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A.W. Tozer: Wie der Teufel eine Stadt einnimmt

Wie der Teufel eine Stadt einnimmt

A. W. Tozer (1897-1963) beobachtete bereits vor Jahrzehnten, wie der Evangelikalismus Probleme mit dem Wächterdienst hat. Der Wächterdienst kommt dann zum Erliegen, wenn man Christen ständig einredet, sie dürften nicht mehr prüfen – indem man das biblische Gebot „richtet nicht“ aus dem Zusammenhang reißt – oder ihnen sagt, das Prüfen sei eine „negative“ Haltung und als Christ solle man schließlich eine positive Haltung pflegen. Schon zu den Lebzeiten Tozers galten alle Verkündiger des wahren Evangeliums als Spalter und Unruhestifter. Unsere heutige Zeit unterscheidet sich in diesem Punkt wenig von der Zeit, in der Tozer lebte. Was uns heute jedoch von den damaligen Evangelikalen unterscheidet, ist ein so starkes Streben nach Einheit, dass man sich ernsthaft prüfen sollte, wem wir heute mehr glauben: dem lebendigen Wort Gottes oder den Einflüsterungen Satans.

Im Folgenden einige Auszüge aus dem Kapitel „Kontroversen können einem heiligen Zweck dienen“ von A. W. Tozer:

Um eine Stadt einzunehmen, muss der Feind zunächst ihren Widerstand schwächen oder brechen; das Gleiche gilt für die evangelikale Bewegung, zu allen Zeiten und an allen Orten. Für Satan ist es unmöglich die Festung Gottes einzunehmen, solange treue Wächter auf ihren Mauern stehen, um ihre Soldaten zum Kampf zu rufen. Die Gemeinde wird niemals fallen, solange sie widersteht. Das weiß der Teufel; folglich ist ihm jede Strategie recht, um ihren Widerstand zu brechen.

Heute jedoch ist Satans Strategie verschieden. Obgleich er noch die alten Methoden anwendet, wo immer man ihn gewähren lässt, so wendet er doch eine effektivere Methode an, um unseren Widerstand zu lähmen, indem er an unsere Tugenden appelliert, insbesondere an unsere Nächstenliebe.

Zu allererst bringt er eine Gefühlsduselei hervor, die der Vorstellung, wer Christus ist, völlig unangemessen ist; Christus wird als sanft, lächelnd und tolerant dargestellt. Der Feind erinnert uns daran, dass Christus als ein „Lamm zur Schlachtbank geführt wurde… und er seinen Mund nicht auftat“, um uns dann weismachen zu wollen, dass wir ebenso handeln sollen. Wenn wir dann merken, dass er einen Fuß in unser Haus gesetzt hat und wir ihm widerstehen, dann appelliert er an unser Verlangen, christusähnlich sein zu wollen. „Du darfst nicht negativ denken“, sagt er uns. Jesus sagte: „Wer nicht gegen uns ist, ist für uns.“ Und er sagte auch: „Richtet nicht, und wie kannst du ein guter Christ sein und ein kritisches Urteil über das Reden und Handeln anderer Christen abgeben? Kontroversen spalten den Leib Christi. Die Liebe ist von Gott, meine Kinder, also liebt jeden, und alles wird gut sein.“

So redet der Teufel und verdreht die Heilige Schrift zu seinen Zwecken. Es ist mehr als tragisch, wie viele unter Gottes Volk auf diese liebliche Rede hereinfallen. Der Hirte fürchtet sich davor, seinen Stab einzusetzen, und der Wolf schnappt sich die Schafe. Der Wächter wird verzaubert und glaubt, es gäbe keine Gefahr mehr, und so wird die Stadt kampflos eingenommen. Auf diese Weise zerstört Satan uns, indem er an unsere Tugenden appelliert.

Lasse einen Mann aufstehen, der die einzigartige Botschaft, dass Jesus Christus HERR ist, und die absolute Notwendigkeit des Gehorsams ihm gegenüber verkündigt, und sofort wird dieser Mann als Verbreiter von Hass und als Spalter von den Menschen gebrandmarkt werden. Der Teufel hat so erfolgreich Gehirnwäsche an einer Großzahl geistlicher Leiter vollzogen, dass sie nun zu ängstlich geworden sind, dem Teufel zu widerstehen. Und der Teufel, ganz wie er in seinem Wesen ist, zieht aus ihrer Feigheit jeden Vorteil und errichtet allerorts seine Baalsaltäre.

Die Bibel ist ein Buch von Kontroversen. Die alttestamentlichen Propheten waren Männer, die Auseinandersetzungen nicht aus dem Weg gingen. Als unser Herr in dieser Welt wandelte, stand er in einem tödlichen Konflikt mit dem Teufel. Die Apostel, die Kirchenväter und die Reformatoren waren kontroverse Männer. Bis aufs Blut bekämpften sie den Teufel und hielten für die nachfolgenden Generationen die Fackeln der Wahrheit am Brennen.

Wird unser Beitrag in der Geschichte als unehrenhaft eingehen, weil wir es zugelassen haben, dass die Fackeln der Wahrheit erloschen?

aus dem Buch: A.W. Tozer, The Set of The Sail, Christian Publications, Camp Hill, Pensylvania, 1986, S.114-116 (auszugsweise)

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