Ein Plädoyer für die Butter
Auch bei Transfettsäuren gibt es Unterschiede – Würden Kühe Margarine kaufen, wie es der Titel eines neuen Aufklärungsratgebers so medienwirksam verkündet? Wenn sie es könnten, dann wohl nur weil sie zu den vegan lebenden Lebewesen dieses Planeten gehören. Das aktuell von zahlreichen Medien aufgegriffene Argument, Margarine sei aufgrund des geringeren Transfettsäuregehaltes gesünder als Butter, wäre definitiv kein Kaufgrund. Denn dessen Beweiskraft ist wissenschaftlich nicht haltbar.
Wer auf seine Gesundheit achtet, weiß mittlerweile: Transfettsäuren sind schlecht für das Herz. Die bedenklichen Fette können bei der technologischen Härtung von Fetten und insbesondere von Ölen entstehen. Für den Körper sind die künstlich veränderten Fettsäuren schwer verwertbar, so dass sich diese unter anderem in den Blutgefäßen ablagern. Die Folgen können verheerend sein: Arteriosklerose, Herzinfarkt, Schlaganfall. Wer sein Herz und seine Blutgefäße schützen möchte, verzichtet weitgehend auf Lebensmittel mit gehärteten Fetten. So kam es, dass viele Käufer wieder beherzt zur Butter statt zur Margarine griffen.
Doch nun schlagen Medien Alarm. Ausgerechnet die gerade erst rehabilitierte Butter soll höhere Transfettsäuregehalte enthalten als Margarine. Für zahlreiche Redaktionen ist das Grund genug, der von vielen Frühstückstischen verstoßenen Margarine zu neuem Glanz zu verhelfen und deren „Gesundheitswert“ wieder in das Bewusstsein der Konsumenten zu rücken.
Doch auch unter Transfettsäuren gibt es Unterschiede in Struktur und Wirkung. Einige Vertreter entstehen auf natürlichem Wege als bakterielle Stoffwechselprodukte im Pansen von Wiederkäuern. Fleisch und Milchprodukte – und eben auch Butter – von Kühen, Ziegen oder Schafen enthalten von Natur aus also Transfette. Im Gegensatz zu den industriell produzierten Vertretern konnte die Wissenschaft den natürlichen Varianten allerdings bislang kein Schadenpotenzial nachweisen. Weder waren negative Auswirkungen auf kardiovaskuläre Risikomarker erkennbar, noch zeigte sich ein zellschädigender Effekt. Einige Studien deuten sogar auf eine gefäßschützende Wirkung der bakteriellen Transfettsäuren hin. So schlussfolgert ein erst kürzlich erschienener Übersichtsartikel zur Toxizität von Transfettsäuren, dass diese sowohl schädlich als auch schützend wirken können – es kommt nur darauf an, ob die Fette industrieller oder bakterieller Herkunft sind (1). Den Transfettsäuregehalt als Beweis anzuführen, dass Margarine gesünder sei als Butter – wie es Medienberichte derzeit in der Titelzeile verkünden – ist vor dem wissenschaftlichen Hintergrund jedenfalls absurd.
Quelle: (1) Ganguly R, Pierce GN: The toxicity of dietary trans fats. Food Chem Toxicol; 78C:170-176: 2015 [Abstract]
Redaktion: Dipl.troph. Christine Langer