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Politik & Wirtschaft

IG BAU: „Kein Turboputzen“ – „Faire Jobs“ für Gebäudereiniger

Kein Spiel mehr mit der Jobangst –
Zitterverträge in Lübeck stoppen

Stopp für „Zitterverträge“ gefordert: Die Gebäudereiniger-Gewerkschaft IG BAU hat den Trend zu befristeten Arbeitsverhältnissen in der Reinigungsbranche kritisiert – sie will das „Spiel mit der Job-Angst“ beenden. „Derzeit sind in Lübeck rund 3.000 Reinigungskräfte sozialversicherungspflichtig beschäftigt. In ganz Schleswig-Holstein sind es rund 13.610. Immer mehr von ihnen werden in Kurzzeit-Jobs gedrängt oder sind schon jetzt in befristeten Arbeitsverhältnissen“, sagt der Bezirksvorsitzende der IG BAU Holstein, Uwe Hahn.„Besonders in der Reinigungsbranche sind die Kurzzeit-Arbeitsverträge weit verbreitet. Oft gibt es die Jobs nur für einige Monate“, kritisiert Hahn. Arbeitgeber nutzten die Möglichkeit der Befristung schamlos aus, um Druck auf ihre Beschäftigten auszuüben. Und dahinter stehe ein Kalkül: „Wer Angst um seinen Job hat, ist bereit, einen Folgevertrag zu schlechteren Bedingungen abzuschließen. Darüber hinaus versuchen einige Chefs, mit Kurzzeit-Verträgen dem Kündigungsschutz zu entgehen“, so Hahn. Die IG BAU Holstein fordert ein Verbot dieser „Zittervertrags-Praxis“. „Der grundlosen Befristung von Arbeitsverhältnissen muss ein Riegel vorgeschoben werden – und zwar per Gesetz. Denn letztlich werden dadurch unbefristete Vollzeitstellen abgebaut. Das Spiel mit der Jobangst muss ein Ende haben“, so der Bezirksvorsitzende.

Und er hat noch weitere Kritikpunkte an den Arbeitgebern: „Neben den befristeten Verträgen gibt es für die Beschäftigten in Lübeck viel zu oft lediglich Mini-Jobs ohne Sozialversicherungsschutz. Obendrein wird die Leistungsschraube immer weiter angezogen. Immer größere Flächen sollen in immer kürzerer Zeit gereinigt werden. Das ‚Turbo-Putzen‘ mit Überstunden zum Nulltarif ist übliche Praxis in vielen Unternehmen.“

PM-Hintergrund-Info

zum Tag der Gebäudereinigung

Der „Tag der Gebäudereinigung“ erinnert an einen Streik der Putzkräfte in Century-City, dem Kommerz-Viertel von Los Angeles, bei dem am 15. Juni 1990 die Streikenden brutal von der Polizei zusammengeschlagen wurden. Die Polizei musste nach einem Gerichtsverfahren schließlich 3,5 Millionen Dollar an die amerikanische Reiniger-Gewerkschaft bezahlen. Der Streik führte schließlich zu einer 25%-igen Gehaltserhöhung und der Einführung betrieblicher Krankenversicherungsleistungen.

Dieser Vorfall markiert einen Wendepunkt in der Kampagne „Justice for Janitors“. Der 15. Juni wird seitdem international als „Justice-for-Janitors-Day“, in Deutschland als „Tag der Gebäudereinigung“ begangen.

Im Herbst 2009 gab es in Deutschland den ersten bundesweiten Gebäudereiniger-Streik.