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Menschlich gesehen

Und plötzlich Pflegefall – Tipps und Infos für Angehörige

Und plötzlich Pflegefall – Tipps und Infos für Angehörige – Eltern-PflegeheimGerät ein Angehöriger in eine Situation, in der er sich nicht mehr selber versorgen kann, steht die Familie vor einem Problem. Der klassische Fall ist, dass die Eltern hilfe- oder pflegebedürftig werden. Passiert das, ändert sich für die Familie sehr viel. Doch wie lassen sich finanzielle Anforderungen, erforderliche Pflegeleistungen und organisatorischen Fragen so klären, dass den Betroffenen gezielt geholfen wird? Ein hilfreicher Ansatz in Lübeck ist das Netzwerk Altenpflegebranche. Der vorliegende Artikel liefert konkrete Tipps und Hinweise zum Thema Pflege von Angehörigen zuhause.

Die Vierfachbelastung im Alltag

Einen Angehörigen zu versorgen hat vier wesentliche Aspekte. Zum einen gibt es die körperliche Belastung, die zum Beispiel für die Körperpflege nötig ist oder auch beim Einkaufen, Putzen und anderen haushaltsnahen Leistungen Auswirkungen hat. Der zweite Belastungsfaktor spielt sich auf emotionaler Ebene ab. Zum einen sollen Mutter oder Vater liebevoll versorgt sein, zum anderen stehen eigene private Verpflichtungen und auch berufliche Anforderungen dagegen. Der dritte Faktor bezieht sich auf die Kosten. Nicht nur, dass pflegerische Hilfsmittel zusätzlich aufs Haushaltsbudget schlagen, auch das Bezahlen von externen Dienstleistern, die eine ambulante Pflege übernehmen, geht ins Geld. Und nicht zuletzt erfordern die Organisationen zur Pflege eines Angehörigen einen hohen zeitlichen Aufwand. Den Überblick zu behalten, ist gar nicht so leicht. Doch die Pflege muss flexibel sein, irgendwie müssen alle Anforderungen unter einen Hut gebracht werden. Die Verbraucherzentrale verschafft einen umfangreichen Überblick über die Möglichkeiten von Familien pflegebedürftiger Menschen und von Betroffenen selbst.

Finanzielle Hilfen

Die Leistungen der gesetzlichen Pflegekasse reichen oftmals nicht aus, um die anfallenden Kosten im abzudecken. Wer vorgesorgt und eine Pflegezusatzversicherung abgeschlossen hat, erfährt ein Stück weit monetäre Erleichterung. Dabei gibt es unterschiedliche Modelle der Pflegeversicherung, nämlich die Pflegetagegeldversicherung und die Pflegekostenversicherung. Der Vorteil einer Pflegetagegeldversicherung liegt darin, dass der Versicherte pro Tag ein bestimmtes Budget zur Verfügung hat, dass er frei verwenden kann. Im Gegensatz dazu deckt die Pflegekostenversicherung tatsächlich belegte Pflegekosten ab, wobei es hier klare Grenzen gibt.

Weitere finanzielle Hilfen werden von der Pflegekasse, den Krankenkassen und Sozialämtern ausgegeben. Informationen erteilen das Versorgungsamt sowie die zuständigen Krankenkassen. Neben den direkten finanziellen Leistungen gibt es geldwerte Vorteile, die in Form von Selbsthilfegruppen, Betreuungsangeboten, Kurzzeitpflege, Verhinderungspflege, Pflegekursen, Kuren und Urlaub sowie finanzierte Pflegezeit bestehen. Das Bundesamt für Familie und zivilgesellschaftliche Aufgaben vergibt zinslose Darlehen, um Beschäftigten, die sich für die Pflegeleistung zu Hause von der Arbeit freistellen lassen, einen gewissen sicheren finanziellen Rückhalt zu bieten.

Erst informieren, dann aktiv werden

Bevor Betroffene in Aktivismus ausbrechen, sollten Sie sich über Ihre Möglichkeiten informieren. Die Pflegeberatung ist erste Anlaufstelle, die in jedem Bundesland zu finden ist. Organisiert wird die Pflegeberatung über die Kommunen, die mit der Pflegekasse zusammenarbeiten. Verbraucher können sich beim Zentrum für Qualität in der Pflege in einer umfangreichen Datenbank anzeigen lassen, wo der nächste zuständige Pflegestützpunkt liegt. Neben dieser Anlaufstelle kann jeder Versicherte Kontakt zur Pflegekasse aufnehmen. Diese berät kostenfrei und fallbezogen sehr individuell. Weitere spezielle und kostenfreie Beratungsangebote können über Selbsthilfegruppen oder private Angebote und Linksammlungen von Betroffenen online und offline gefunden werden. Wenn möglich, sollten sich Angehörige schnellstens einen Überblick über die lokalen Möglichkeiten verschaffen und gemeinsam entscheiden, wie es weitergeht.

Pflegekurse nutzen

Pflege-der-ElternWenn ein Angehöriger nach einem Krankenhausaufenthalt zum Pflegefall wird, stehen in der Regel Sozialstationen vor Ort zur Verfügung. Mit der sogenannten Überleitungspflege sollen sie den Übergang vom Krankenhausaufenthalt in eine sichere häusliche Versorgung gewährleisten. Die Sozialstationen haben ihr Büro direkt im Krankenhaus und sprechen mit den Angehörigen die lokalen Möglichkeiten durch. Krankenhäuser arbeiten mit vielen unterschiedlichen Pflegediensten zusammen und können zum Beispiel hilfreiche Pflegekurse vermitteln. In diesen Pflegekursen lernen Angehörige bei einem Pflegedienst oder in einer Altenpflegeschule, wie sie ihren Angehörigen zu Hause pflegen können. In Einzelfällen findet die Schulung auch im häuslichen Umfeld statt, und zwar dann, wenn der zu pflegende Angehörige sehr speziell erkrankt ist und eine spezielle Behandlung erfordert. Einige Kursanbieter erheben Kursgebühren, andere bieten kostenlose Kurse an. Ein Vergleich ist immer ratsam.

Quellen:

Bild 1: pixabay.com © geralt (CC0 Public Domain)

Bild 2: pixabay.com © longleanna (CCO Public Domain)

Video: https://youtu.be/xCKFv0I_bEk