Irak: Christen berichten über Leben unter IS
(Open Doors) – Zehn christliche Senioren wurden Anfang Januar von IS-Kämpfern aus den von ihnen kontrollierten Gebieten „ausgewiesen“, weil sie sich geweigert hatten zum Islam überzutreten. Die acht Männer und zwei Frauen trafen nach zweitägiger Reise am 7. Januar in Kirkuk ein. Einige von ihnen leiden unter Behinderungen. Durch sie gelangten jetzt Neuigkeiten über das Leben unter dem IS-Kalifat sowie die Lage weiterer von dem IS gefangener Christen an die Öffentlichkeit.
Diebstahl, Schläge und Lösegeldforderungen
Am 24. Oktober hatten IS-Kämpfer die Senioren aus einem Altersheim in Karakosch verjagt. Daraufhin lebten sie zunächst drei Monate lang in Mosul, der zweitgrößten Stadt des Irak (seit Juni 2014 vom IS kontrolliert). Ordensschwester Teresa*, die seit ihrer Flucht aus Karakosch vor sechs Monaten in einem Kloster in Erbil arbeitet, hat die betagten Flüchtlinge getroffen. Sie bestätigte gegenüber World Watch Monitor (WWM), dass die Militanten Geld, Schmuck und Personalausweise der alten Christen gestohlen haben. „Als wir in Karakosch waren, schlugen sie uns jeden Tag mit ihren Waffen oder Händen“, erfuhr Teresa von einem der Senioren.
Einem anderen WWM Kontakt in Erbil erzählte die Gruppe, dass Druck auf sie ausgeübt worden sei, das islamische Glaubensbekenntnis („Schahada“) zu sprechen und dadurch zum Islam überzutreten. Doch sie weigerten sich.
Teresa zufolge werden in der ganzen Region etliche Christen gegen ihren Willen festgehalten. Die Kirche versuche, sie freizubekommen und habe dem IS zu diesem Zweck bereits Geld bezahlt. „Unter den Gefangenen ist auch ein dreijähriges Mädchen, für das der IS tausende von Dollars verlangt hat.“ Die Schwester schätzt, dass insgesamt noch ca. 40 Christen aus Karakosch, Bartella und Karamles in einem Altersheim in Mosul festgehalten werden.
„Wir dachten, dass sie uns umbringen wollen“
„Sie vertrieben uns aus unseren Dörfern und Häusern, weil sie dort einziehen wollten. Uns haben sie alle zusammen in einem Heim in Mosul zusammengepfercht. Dank des Beistandes einiger muslimischer Familien, die uns Nahrung brachten, haben wir dort überlebt“, erinnert sich ein Betroffener dankbar.
„Eines Tages kam ein IS-Mitglied, rief einige unserer Namen und sagte: ‚Steht auf, wir werden euch bald rufen!‘ Wir dachten, dass sie uns umbringen wollen. Doch dann teilten sie uns mit, wir könnten nur in ihrem „Kalifat“ bleiben, wenn wir zum Islam übertreten würden. Das lehnten wir ab.“ Am 6. Januar überquerte die Gruppe am Kontrollpunkt Alkhaled die Grenze zwischen Kurdengebiet und IS-Kalifat. Nach offizieller Einreiseerlaubnis wurden sie in die chaldäische Diözese weitergeleitet.
Quelle: World Watch Monitor