grunde handelt es sich um eine Reihe von freundlichen, herzlichen Liedern. Im Vergleich zum Klavier kommt der Violine als Träger der Melodie der dominantere Part zu.
Alle drei Sätze verbindet das rhythmisch prägnante Initialmotiv der Clara Schumann gewidmeten „Regenlied“-Melodie: „Regenlied“ op.59/3: „Walle, Regen, walle nieder“. Sie steht im Zusammenhang mit dem Tod von Felix Schumann, ihrem Sohn. In einem Brief an Clara Schumann bekundete Brahms: „Es wäre mir eine gar große Freude, wenn ich ihm ein kleines Andenken schaffen könnte.“
Es folgte die Sonate a-Moll op.23 von Ludwig van Beethoven (1770-1827).
Die beiden dem Grafen Moritz von Fries gewidmeten Sonaten op.23 a-Moll und op.24 F-Dur sind ein Gegensatzpaar. Der a-Moll-Sonate eignet in allen drei Sätzen eine drängende, vital voranstürmende Dramatik, die selbst das melodisch weitschwingende Rondo-Thema des Finales bestimmt. Hier wie in der populären „Frühlingssonate“ F-Dur op.24 ist der Ausgleich der beiden Instrumente vollends erreicht, nichts erinnert mehr an die alte Gesellschaftsmusik.
Den Abschluss bildete die Sonate d-Moll op.75 a Monsieur Marsick von Camille Saint-Saens (1835-1921).
Bereits 1879 vertraute Saint-Saens seinem Verleger Durand an, dass er den Geiger Joseph Marsick, den Widmungsträger seines Opus 75, um technische Ratschläge für die Behandlung der Violine gebeten habe; allerdings dauerte es dann noch sechs Jahre, bis der Komponist seine erste Violinsonate vorlegen konnte.
Durch seinen virtuosen Zuschnitt fand das Werk nicht nur beim Widmungsträger, der es mit Saint-Saens uraufführte, lebhaften Anklang, sondern erfreut sich auch heute noch bei den Geigern eines gewissen Zuspruchs.
Christine Wasgindt, die Preisträgerin des Wettbewerbs „Junge Solisten der Jeunesses Musicales Österreich“ ist, spielte virtuos und brillant und meisterte auch die schwierigsten Passagen ohne Probleme. Uwe Wasgindt spielte mit Feuer, Leidenschaft und Hingabe und mit viel Verve und Esprit.
Die Künstlerin und der Künstler wurden schließlich von den zahlreichen Zuhörerinnen und Zuhörern mit sehr viel Beifall bedacht, für den sie sich mit einer reizvollen Zugabe bedankten.