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Politik & Wirtschaft

Ausbildungslage für junge Menschen hat sich leicht verbessert

In seiner heutigen Sitzung hat das Bundeskabinett den Berufsbildungsbericht 2015 beschlossen. Der Bericht zeigt, dass das duale System der beruflichen Bildung in Deutschland nach wie vor die wesentliche Säule für die Deckung des künftigen Fachkräftebedarfs der Wirtschaft und für über 500.000 junge Menschen der Einstieg in eine qualifizierte berufliche Tätigkeit ist. Mit 7,4 Prozent hat Deutschland die mit Abstand niedrigste Jugendarbeitslosigkeit im Vergleich mit anderen Staaten der Europäischen Union. Dies dokumentiert die hohe Integrationskraft der dualen Berufsausbildung und ihr große Bedeutung für Wirtschaft und Gesellschaft.

Mit 522.200 neu abgeschlossenen Ausbildungsverträgen war ein leichter Rückgang um 1,4 Prozent zu verzeichnen, der auf die sinkende Zahl an Schulabgängerinnen und Schulabgängern und eine gestiegene Studierneigung zurückzuführen ist. Im Vorjahr war noch ein Minus von 3,7 zu verzeichnen. Bei den noch offenen betrieblichen Ausbildungsplätzen war ein neuer Höchststand von 37.100 zu verzeichnen. Damit gab es deutlich mehr unbesetzte Ausbildungsstellen als unversorgte Bewerberinnen und Bewerber (2014: 20.900). Für die Betriebe ist es schwieriger geworden, ihre angebotenen Ausbildungsplätze zu besetzten. Angesichts dieser Entwicklungen nehmen Passungsprobleme weiterhin einen zentralen Stellenwert ein. Positiv entwickelt hat sich das Verhältnis von Ausbildungsangebot und – nachfrage. Rechnerisch standen 100 ausbildungsplatzsuchenden Jugendlichen 103 Ausbildungsangebote gegenüber.

Johanna Wanka, Bundesministerin für Bildung und Forschung:

„Der Ausbildungsmarkt hat sich aus Sicht der Jugendlichen leicht verbessert und bietet ihnen so viele Chancen wie selten zuvor. Dennoch gilt: Wir müssen die gesellschaftliche Wertschätzung der dualen Ausbildung wieder erhöhen. Die Gleichwertigkeit von beruflicher und akademischer Bildung muss in den Köpfen ankommen. Das duale System bietet anspruchsvolle Ausbildungsberufe und interessante Perspektiven. Die Steigerung der Attraktivität der beruflichen Bildung ist eine Aufgabe, der sich gerade die Unternehmen mit ganzer Kraft widmen müssen.“

Andrea Nahles, Bundesministerin für Arbeit und Soziales:

„Der neue Berufsbildungsbericht zeigt, dass die Herausforderungen beim Übergang Schule – Ausbildung – Beruf trotz des demographischen Wandels weiterhin fortbestehen. Deshalb müssen wir bei diesem Übergang noch intensiver unterstützen. Mit der Berufseinstiegsbegleitung etwa greifen wir jungen Menschen schon während der Schlussphase ihrer Schulausbildung unter die Arme, um sie so schneller, zielgerichtet und dauerhaft in betriebliche Ausbildung zu bringen.“

Zwischen 2005 und 2014 ist es gelungen, die Zahlen der Anfängerinnen und Anfänger im Übergangsbereich um mehr als 160.000 zu verringern. Lag ihre Zahl 2005 noch bei rund 417.000 so betrug sie im Jahr 2014 nur noch 256.100. An Bildungsgängen des  Übergangsbereichs nehmen Jugendliche teil, die nach der allgemeinbildenden Schule nicht unmittelbar in eine betriebliche Ausbildung einmünden.

Die Zahl der jungen Erwachsenen ohne Berufsabschluss ist weiter zurückgegangen. Im Jahr 2012 verfügten 13,1 Prozent der Menschen zwischen 20 und 29 Jahren in Deutschland über keinen Berufsabschluss. Ihr Anteil ist in den vergangenen Jahren von 14,9 Prozent im Jahr 2008 kontinuierlich zurückgegangen. „Trotz dieser positiven Entwicklung besteht weiterhin Handlungsbedarf, da Menschen ohne Berufsabschluss geringere Chancen haben, sich am Erwerbsleben zu beteiligen. Dies ist mit erheblichen negativen Konsequenzen verbunden – sowohl für den Einzelnen als auch für die Gesellschaft insgesamt“, sagte Wanka.

Für die Bundesregierung hat die Stärkung der dualen Berufsausbildung eine hohe politische Priorität. Ende 2014 hat die Bundesregierung mit Ländern, Wirtschaft, Gewerkschaften und der Bundesagentur für Arbeit die „Allianz für Aus- und Weiterbildung 2015 – 2018“ geschlossen, die die zentrale Bedeutung des dualen Berufsbildungssystems als Erfolgsfaktor für den Wirtschaftsstandort Deutschland unterstreicht. Die Partner der Ausbildungsallianz setzen sich gemeinsam für eine weitere Attraktivitätssteigerung der beruflichen Bildung, die Verbesserung von Übergängen und die Gewinnung neuer Zielgruppen als künftige Fachkräfte ein.

Das Bundesbildungsministerium erfüllt eine zentrale Vereinbarung der Allianz und baut gemeinsam mit dem Bundesministerium für Arbeit und Soziales, der Bundesagentur für Arbeit und den Ländern die erfolgreiche Initiative Bildungsketten weiter aus.  Insgesamt stellen die Bundesministerien hierfür gut 1,3 Milliarden Euro zu Verfügung. Ziel ist die präventive und ganzheitliche Sicherung des Bildungserfolgs junger Menschen und die sukzessive Schaffung einer strukturierten und kohärenten Förderpolitik von Bund und Ländern. „Wir setzen damit auf Prävention statt Reparatur“, sagte Bundesministerin Wanka. „Mit dem Ausbau der Initiative Bildungsketten erreichen wir noch mehr Schülerinnen und Schülern mit einer Potentialanalyse, dem Berufsorientierungsprogramm und einer individuellen Begleitung.“

Mit dem Innovationsprogramm JOBSTARTER plus unterstützt das Bundesministerium für Bildung und Forschung zudem kleine und mittlere Betriebe durch externes Ausbildungsmanagement und fördert die Ausbildung von Jugendlichen mit Migrationshintergrund sowie die Gewinnung von Studienabbrecherinnen und Studienabbrechern für die berufliche Bildung.

Die Bundesregierung appelliert an die Betriebe, auch vor dem Hintergrund der absehbaren demografischen Entwicklung nicht in den Ausbildungsanstrengungen nachzulassen und auch solchen jungen Menschen eine Chance zu geben, die Unterstützung beim Einstieg in die Ausbildung benötigen. Gleichzeitig muss die duale Berufsausbildung aber auch für leistungsstärkere Jugendliche attraktiv bleiben.

Der Berufsbildungsbericht 2015 ist im Internet abrufbar unter:

http://www.bmbf.de/de/berufsbildungsbericht.php

Der Datenreport zum Berufsbildungsbericht 2015 kann auf den Internetseiten des Bundesinstituts für Berufsbildung abgerufen werden unter:
http://www.bibb.de/datenreport2015