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Politik & Wirtschaft

„Duales System in der Ausbildung hat sich bewährt“

Deutschland hat die geringste Jugendarbeitslosigkeit in der Europäischen Union. „Mit einer Quote von sieben Prozent ist die Bundesrepublik eine positive Ausnahme“, sagt Friederike C. Kühn, Präses der IHK zu Lübeck, anlässlich der Unterzeichnung der europäischen Ausbildungsallianz durch die EU-Bildungsminister gestern in Riga. In den Mitgliedsstaaten der EU sind rund fünf Millionen Jugendliche ohne Arbeit.

Selbst mit der anhaltenden angespannten wirtschaftlichen Gesamtsituation in Europa lässt sich die hohe Erwerbslosenquote von durchschnittlich 21 Prozent bei den Jugendlichen nicht erklären. Ineffiziente Bildungssysteme und ein Reformstau in vielen Ländern tragen zur Rekordarbeitslosigkeit bei. Zudem fehlt vielen Jugendlichen eine zielführende Vorbereitung auf die Anforderungen des Arbeitsmarkts. „Unser Duales System hat sich bewährt“, ergänzt sie.

Die gute Vorbereitung der Auszubildenden auf das Berufsleben durch Lehre in Kombination mit Unterricht an den Berufsschulen sei ein Schlüssel für den Erfolg. „Damit bereiten Wirtschaft und Schule die jungen Leute gemeinsam auf den Alltag in den Unternehmen vor. So erhält der Nachwuchs eine hervorragende Grundlage für einen Wechsel auch in andere Berufsbilder“, so Kühn. Zudem gebe es aufbauende Aufstiegsfortbildungen, die engagierten Fachkräften Karrierewege eröffneten. Diese Qualifikationen sind vielen akademischen Abschlüssen gleichzusetzen.

Der Wirtschaft komme in diesem System eine bedeutende Rolle zu. Durch die Ausbildung der Jugendlichen in den Unternehmen sowie das Engagement von 1.800 ehrenamtlichen Prüfern aus der Wirtschaft in den Prüfungsausschüssen sichert die hohe Qualität der Ausbildung. „Bei der Gestaltung der Lehrinhalte sind wir auf die Impulse aus den Unternehmen angewiesen. Sie wissen am besten, welche Voraussetzungen die künftigen Fachkräfte erfüllen müssen“, betont Kühn.

Hinzu komme der demografische Wandel, der die Wirtschaft vor große Herausforderungen stellt. „Schon während der Finanzkrise haben die Betriebe auf hohem Niveau ausgebildet. Sie wussten, dass der Abschwung irgendwann überwunden sein würde. Wer aber in der nächsten Aufschwungsphase zu wenige Fachkräfte hat, verliert im Wettbewerb an Boden“, erläutert die Präses. Trotz eines deutlichen Rückgangs der Bewerber haben die Unternehmen im Bezirk der IHK zu Lübeck im ersten Halbjahr etwa zwei Prozent mehr Ausbildungsverträge abgeschlossen als im vergleichbaren Zeitraum des Vorjahres, um rechtzeitig der drohenden Fachkräftelücke vorzubeugen. In der IHK-Lehrstellenbörse sind allein für den Bezirk der IHK zu Lübeck rund 800 offene Ausbildungsplätze in allen Berufen gemeldet. Zudem bietet die IHK im Internet eine Praktikantenbörse an.