Die Genossenschaft LANDWEGE – zwischen Anspruch und Wirklichkeit
Am 17.01. fand in Berlin im Rahmen der INTERNATIONALEN GRÜNEN WOCHE eine große Demonstration statt, unter dem Motto „Wir haben es satt“. Die Genossenschaft LANDWEGE hatte
zur Teilnahme aufgerufen und die Fahrt von Lübeck organisiert, um für die Ökologische
Landwirtschaft einzutreten. Dieses Engagement ist zweifelsohne zu begrüßen. Gleichwohl stellt
sich die Frage, inwieweit LANDWEGE dem eigenen Anspruch gerecht wird. Zum Hintergrund: Die Genossenschaft LANDWEGE, Betreiberin der bekannten Ökomärkte in Lübeck,
ist mit dem gleichnamigen Verein LANDWEGE e.V. nicht nur partnerschaftlich, sondern auch
personell verbunden. Dieser Verein betreibt im Süden Lübecks den Jugendnaturschutzhof
Ringstedtenhof. Die Ländereien und Einrichtungen auf dem Hof werden seit rund 20 Jahren an einen
Bio‐Landwirt verpachtet, dessen Vertrag nach dem Willen des Vereins über das Jahr 2018 hinaus
nicht verlängert werden soll – die Presse berichtete. Für das Landwirts‐Ehepaar steht dadurch nach
Jahren des mühsamen Aufbaus ein jähes Ende bevor. Sie werden buchstäblich um Ihre Existenz
gebracht, denn mit dem Betrieb eines Bauernhofes ist stets eine langfristige Lebensplanung
verbunden. Diese wird durch die Entscheidung des Vereines LANDWEGE e.V. nun zur Halbzeit
zunichte gemacht ‐ somit auch die zahlreichen Arbeitsplätze in diesem Betrieb. Schwerwiegende
Gründe, die einen solch harten Schnitt rechtfertigen würden, sind nicht vorhanden. Eine Initiative aus
Freunden, Nachbarn und Kunden hat dieses Vorgehen kritisiert und sich für eine Verlängerung des
Pachtvertrages mit dem Landwirt stark gemacht. Bis heute sind über 2000 Unterschriften gesammelt
und vielerlei Anstrengungen unternommen worden. Dies scheiterte bisher leider an der
unnachgiebigen Haltung des Vereines.
Die VertreterInnen der Genossenschaft fordern nun auf der Berliner Demo die Stärkung des
ökologischen Landbaus und die Stärkung der Belange von Bio‐Landwirten. Regional erzeugte,
gesunde Lebensmittel sind auch der Kern des Angebotes der LANDWEGE‐Märkte in Lübeck. Damit
wirbt die Genossenschaft und darauf gründet sich ihr Erfolg.
Die Initiative, die sich zur Unterstützung des Landwirts‐Ehepaares vom Ringstedtenhof formiert hat,
fordert die Genossenschaft daher auf, Wort zu halten und sich beim Vorstand des gleichnamigen
Vereines für den Verbleib des Landwirts‐Ehepaares und seiner MitarbeiterInnen einzusetzen.
LANDWEGE muss sich an den eigenen Ansprüchen messen lassen und seinen Einfluss auf den
Partner‐Verein geltend machen. Wer in Berlin die Stärkung regionaler und ökologischer Erzeugung
fordert, muss dies auch nach Kräften im eigenen Umfeld unterstützen. Wer selbst die Produkte vom
Ringstedtenhof vertreibt, kann sich nicht unbeteiligt aus der Affäre ziehen. Hier steht die
Genossenschaft in der Pflicht – damit zwischen Anspruch und Wirklichkeit keine Lücke klafft.
Für die Initiative: Karsten Boie
(www.deine‐stimme‐fuer‐den‐ringstedtenhof.de)