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Entzündliches Rheuma Die NAKO will Vorbeugung und Früherkennung verbessern

Entzündliches Rheuma – Die NAKO will Vorbeugung und Früherkennung verbessern 12.10.2015 – Heidelberg. 20 Millionen Deutsche leiden an Krankheiten der Bewegungsorgane wie Arthrosen, Osteoporose oder chronischen Rückenschmerzen. Etwa 5 Millionen davon sind von schweren Arthrosen, 1,5 Millionen von entzündlichem Rheuma betroffen, einem Sammelbegriff, hinter dem sich mehr als 100 verschiedene Erkrankungen verbergen. Die rheumatoide Arthritis (RA) ist mit rund 550.000 Betroffenen die häufigste entzündliche Gelenkerkrankung. Oft wird sie erst nach einer langen Leidensgeschichte diagnostiziert. Im Rahmen der Nationalen Kohorte (NAKO), Deutschlands größter Gesundheitsstudie, widmen sich die Wissenschaftler und Wissenschaftlerinnen auch der rheumatoiden Arthritis und den Arthrosen. Sie rechnen mit zahlreichen Erkenntnissen, um Schmerzen und Leid der Betroffenen zu verringern. Dreh- und Angelpunkt für eine effektive Behandlung ist die frühzeitige Diagnosestellung.

Rheumatoide Arthritis – ein Schwergewicht

„Aufgrund der unklaren Symptomatik dauert es im Durchschnitt  ein Jahr, bis die Diagnose RA gestellt wird.  Eine schmerzvolle Zeit, die je nach Schweregrad von massiven Bewegungseinschränkungen im Alltag, irreversiblen Deformationen der betroffenen Gelenke und dem Verlust der Erwerbstätigkeit geprägt ist.  Wünschenswert ist es aber, dem Patienten innerhalb von drei Monaten Gewissheit zu geben und dann auch gleich intervenieren zu können“, erläutert Prof. Dr. Gromnica-Ihle, Präsidentin der Deutschen Rheuma-Liga. Inzwischen ist bekannt, dass die RA mit einem erhöhten kardiovaskulären Risiko verbunden ist – bei RA-Patienten ist das Risiko für einen Herzinfarkt doppelt so hoch (1).  Auch im Kontext mit anderen chronischen Erkrankungen scheint die RA eine wichtige Rolle zu spielen. Beispiel Krebs: Personen, die an rheumatoider Arthritis erkrankt sind, haben ein mindestens verdoppeltes Lymphomrisiko (2),  auch das Risiko für Hautkrebs ist doppelt so hoch (3). Die Krankheitslast für Betroffene und die Gesellschaft ist erheblich. Eine gute Behandlung kann hingegen die Risiken deutlich reduzieren, das Leben verlängern (4) und Fehlzeiten bei der Arbeit verhindern (5).

Ein Fall für die NAKO

Angesichts der im Vergleich zu anderen entzündlichen Rheumaerkrankungen hohen Fallzahlen, aber auch wegen ihrer nachgewiesenen Assoziation mit anderen Erkrankungen steht die RA im Fokus der Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler. „Die Kenntnis, ob ein Proband an einer bisher nicht entdeckten, bekannten, aber nicht ausreichend gut behandelten rheumatoiden Arthritis leidet, ist auch essentiell für die Beurteilung seines kardiovaskulären Risikos“, so Dr. med. Oliver Sander, Poliklinik, Funktionsbereich & Hiller Forschungszentrum für Rheumatologie Heinrich-Heine-Universität, Düsseldorf und Modulverantwortlicher in der NAKO. Im Rahmen des NAKO-Studienprogramms werden bundesweit 200.000 Männer und Frauen nach Beschwerden am Bewegungsapparat befragt. Bei 20.000 Studienteilnehmenden wird zusätzlich eine körperliche Untersuchung der Hüft-, Knie- und Fingergelenke durchgeführt.

Ursachenforschung

Mit der NAKO bietet sich die bisher in diesem Umfang nicht dagewesene Chance, Gesunde aber auch Betroffene gleichermaßen medizinisch zu untersuchen und nach ihren Lebensumständen zu befragen, einmal jetzt und dann erneut in vier bis fünf Jahren. Durch den Vergleich der Informationen und Daten können Zusammenhänge zwischen erblicher Vorbelastung, Ernährung, Verhalten und Umwelteinflüssen aufgedeckt werden. „Gerade bei der RA ist dieser Ansatz  extrem vielversprechend, da die Ursachen für die Erkrankung multifaktoriell sind und die Details ihres Zusammenspiels bei weitem noch nicht bekannt sind“, so Prof. Dr. Angela Zink, Leiterin des Fachbereichs Epidemiologie am Deutschen Rheuma-Forschungszentrum. Die konkreten Ergebnisse sind zurzeit noch nicht prognostizierbar. Aber die Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler sind davon überzeugt, vor allem Prävention und Früherkennung der RA – und vielleicht auch anderer Erkrankungen des rheumatischen Formenkreises – erheblich zu verbessern. Dies gilt auch für die Arthrosen der Knie- und Hüftgelenke, die zu schweren Beeinträchtigungen durch Schmerzen und Funktionseinschränkungen führen und für die es heute noch keine Heilung gibt. Auch sie werden im Rahmen der NAKO untersucht.

Wer eingeladen wird, sollte mitmachen

Bei der NAKO können nur Bürgerinnen und Bürger mitmachen, die von den regionalen Einwohnermeldeämtern zufällig ausgewählt wurden und eine schriftliche Einladung zum Besuch im Studienzentrum erhalten haben. Damit ist das interdisziplinäre Großforschungsprojekt auf die Unterstützung der ausgewählten Bevölkerung angewiesen. „Unter der Rheumatoiden Arthritis leiden Tausende in Deutschland. Sie haben es in der Hand, Sie können mit Ihrer Teilnahme die verminderte Lebensqualität Betroffener verbessern und die gesellschaftliche Belastung positiv beeinflussen“, appelliert Prof. Dr. Karl-Heinz Jöckel, Vorstandsvorsitzender des Vereins Nationale Kohorte  e. V. für eine rege Teilnahmebereitschaft.

Hintergrund NAKO

In der NAKO werden in den nächsten 10 Jahren 200.000 Männer und Frauen zwischen 20 und 69 Jahren bundesweit in 18 Studienzentren medizinisch untersucht und nach ihren Lebensumständen befragt. Ziel ist es, chronische Erkrankungen, wie zum Beispiel Rheuma, Krebs, Diabetes, Herz-Kreislauf-Erkrankungen, Infektionen und Demenz genauer zu erforschen, um Prävention, Früherkennung und Behandlung dieser weit verbreiteten Krankheiten zu verbessern. Das Projekt wird vom Bundesministerium für Bildung und Forschung, 14 Ländern und der Helmholtz-Gemeinschaft gefördert. Weitere Informationen unter www.nationale-kohorte.de