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Politik & Wirtschaft

Wirtschaftsbeirat Segeberg: Jeder zehnte Arbeitsplatz im Kreis könnte unbesetzt bleiben

Mehr als 75 Prozent aller Arbeitsplätze im Kreis Segeberg verteilen sich auf nur fünf der insgesamt 97 Gemeinden. Zudem wird im Jahr 2030 aufgrund des demografischen Wandels jeder fünfte bis zehnte Arbeitsplatz im Kreis nicht besetzt werden können. Diese auf neusten Statistiken beruhenden Zahlen präsentierte Sven-Henrik Braun, Fachkräfteberater bei der IHK zu Lübeck, in der Sitzung des IHK-Wirtschaftsbeirats Segeberg im Ratssaal des Rathauses der Gemeinde Henstedt-Ulzburg. Um auch in Zukunft attraktiv für Fachkräfte zu sein, käme es für Unternehmen darauf an, über interessante Arbeitsplätze hinaus eine ausgewogene Work-Life-Balance sowie die Vereinbarkeit von Familie und Beruf sicherzustellen. Dies sei auch in kleinen Betrieben möglich, betonte Braun. Bernd Jorkisch, Vorsitzender des Wirtschaftsbeirats und IHK-Vicepräses, sagte: „Diese Zahlen zum drohenden Fachkräftemangel unterstreichen nochmals: Für uns heißt es, die Attraktivität des Standorts weiter zu fördern, um Fachkräfte zu halten und neue zu gewinnen.“

Ausländische Fachkräfte könnten dabei helfen, die Lücke im Arbeitsmarkt zu schließen, sagte Professor Dr. Rüdiger Soltwedel vom Bündnis für Wirtschaft im Kreis Segeberg in seinem Vortrag zum Thema „Zukunftshoffnung Migration“. Das Bündnis für Wirtschaft will in einem Workshop mit Best-Practice-Beispielen einen Leitfaden für Integration und eine gelebte Willkommenskultur erarbeiten. Ziel sei es, Firmen, Gemeinden, Kammern und Migranten – untern ihnen auch Flüchtlinge – zusammenzubringen und Willkommenskultur zu einem Element guter Unternehmenskultur zu etablieren. „Wir müssen die Flüchtlinge, die bei uns bleiben, zügig in die allgemeine Wertschöpfungskette einbinden und sie nicht zur sozialen Last werden lassen“, forderte Jorkisch.

Auch der Bürgermeister von Henstedt-Ulzburg, Stefan Bauer, appellierte an die Unternehmer, Migranten in ihren Betrieben einzustellen. So könne der Arbeitsmarkt an diesem prosperierenden Standort neue Impulse erhalten. Mehr als 3.000 Unternehmen haben sich in Schleswig-Holsteins größter Gemeinde ohne Stadtrecht bereits niedergelassen. Gerade Firmen der Branchen Kartonage/Verpackung und Logistik lassen sich in der rund 27.900 Einwohner zählenden Gemeinde nieder. Zurzeit seien noch rund 50 Hektar freie Gewerbeflächen auf dem Markt, sagte Bauer.

Ergänzend dazu erläuterte Martin Hellriegel, Projektleiter der CIMA Beratung und Management GmbH, das Gewerbeentwicklungskonzept für das Regionale Entwicklungskonzept (REK) A7-Süd. Ziel sei die „Identifizierung nachfragegerechter Gewerbeflächen“. Bis November erstellt die CIMA durch die Erfassung und Bewertung von Bestands- und Potenzialflächen eine Übersicht sämtlicher Gewerbeflächen der Region.
Schon in wenigen Jahren könnten weitere Gewerbeflächen im Norden des Kreises zur Verfügung stehen. Ulrich Graumann, Geschäftsführer der Wirtschaftsentwicklungs- gesellschaft des Kreises Segeberg (WKS), berichtete über die Konversion der Boostedter Rantzau-Kaserne. Etwa ein Drittel der fast 100 Hektar großen Fläche könnte gelte es nach dem Abzug der Bundeswehr für die Gewerbetreibenden zu erschließen. In der bereits von der Wirtschaft genutzten ehemaliger Kaserne in Bad Segeberg, dem LeVoPark, gebe es gute Beispiele für die Nachnutzung einstiger militärischer Anlagen. Der Geschäftsführer der creativevent GmbH, Ingo Micheel, gab einen Einblick in die Planungen zur Regio-Schau 2015 im LevoPark. Schon jetzt seinen mehr als 100 Anmeldungen von Ausstellern für die regionale Leistungsschau bei ihm eingegangen.

Ein weiteres konkretes Arbeitsergebnis aus dem Beirat präsentierte die Leiterin des Bildungszentrums für Natur, Umwelt und ländliche Räume (BNUR), Anne Benett-Sturies, den Sitzungsteilnehmern: Die Planungen für die Auftaktveranstaltung des im Wirtschaftsbeirat entstandenen Projektes „Green Wellcome“ am Donnerstag, 26. März 2015, auf Gut Wensin sind abgeschlossen. Ziel ist es, passend zum neuen Konzept der Tourismus-Agentur Schleswig-Holstein (TASH) auch das Binnenland als ein „Glückswachstumsgebiet“ zu etablieren und Touristen für die Naturerlebnisse abseits der Küsten zu begeistern.

Zum Abschluss der Sitzung forderte Jorkisch die Mitglieder des Wirtschaftsbeirats dazu auf, in ihren Unternehmen und Gremien für die Austragung Olympischer Spiele in Hamburg zu werben: „Von den Spielen würde nicht nur die Metropole profitieren“, betonte der Vorsitzende. „Olympische Spiele in Hamburg würden wie ein Turbolader für die regionale Entwicklung wirken, da lohnt es sich zu kämpfen.“