Das interaktive Online-Magazin seit 1999

Aktuelle Nachrichten, lokale Themen aus Kultur, Wissenschaft, Sport, Politik, Wirtschaft, Rezensionen und Veranstaltungen

Verkehr

Fehmarn: Tourismuswirtschaft bangt um Besucher – Megaprojekt feste Fehmarnbelt-Querung weiter in der Kritik

Computergrafik Schrägseilbrücke über den Fehmarnbelt (Foto: Femern A/S)

Burg auf Fehmarn/Berlin (pte/12.02.2010/11:00) – Das milliardenschwere Megaprojekt „feste Fehmarnbelt-Querung“ sorgt in Norddeutschland weiter für Diskussionen. Mithilfe einer Brücke bzw. eines Tunnels sollen die deutsche Insel Fehmarn und die dänische Insel Lolland – derzeit getrennt durch die rund 19 Kilometer lange Meerenge Fehmarnbelt – verbunden werden.Deutschland ist dabei für den Ausbau der Hinterlandanbindung (Eisenbahnstrecke und Straßenverbindung in Deutschland) verantwortlich. Die Fertigstellung der Verbindung ist für 2018 vorgesehen. Während sich die Politik davon eine „Verbesserung der Standortqualität und Wettbewerbsfähigkeit der Wirtschaft im norddeutschen Raum“ erwartet, rechnen Kritiker mit volkswirtschaftlichen Schäden, etwa durch Entwertung von Immobilien oder Schädigung des Tourismus vor Ort.

Erhebliche Behinderungen

„Zweifelsfrei wird es besonders in der rund achtjährigen Bauzeit auf Europas größter Baustelle sowohl im Hinterland als auch auf der Insel Fehmarn zu erheblichen Behinderungen der touristischen Infrastruktur kommen“, meint Malte Siegert, Referent Feste Fehmarnbeltquerung für den NABU Bundesverband http://www.nabu.de, gegenüber pressetext.

Besonders Dauercamper sowie langjährige Gäste der Dörfer in unmittelbarer Umgebung der Baustelle hätten bereits angekündigt, nach Mecklenburg-Vorpommern abzuwandern. Der NABU ist im Aktionsbündnis gegen eine feste Fehmarnbelt-Querung http://www.beltquerung.info/ engagiert und befürchtet neben negativen Folgen für den Tourismus auf Fehmarn und in Ostholstein auch ökologische Schäden.

Große Gefahr für Wasservögel

„Das Bundesamt für Naturschutz sowie zahlreiche Fachleute bestätigen die Befürchtungen des NABU, dass es durch Brückenpfeiler erhebliche Gefahrenpotenziale hinsichtlich der Behinderung des Wasseraustausches zwischen Nord- und Ostsee gäbe“, betont Siegert. Zudem stelle die Brücke für die bis zu 20 Mio. von Ost nach West ziehenden Wasservögel eine große Gefahr dar. Der NABU spricht sich deshalb – im Fall einer Umsetzung des Projekts – für eine Tunnelvariante aus.

Weiterhin solle das Projekt hinsichtlich seines infrastrukturellen Nutzens neu bewertet werden. Der Kreis Ostholstein hat derweil eine Betroffenheitsanalyse in Auftrag gegeben, in der unter anderem die zu erwartenden Auswirkungen auf den Tourismus untersucht werden sollen.

Ausbau der Bahnstrecke in der Kritik

Im Mittelpunkt der Kritik der Projektgegner steht außerdem der geplante Ausbau der Bahnstrecke durch die Deutsche Bahn – befürchtet wird eine steigende Lärmbelastung sowie ein Rückgang der Gästezahlen. Außerdem stehe laut Medienberichten derzeit ein Fragezeichen hinter der Finanzierbarkeit des Streckenausbaus.

Die schleswig-holsteinische Landesregierung geht allerdings davon aus, „dass der Bund seine vertraglichen Verpflichtungen erfüllen wird und Finanzierungsmittel für den Bau der Hinterlandanbindungen bereit stellt“, wie es aus dem Ministerium für Wissenschaft, Wirtschaft und Verkehr des Landes Schleswig-Holstein gegenüber pressetext heißt. Und weiter: „Die Landesregierung setzt sich dafür ein, dass eine regional- und tourismusverträgliche Trassenvariante gefunden wird und ist zuversichtlich, dass der Bund die Mehrkosten auch finanzieren wird.“

Große Bedeutung für Bundesregierung

Aus dem Bundesministerium für Verkehr, Bau und Stadtentwicklung (BMVBS) http://www.bmvbs.de heißt es auf Anfrage von pressetext: „Der Realisierung der Hinterlandanbindung zur Fehmarnbelt-Brücke misst die Bundesregierung große Bedeutung bei. Die Belastungen der Bevölkerung werden im Rahmen der Projektplanung ermittelt und ebenso diejenigen Maßnahmen, die geeignet sind, die gesetzlich vorgegebenen Grenzwerte einzuhalten.“

Laut der Zeitung Die Welt bekennt sich Bundesverkehrsminister Peter Ramsauer ausdrücklich zum Bau der Hinterlandanbindung für die feste Fehmarnbelt-Querung. Ein Infragestellen der Inhalte des erst zum 14. Januar in Kraft getretenen Staatsvertrags mit Dänemark „wäre töricht“, zitiert das Blatt den Politiker.

Weiterführende Informationen: http://www.femern.de/Startseite/Das+Projekt