Zukunftsbranche Altenpflege – Mit Weiterbildung Beschäftigter Fachkräfte gewinnen
Examinierte Pflegekräfte sind schon jetzt sehr gefragt. Eine höhere Lebenserwartung und geringe Geburtenraten haben den Anteil älterer Menschen in der Gesellschaft in den letzten Jahren deutlich steigen lassen. Und der Anteil hochbetagter Pflegebedürftiger wird weiter zunehmen. Hinzu kommt, dass Ältere gerne an die Küstenregion ziehen, um hier den Lebensabend zu verbringen. Entsprechend wird der Bedarf an Pflegepersonal weiter hoch sein. Bereits jetzt sind in Lübeck und Ostholstein 26.000 sozialversicherungspflichtig Beschäftigte im Gesundheits- und Sozialwesen beschäftigt. In Ostholstein sind das mehr als ein Fünftel aller Beschäftigten.
„Alle Wege müssen erschlossen werden, um Fachpersonal zu gewinnen. Ausbildung Jugendlicher alleine reicht dabei nicht aus. Denn auch im Gesundheitswesen macht sich vermehrt die Konkurrenz mit anderen Branchen um Nachwuchskräfte bemerkbar. In den Unternehmen finden sich oft Mitarbeiter, deren Weiterbildung sich lohnt. Diese können finanziell von der Arbeitsagentur unterstützt werden“, erklärt Wolfgang Werner, Vorsitzender der Geschäftsführung der Agentur für Arbeit Lübeck.
Möglich wird das durch die Förderung im Rahme des Sonderprogramms Weiterbildung Geringqualifizierter und beschäftigter älterer Arbeitnehmer in Unternehmen (WeGebAU). Für die Zeiten der Fortbildung übernimmt die Arbeitsagentur teilweise die Lohnkosten und darüber hinaus die Weiterbildungskosten beim Träger sowie entstehende Fahrkosten des Arbeitnehmers. Die Mitarbeiter bleiben dabei die gesamte Zeit der Ausbildung im Arbeitsverhältnis und erhalten ihren vollen Lohn.
Diese Chance nutzt zum Beispiel die Seniorenresidenz an der Strandpromenade in Großenbrode. Bereits die dritte Mitarbeiterin wird hier über WeGebAU gefördert. „Obwohl wir seit Jahren aktiv ausbilden, haben wir uns auch für die Weiterbildung unserer Beschäftigten entschieden. Mit einer Fachkräftequote von 54 Prozent liegen wir über dem Mindestwert von 50 Prozent, doch darauf können wir uns nicht ausruhen. Auf dem Land ist die Suche nach Personal noch schwieriger. Da ist die Weiterbildung vorhandener Arbeitskräfte eine sehr gute Möglichkeit, um Personal zu binden“, erläutert Assunda Odebrecht, Heimleiterin der Seniorenresidenz an der Strandpromenade mit 70 Mitarbeitern und sieben Auszubildenden.
Sich mit 47 Jahren nochmals auf die Schulbank gesetzt hat zum Beispiel Rosita Schröder. Sie arbeitet als Pflegeassistentin in der Seniorenresidenz und startete im April 2013 die einjährige Fortbildung zur examinierten Altenpflegehelferin. Vor vielen Jahren machte sie eine Ausbildung zur Hauswirtschafterin und arbeitete nach der Familienpause in verschiedenen Helfertätigkeiten, auch in der Altenpflege. „Mir macht die abwechslungsreiche Arbeit sehr viel Spaß. Ich hab keine Berührungsängste und setze mich auch bewusst mit dem Tod auseinander. Die Dankbarkeit und Freude, die von den betreuten Menschen entgegengebracht wird, steht für mich im Vordergrund und entschädigt für vieles. Und die Berufsperspektiven sind wirklich gut. Deshalb will ich nach dem ersten Abschluss nächstes Jahr möglichst mit der Ausbildung zur examinierten Altenpflegerin weitermachen“, erzählt Rosita Schröder.
„Wir würden uns freuen, wenn mehr diesem Beispiel folgen. Wer keinen Abschluss hat oder mindestens vier Jahre berufsfremd arbeitet, kann unter bestimmten Voraussetzungen gefördert werden. Es gibt kaum noch arbeitslose examinierte Altenpflegekräfte und wenn sich jemand bei uns meldet, findet er ganz schnell eine neue Stelle. In Lübeck und Ostholstein stehen rechnerisch einem Arbeitslosen drei offene Stellen zur Verfügung. Entsprechend lang ist mit über 110 Tagen die Zeit, die benötigt wird, um eine offene Stelle zu besetzten. Vorausschauende Personalplanung ist für Unternehmen unabdingbar. Weiterbildung Beschäftigter, Einstellung Ungelernter mit dem Ziel der Fortbildung, Angebot von familienfreundlichen Arbeitszeiten für Alleinerziehende und Teilzeitarbeitsuchende, das sind nur einige Möglichkeiten, bei denen wir Betriebe beraten können. Nehmen Sie gerne Kontakt zu uns auf“, wirbt Ulrike Jürgens, Teamleiterin des Arbeitgeber-Service Ostholstein.
Unternehmen erreichen den gemeinsamen Arbeitgeber-Service von Arbeitsagentur und Jobcenter unter der kostenfreien Hotline 0800 4 5555 20.