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Veranstaltungen

Vortrag von Dr.Bernd Bornemann, Lübeck, über Damen-Salons

tbf211010_Lutz Gallinat_Freywald_004aEs war eine anspruchsvolle und informative Veranstaltung. Am 30.Oktober 2014 gab Dr. Bernd Bornemann, Lübeck,  im reichlich gefüllten Lübecker „Salon Utopia“ einen interessanten Einblick  in die „Geschichte der Damen-Salons von der Romantik bis in die Neuzeit“.Die Gäste erhielten dabei über eine sog. Powerpoint-Präsentation Porträts und historische Zusammenhänge des Salons.

Waren die Salons des 17.Jahrhunderts eher aistokratisch  und literarisch geprägt, so fungierten die Salons des 18.Jahrhunderts primär als philosophisch-politische Foren für die Ideen der Aufklärung, als Treffpunkt von Modernisten, Philosophen und Enzyklopädisten, wodurch ihnen eine beachtliche Rolle bei der Ausbreitung des Gedankenguts der Französischen Revolution zukam. Im 19.Jahrhundert wandelte sich die französische Salonkultur vom Brennpunkt der Avantgarde zum nostalgischen Refugium der Tradition wie z.B. bei Marie d`Agoult (1805-1876).

In Deutschland hatte die Salonkultur seit dem Ende des 18.Jahrhunderts  eine wichtige Funktion für die Herausbildung romantischer Positionen. Zu nennen sind der Salon der Caroline Schelling in  Jena, Frühromantiker, die Berliner Salons von Henriette Herz und Rahel Varnhagen von Ense, „Berliner Romantik“, in Weimar der Salon der Johanna Schopenhauer, in Wien der Biedermeier-Salon der Karoline Pichler. Im Berliner Salon der Fanny Lewald trafen sich die Liberalen um 1845, im Salon von F. und Lise Duncker die Sozialreformer der 1880er-Jahre. Danals lösten programmatisch orientierte politische und literarische Gesellschaften die Salonkultur in ihrer besonders feminin-exklusiven Ausprägung zunehmend ab.
Dr. Bernd Bornemann, der akribisch recherchiert hatte, erwähnte in seinem kenntnisreichen, umfassenden und engagierten Vortrag außerdem noch George Sand (1804-1876), Valtesse de la Bigne (1848-1910), Wineretta Singer-Polignac (1865-1943), Marianne von Werefkin (1860-1938), Gertrude Stein (1876-1946) und Ida Boy-Ed (1852-1928).
Außerdem waren für diejenigen, die noch keine Gelegenheit zu einem Ausstellungsbesuch hatten, die Original-„Gesichter“, Öl auf Baumwolltüchern, der südbadischen Künstlerin Ilse Werner zu sehen. Darüber hinaus zeigte die Lübecker Malerin Monika Sava-Bujak, die aus Polen stammt, eigens für diesen Salon-Nachmittag geschaffene Porträtzeichnungen der großen Salonnieren wie Rahel Varnhagen, Fanny Lewald, George Sand und Gertrude Stein. Dieses Event wurde außerdem mit reizvollen und kongenialen Stücken von Franz Liszt und Frederic Chopin musikalisch umrahmt.
Der Hausherr Dr.Bernd Bornemann wurde schließlich von den zahlreichen Zuhörerinnen und Zuhörern für seinen anschaulichen und lebendigen Vortrag  mit sehr viel Beifall bedacht.
Lutz Gallinat