Sudan:Pastoren wird der Prozess gemacht
Nun auch Verteidiger in Haft genommen (Open Doors, Kelkheim) – Am 2. Juli 2015 entschied ein Gericht in der sudanesischen Hauptstadt Khartum, dass gegen die beiden südsudanesischen Pastoren Yat Michael und Peter Yen die Hauptverhandlung eröffnet wird. Die gegen sie erhobenen Vorwürfe, darunter Spionage, könnten im schlimmsten Fall die Todesstrafe nach sich ziehen (Open Doors berichtete).Der Entscheidung war eine ausführliche Darlegung der Vorwürfe und Beweise durch die Staatsanwaltschaft in einem Vorprozess vorausgegangen. Die Pastoren befinden sich seit über einem halben Jahr in Untersuchungshaft (Bericht).
Prozess am 14. Juli 2015 – 15 Minuten Vorbereitungszeit
Ihr Anwalt Muhaned Mustafa muss nun dem Gericht die Unschuld der beiden Pastoren beweisen und hat zur Vorbereitung darauf bis zum Prozess am 14. Juli 2015 Zeit. Seine Arbeit wird dadurch erschwert, dass ihm lediglich 15 Minuten Zeit unmittelbar vor der Verhandlung gewährt wurden, um sich mit seinen Mandanten abzustimmen.
Seinen Antrag, die beiden vorher im Gefängnis besuchen zu dürfen, lehnte der Richter ab. Begründung: Die Handhabung des Besuchsrechts obliegt im Sudan allein der Gefängnisleitung – und die hatte bereits zuvor jegliche Besuchserlaubnis verweigert. Diese Entscheidung steht in klarem Widerspruch sowohl zu sudanesischem als auch zu internationalem Recht.
Im Vorprozess befragte der Richter die Pastoren unter anderem zu einer auf ihren Computern installierten „Studienanleitung über den Nationalen Geheim- und Sicherheitsdienst des Sudans“. Beide gaben an, ihnen sei weder ein solches Programm bekannt noch wüssten sie, wie es auf ihren Computer gelangt sei.
Willkürliche Zerstörung von Teilen einer Kirche durch die Polizei
In einer weiteren besorgniserregenden Wendung der Ereignisse steht Muhaned Mustafa inzwischen ebenfalls unter Anklage. Wie das Amerikanische Zentrum für Recht und Gerechtigkeit berichtet, wurde er am 1. Juli 2015 zur „Khartoum Bahri Evangelical Church“ gerufen.
Dort waren Polizisten in Begleitung eines Abrisskommandos erschienen, um Teile der Kirchengebäude abzureißen. Allerdings wollten sie einen Teil zerstören, den die behördliche Anweisung nicht erwähnte. Wegen ihres Protestes gegen dieses Unrecht wurden zunächst der Pastor Hafez und später Muhaned Munir in Haft genommen. Beide kamen später auf Kaution wieder frei, werden sich jedoch in einem Strafprozess verantworten müssen.
Druck auf Christen und andere Minderheiten wächst weiter
Erst im vergangenen Jahr geriet der Sudan wegen des Todesurteils gegen die Christin Meriam Ibrahim in die Schlagzeilen. Als Tochter eines muslimischen Vaters war sie jedoch bei ihrer christlichen Mutter aufgewachsen und hatte einen Christen aus den USA geheiratet.
Deshalb wurde sie wegen „Abfalls vom Glauben“ zum Tod verurteilt. Weltweite massive Proteste und die gezielte Intervention der USA führten schließlich zu ihrer Freilassung, allerdings erst, nachdem sie mit Ketten gefesselt ihr zweites Kind im Gefängnis entbunden hatte.
Der Sudan belegt aktuell Platz 6 auf dem Open Doors Weltverfolgungsindex, einer Rangliste der Länder, in denen Christen wegen ihres Glaubens verfolgt werden.
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Über Open Doors |
Open Doors ist ein überkonfessionelles christliches Hilfswerk, das seit 60 Jahren in mehr als 50 Ländern verfolgte Christen unterstützt mit Hilfe zur Selbsthilfe-Projekten sowie Bibeln und christlicher Literatur. Open Doors bildet Gemeindeleiter aus, engagiert sich für Gefangene und unterstützt die Familien ermordeter Christen. Mit einer breiten Öffentlichkeitsarbeit („Sprachrohrdienst“) informiert das Werk in Publikationen und mit Vorträgen über Christenverfolgung und ruft zu Gebet und Hilfe für verfolgte Christen auf. Jedes Jahr veröffentlicht Open Doors den Weltverfolgungsindex, eine Rangliste der Länder, in denen Christen am stärksten verfolgt werden.
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