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Politik & Wirtschaft

„Wie ein irischer Pub ohne Bier“

„Wie ein irischer Pub ohne Bier“ – Ohne feste Fehmarnbelt-Querung ist der europäische Skandinavien-Mittelmeerkorridor wie ein irischer Pub ohne Bier – diesen Vergleich zog der Ire Pat Cox bei einem Fachgespräch in der IHK zu Lübeck. Der ehemalige Präsident des Europäischen Parlaments ist der Koordinator der EU für diesen längsten der neun Korridore. Auf Einladung der IHK und der Europa-Union Schleswig-Holstein referierte Cox über die Bedeutung des Korridors für ganz Europa. Dieser verläuft von der finnisch-russischen Grenze über Südfinnland, Schweden, Norwegen, Dänemark quer durch den HanseBelt und über deutsches Gebiet, Österreich und Italien bis nach Malta (ScanMed Corridor). Zwei Großprojekte entstehen zurzeit an diesem Korridor: der Brennerbasistunnel und die feste Fehmarnbelt-Querung. „Aus der europäischen Sicht wird hier eine starke Wirtschaftsregion entstehen, die Skandinavien und Norddeutschland miteinander verbindet. In dieser Region leben zehn Millionen Menschen. Der EU ist es wichtig, grenzüberschreitende Verbindungen zu schaffen und damit die Arbeitsmärkte in der Region zu beleben“, sagte er vor rund 30 Vertretern aus der Hafen- und Logistikwirtschaft, Kammern und Politik.

Rüdiger Schacht, stellvertretender Hauptgeschäftsführer der IHK zu Lübeck, stimmte Cox zu: „Die feste Fehmarnbelt-Querung ist nicht der einzige Schwerpunkt entlang dieser Verkehrsachse.“ Vielmehr handele es sich um einen Logistikkorridor mit rund 9.500 Kilometern Schienen und etwa 6.500 Kilometern Autobahn. „Daher wollten wir den Blick auf die Möglichkeiten für die Wirtschaft in unserer Region lenken“, so Schacht. Auch der Lübecker Hafen stand im Mittelpunkt, als Hafen des Kernnetzes (Core-Harbour) habe er eine besondere Bedeutung für den Gütertransport innerhalb der Europäischen Union. Vertreter der Hafenwirtschaft forderten einen fairen Wettbewerb zwischen Schiff und Landverkehr nach der Fertigstellung der Fehmarnbelt-Querung. Zudem luden sie Cox zu vertiefenden Gesprächen in die Unternehmen ein.

Der EU-Koordinator betonte, dass zukünftig noch größere Impulse von dem Korridor ausgehen werden. Aus Gesprächen mit Ministern in den skandinavischen Ländern wisse er, dass die Belt-Querung für Dänen, Schweden und auch Norweger Priorität habe. Der Tunnel würde Skandinavien auf dem Landweg mit Europa verbinden. Das bestätigte auch Michael Svane, Geschäftsführer des Dänischen Industrieverbandes Dansk Industri und amtierender Vorsitzender des Fehmarnbelt Business Council. Uwe Döring, Vorsitzender der Europa-Union und ehemaliger Europaminister des Landes Schleswig-Holstein, betonte, dass die Belt-Querung ein paneuropäisches Projekt sei und für Skandinavien eine strategische Bedeutung habe. Die Entwicklung entlang des Korridors werde die Achse Hamburg-Lübeck-Fehmarn-Kopenhagen stärken.