Katja Rathje-Hoffmann zu TOP 22: „Gläserne Decke“ steht einer wirklichen Gleichstellung immer noch im Weg
Seit 20 Jahren wird die Gleichstellung von Frauen im öffentlichen Dienst mit dem Gleichstellungsbericht alle vier Jahre dokumentiert.Man könnte meinen, dass man nun – nach 20 Jahren – auch mal am Ziel sei. Am Ziel sind wir noch lange nicht , aber es gibt seit Jahren eine eindeutige Tendenz. Es geht voran mit der Gleichstellung von Frauen und Männern in Schleswig-Holstein. Die Gesamtsituation hat sich auch dieses Mal, im vierten Berichtszeitraum von 2009 bis 2013, weiter verbessert.
Dazu ein paar Fakten: Bei gleichem Beschäftigungsvolumen stellen Frauen mit einem Anteil von 52,3 Prozent die Mehrheit der Beschäftigten im Öffentlichen Dienst.
Besonders hervorzuheben ist die erstmalige Ausgewogenheit der Geschlechter auch bei den Besoldungsgruppen A13 – A16 – das war vor fünf Jahren noch nicht so.
Wir sehen, gleichstellungspolitische Maßnahmen wirken, aber bedauerlicherweise sehr, sehr langsam. Aber gerade in den höheren Leitungsfunktionen und vor allem in den B-Besoldungen, stehen wir nahezu auf dem selben Stand wie vor fünf Jahren. Hier hat sich fast nicht verändert.
Nur etwa jede 5. Stelle in dem B-Besoldungsbereich ist mit einer Frau besetzt. Eine Ursache dafür ist, dass Frauen viel häufiger in Teilzeit beschäftigt sind. Von den 17.287 Teilzeitbeschäftigten des Landes sind 86,2 Prozent Frauen. Und in der Elternzeit beträgt der Frauenanteil sogar 94,3 Prozent.
Nur 41,8 Prozent aller Vollzeitbeschäftigten sind Frauen. Immer noch mit der Auswirkung, das Teilzeitbeschäftigung meistens schlechter bewertet und beurteilt wird und mit der Erschwernis, legt man den 94 prozentigen Anteil der Frauen an der Elternzeit zu Grunde, der Vereinbarkeit von Familie und Beruf.
Dieses zu bewältigen und in den Einklang zu bringen ist meistens immer noch reine Frauensache.
Wir dürfen nicht aufhören, alle gemeinsam an einer besseren und passgenauen Betreuung unserer Kinder aller Altersgruppen zu arbeiten.
Eine gute Kinderbetreuung, die bedarfsorientiert und qualifiziert ist, ist der wichtigste Garant für die Chancengleichheit und Chancengerechtigkeit von Frauen und Männern.
Nicht allein nur Frauen sollten sich um Möglichkeiten kümmern müssen, um Erwerbsarbeit und Familienarbeit optimaler miteinander zu verbinden.
Die im Bericht aufgezeigten kleinen, aber stetigen Verbesserungen basieren auch auf der Tatsache, dass die Kinderbetreuung in den letzten Jahren stetig besser geworden ist.
Der massive Ausbau von Krippenplätzen und der Rechtsanspruch auf Betreuung von unter 3-jährigen seit 2013 hat elementar dazu beigetragen.
Genauso wie der Ausbau der offenen und gebundenen Ganztagsschulen. Trotzdem gibt es so etwas wie die so genannte „gläserne Decke“ für Frauen. Wir finden es ganz deutlich und offen im Bericht. Diese „gläserne Decke“ steht einer wirklichen Gleichstellung immer noch im Weg.
Wir müssen umdenken! Führungskräfte müssen nicht automatisch in Vollzeit arbeiten, um erfolgreich zu leiten und zu führen. Die Erziehung von Kindern und die Betreuung von Angehörigen ist immer noch hauptsächlich die Angelegenheit von Frauen.
Es braucht einen Appell an die Männer, auch wesentliche Teile dieser Sorge-Arbeit für die Kinder und auch die Pflege kranker und alter Angehöriger zu übernehmen.
Das muss Schule machen! Dazu brauchen wir mehr Akzeptanz und mehr praktische Vorbilder. Es ist nicht immer automatisch der Beste, der am längsten im Büro sitzt.