Routine bringt Autofahrer in Gefahr – Bekannte Strecken verschlechtern Aufmerksamkeit und Reaktion
|
|||
Köln/Essen (pte/17.02.2010/12:20) – Autounfälle passieren oft auf Strecken, mit denen die Fahrer bestens vertraut sind, da sie ihnen wesentlich geringere Aufmerksamkeit widmen. Das konnten deutsche Forscher in Zusammenarbeit mit Polizei und Verkehrspsychologen nun zeigen. „Eine Reihe unerklärlicher Unfallmuster wie etwa die häufigen Zwischenfälle im Berufsverkehr werden dadurch verständlich“, berichtet Studienleiter André Bresges von der Universität Köln http://uni-koeln.de im pressetext-Interview.
Für ihr Experiment untersuchten die Forscher 32 Autofahrer, die teils sehr routiniert waren, teils erst wenig Fahrerfahrung besaßen. Man spielte ihnen in einem Fahrsimulator das Video einer sechsminütigen Fahrt vor, wobei das Fahrzeug eine programmierte Strecke mit Kurven und Hindernissen zurücklegte. In einem zweiten Schritt galt es, diese simulierte Strecke so lange selbst nachzufahren, bis sie vertraut war wie der tägliche Arbeitsweg.
Je vertrauter, desto unaufmerksamer
Am Beginn und Ende dieser Lernphase legten sich die Probanden zu Untersuchungszwecken in einen Magnetresonanztomographen. Somit konnte ihre Gehirnaktivität verzeichnet werden, während sie per Joystick und eingespiegeltem Bildschirm die Strecke fuhren. Egal wie viel Fahrerfahrung sie besaßen, riefen bekannte Strecken stets weit weniger Aktivität hervor als neue. „Das bedeutet weniger Aufmerksamkeit und schlechtere Reaktion. Die Situation ist ähnlich wie wenn ein Autopilot das Steuer übernehmen würde“, berichtet Elke Gizewski vom Universitätsklinikum Essen http://www.uniklinikum-essen.de gegenüber pressetext.
Das beweise, dass die gute Kenntnis einer Strecke keinesfalls mehr Sicherheit bringt. „Auch bei Kindern geschehen die meisten Unfälle am Schulweg auf den ersten Metern, obwohl sie glauben, sie würden diese gut kennen“, so Gizewski. Beim Autofahren sei die Monotonie der Strecken noch größer als beim Fußgehen, was bestimmten Berufsgruppen besonders zum Verhängnis wird. „Bäcker, Schichtarbeiter, Krankenschwestern oder Polizisten fahren in den frühen Morgenstunden, wenn auch die Müdigkeit am größten ist, stets dieselben Strecken. Kommt Unvorhergesehenes dazwischen, kracht es oft“, ergänzt Bresges.
Schlüsselrolle des Beifahrers
Zur Vermeidung derartiger Verkehrsfehler, die besonders häufig bei Führerscheinneulingen vorkommen, schlägt der Studienleiter die Förderung des begleiteten Fahrens ab 17 Jahren vor. „Eine wichtige Rolle hat hier der erwachsene Beifahrer. Er kann dem Fahrschüler über eine lange Lernphase hinweg Hinweise geben, wo im Verkehr Gefahrenquellen sind und schult somit dessen Aufmerksamkeit.“ Anstatt bloß die Streckenführung könne so die Vorsicht zur Routine werden und Sicherheit geben, was Bresges als „sicherheitsgerechte Fahrkultur“ bezeichnet.
Auf die Beifahrer – als Förderer der Aufmerksamkeit des Lenkers – zielt auch ein Schulprojekt ab, das demnächst in Nordrhein-Westfalen gestartet wird. „Vertreter von Polizei und Feuerwehr analysieren dabei mit 16- und 17-Jährigen den Hergang von Autounfällen. Mit dieser Schulung gelingt es Jugendlichen in diesem Alter, als Beifahrer riskante Verhaltensweisen des Lenkers wie zu schnelles Fahren, Alkoholisierung oder Telefongespräche besser zu erkennen und einzulenken. Zugleich baut das auch das Heldenimage von jugendlichen Schnellfahrern und Kurvenkratzern ab“, so der Kölner Physiker.










