Piraten-Vorsitzender Wirth: Hardware mit NSA-Hintertür zurückschicken
Die gestern auf Spiegel Online veröffentlichten Erkenntnisse[1] aus den Dokumenten des NSA-Whistleblowers Edward Snowden über die Spezialeinheit »Tailored Access Operations« (TAO) verlangt eine Neubewertung des Spionageskandals. Dies fordert Thorsten Wirth, der Bundesvorsitzende der Piratenpartei Deutschland.
»Nachdem nun bekannt ist, wie weitreichend die Möglichkeiten der NSA zur Manipulation gängiger Plattformen der größten Hardware-Hersteller sind, muss der Spionageskandal neu bewertet werden. Die Fragen nach möglicher Industriespionage durch ausländische Geheimdienste sind weiterhin unbeantwortet. Wir fordern die Bundesregierung daher auf, in den laufenden Gesprächen mit den USA auf eine vollständige Offenlegung des Programms zu bestehen. Unternehmen, die Hardware der betroffenen Hersteller einsetzen, empfehlen wir, diese im Zweifelsfall zurückzuschicken, da die Integrität der eingesetzten Systeme nicht sichergestellt werden kann.Wie bei jeder Hintertür und Sicherheitslücke ist auch hier das Potenzial für Missbrauch enorm. Dies musste sich die letzte große Koalition 2008 noch vom Bundesverfassungsgericht erklären lassen, welches damals das Grundrecht auf Vertraulichkeit und Integrität informationstechnischer Systeme definierte.
Die an den Bundesregierungen der letzten Jahrzehnte beteiligten Parteien und Politiker müssen endlich ihre Ignoranz gegenüber den Warnrufen aus der Community der Techniker und Hacker aufgeben. Es sind sowohl in der Politik als auch in der Gesetzgebung zu neuen Technologien weitreichende Änderungen notwendig, die nun möglicherweise das wichtigste Projekt für das kommende Jahrzehnt darstellen. Auf der anderen Seite gibt die NSA selbst zu, ausländische Geheimdienste mit ihrer TAO-Truppe zu unterstützen [2], und diese Verlockungen stellen für unsere geheimdienstgläubige Bundesregierung sicher ein tolles Feature dar.
Somit sind unsere Hoffnungen auf einen Sinneswandel bei der Bundesregierung eher gering.
Die Hersteller tragen die Verantwortung dafür, dass ihre Software sicher auf ihre Geräte aufgespielt wird. Es gibt gängige Standards wie Audits, Sicherheitsprotokolle etc., die bei der Entwicklung sicherheitsrelevanter Software angewandt werden. Wird dies nicht getan, so kann dies nur als fahrlässig gewertet werden. Gleiches gilt für Software-Updates. Ich empfehle den Unternehmen, die Hardware mit infiltierter Software erworben haben, diese im Rahmen der Gewährleistung zurückzugeben, da ihre Sicherheit offensichtlich nicht garantiert ist.«
Quellen:
[1] Spiegel Online International: Inside TAO: Documents Reveal Top NSA Hacking Unit <http://www.spiegel.de/international/world/the-nsa-uses-powerful-toolbox-in-effort-to-spy-on-global-networks-a-940969.html>
[2] The Guardian:
<http://www.theguardian.com/world/2013/dec/29/der-spiegel-nsa-hacking-unit-tao>