Mehr Schutz für Fischotter an Travekanal und Wakenitz
Ausstiegshilfen und Ruhemöglichkeiten für die marderartigen Raubtiere
Der Bereich Naturschutz der Hansestadt Lübeck lässt derzeit sogenannte Ausstiegshilfen für den Fischotter an der Kanaltrave bauen. Auch an der Wakenitz sollen in diesem Frühjahr Ausstiegshilfen montiert werden. Darüber haben heute Umweltsenator Thorsten Geißler und die kommissarische Leiterin des Bereichs Naturschutz Dr. Ursula Kühn bei einem Vororttermin die Presse informiert.
An der Kanaltrave zwischen Dükerkanal und Possehlbrücke sind elf Ausstiegshilfen vorgesehen. Sie bestehen aus einer im Abstand von etwa 30 Zentimeter vor dem vorhandenen Bohlwerk montierten stufenförmigen Bohlwand, hinter die Steine gefüllt werden und so Fischottern und anderen Tieren das Aussteigen aus dem Wasser ermöglichen sollen.
An der Wakenitz sind zwischen Falkendamm und Dükerkanal zehn Ausstiegshilfen geplant. Sie werden aus Bohlenrampen bestehen, die im Wasserwechselbereich an dem Bohlwerk der Uferbefestigung befestigt wird.
Die Ausstiegshilfen werden von der Lübeck Port Authority (LPA) nach den Vorgaben des Bereichs Naturschutz und mit Zustimmung des Wasser- und Schifffahrtsamtes gebaut. Die Maßnahme wird vom Land Schleswig-Holsteins finanziert. Für die zukünftige Unterhaltung der Bauwerke wird das LPA sorgen. Der Bereich Stadtgrün hat sich bereit erklärt, Gebüsch an den Ausstiegshilfen anzupflanzen und so die Deckung für Fischotter zu verbessern.
Umweltsenator Geißler: „Ich danke allen beteiligten Behörden und Dienststellen für die gute Zusammenarbeit, die dieses sinnvolle Projekt möglich gemacht hat. Die Hansestadt Lübeck liegt an einem ‚Gewässer-Knotenpunkt’ und hat deshalb eine Schlüsselposition bei der Wiederbesiedlung des Landes durch einwandernde Fischotter aus Niedersachsen und Mecklenburg-Vorpommern. Aufgrund der hohen Besiedlungs- und Verkehrsdichte wirkt die Großstadt aber auch als gefährliches Wanderhindernis. Mit der Schaffung von Ausstiegen mit Versteck- und Ruhemöglichkeiten helfen wir den Fischottern bei ihren Wanderungen durch die für sie relativ lebensfeindlichen Gewässerabschnitte der Innenstadt“.
Dr. Kühn ergänzt: „Über die Ausstiege können die Fischotter die Gewässer trotz steiler Spundwände und Bohlwerke zum Ausruhen verlassen. Durch Nachpflanzen von dichtem Gebüsch sollen sie vor Störungen durch Erholungssuchende und freilaufende Hunde an den ufernahen Wanderwegen geschützt werden. Die Ausstiege helfen aber nicht nur den besonders gefährdeten Fischottern, sondern auch anderen Tieren. Entenküken oder ins Gewässer gefallene Igel können die Gewässer jetzt trotz ihrer steilen Ufer verlassen und werden so vor dem Ertrinken gerettet.“
Die Ausstiegshilfen sind nur ein Baustein der Fischotterschutzmaßnahmen des Bereichs Naturschutz. Bereits im vorigen Jahr waren mit Unterstützung der zuständigen Verkehrs- und Straßenbaubehörden Fischotter-Warnschilder an acht Straßenabschnitten mit Fischotterwechseln aufgestellt worden. Für die nächsten Jahre sind weitere Maßnahmen vorgesehen, unter anderem die Schaffung von weiteren Ruheräumen und von Rohrdurchlässen mit Leitzäunen an besonders verkehrsgefährdeten Fischotterwechseln.
Dass es Fischotter im Lübecker Stadtgebiet gibt, wurde zuletzt im Jahr 2006 wissenschaftlich untersucht. Im Rahmen ihrer Abschlussarbeit untersuchte die Studentin Janine Reimer 35 Standorte und wies an zwölf von ihnen Otter nach. Dazu gehören die folgenden Fließgewässer: Wakenitz, Blankensee, an der oberen Trave bei Genin, in der Grinau, Niemarker Landgraben, Herrnburger Landgraben, Traveförde (Schlutuper Wiek, Scheelbruch; Medebek, in der Schwartau), Tremser Teich sowie am Dassower See an der Einmündung der Stepenitz.
Dass Autofahrer vor Otterwechseln durch Hinweisschilder gebeten werden, langsam zu fahren, hat einen traurigen Grund – mehrere Fischotter sind in den vergangenen Jahren bereits überfahren worden: Getötete Tiere gab es im Bereich von Tremser Teich, in Schlutup in Höhe des Depenmoors und am Schlutuper Mühlenteich sowie an der B 207 .