Das interaktive Online-Magazin seit 1999

Aktuelle Nachrichten, lokale Themen aus Kultur, Wissenschaft, Sport, Politik, Wirtschaft, Rezensionen und Veranstaltungen

Politik & Wirtschaft

Arbeitslosigkeit ging in der Hansestadt Lübeck zurück

Arbeitslosigkeit ging in der Hansestadt Lübeck zurück – Die deutsche Wirtschaft ist im Jahr 2015 weiter moderat gewachsen. Das reale Bruttoinlandsprodukt hat nach aktuellen Schätzungen um 1,7 Prozent zugenommen, nach 1,6 Prozent im Jahr 2014. Motor dieser Entwicklung war die private und staatliche Binnennachfrage.

Der Arbeitsmarkt entwickelte sich positiv und stützte das Wirtschaftswachstum. Der Zahl der sozialversicherungspflichtig Beschäftigten stieg weiter an. Arbeitslosigkeit und Unterbeschäftigung haben sich verringert.

„Auch im Bezirk der Agentur für Arbeit Lübeck befindet sich der Arbeitsmarkt in einer guten Grundverfassung. Die Arbeitslosigkeit ist so niedrig wie zuletzt 1992 und die Arbeitslosenquote fiel in der Hansestadt erstmal unter die 10 Prozent. Dennoch profitierten Arbeitslose nur zum Teil von dem Beschäftigungsaufbau. Oftmals passen ihre Profile in berufsfachlicher, qualifikatorischer und regionaler Hinsicht nur unzureichend zur Arbeitskräftenachfrage. Der Zuwachs der Beschäftigung resultierte vor allem aus gestiegener Erwerbsbeteiligung von Frauen, Älteren und Ausländern. Die Wirtschaftsforschungsinstitute und das Institut für Arbeitsmarkt- und Berufsforschung sagen für 2016 weiterhin ein moderates Wachstum voraus. Ich gehe davon aus, dass auch die Beschäftigung in unserem Bezirk weiter wächst. Dennoch müssen wir mit einem Anstieg der Arbeitslosigkeit rechnen, insbesondere aufgrund der prognostizierten Flüchtlingszahlen: 790 in der Arbeitsagentur Lübeck, 1.666 im Jobcenter Lübeck und 745 im Jobcenter Ostholstein. 2015 hatte der Zuzug geflüchteter Menschen noch vergleichsweise geringen Einfluss auf die Arbeitslosigkeit. In vielen Fällen wird es sich jedoch nicht um Fachkräfte von morgen, sondern um Fachkräfte von übermorgen handeln. Spracherwerb, berufliche Orientierung und Qualifikation brauchen Zeit. Der Arbeitsagentur und den Jobcentern wurden zusätzliches Personal und Geld für Arbeitsmarktpolitik zur Verfügung gestellt. Spezielle Teams „Flucht und Asyl“ werden sich um die Integration kümmern. Allen anderen Kunden werden wir weiterhin unsere Dienstleistungen in gewohntem Umfang anbieten. Personengruppen, die bisher nicht ausreichend von der guten Arbeitsmarktlage profitieren konnten, werden wir entsprechend ihren Fähigkeiten und den Bedürfnissen des Arbeitsmarktes qualifizieren sowie möglichst passgenau in Beschäftigung und Ausbildung vermitteln. Hier sind wir jedoch auf die Kooperationsbereitschaft aller Arbeitsmarktpartner angewiesen. Unternehmen sollten zu Kompromissen bei der Stellenbesetzung bereit sein und versteckten Talenten eine Chance geben“, appelliert Markus Dusch, Vorsitzender der Geschäftsführung der Agentur für Arbeit Lübeck.

 

1. Beschäftigung

 

Bereits das zehnte Jahr in Folge steigt die Zahl der sozialversicherungspflichtig Beschäftigten in der Hansestadt Lübeck an. Die bis zur Jahresmitte 2015 vorliegenden Daten sprechen dafür, dass der gesetzliche Mindestlohn zu keinem Arbeitsplatzverlust geführt hat. Da es viele Einflussfaktoren gibt, kann jedoch nur die Forschung – und das erst zu einem späteren Zeitpunkt – Aussagen zu einer längerfristigen Beschäftigungswirkung des Mindestlohns treffen.

Ende Juni 2015 haben 90.325 sozialversicherungspflichtig Beschäftigte in der Hansestadt Lübeck gearbeitet, ein Plus von 1.437 oder 1,6 Prozent. Die Entwicklung fiel etwas schwächer als in Schleswig-Holstein (+1,9 Prozent) und im Bundesgebiet (+2,0 Prozent) aus.

Bei der Zahl der geringfügig entlohnten Beschäftigten ist ein Rückgang auf 19.203 (-516 oder 2,6 Prozent) zu beobachten, ebenso wie in Schleswig-Holstein (-1,4 Prozent) und im Bundesgebiet (-1,7 Prozent). Das kann unter anderem daran liegen, dass ein Teil der Minijobs in sozialversicherungspflichtige Beschäftigung umgewandelt wurde. Eine geringfügig entlohnte Beschäftigung liegt vor, wenn das Arbeitsentgelt aus dieser Beschäftigung regelmäßig im Monat 450 Euro nicht überschreitet.

 

Insbesondere in den Wirtschaftszweigen verarbeitendes Gewerbe (+468), Arbeitnehmerüberlassung (+229), Heime und Sozialwesen (+217), Gesundheitswesen (+130) und Gastgewerbe (+141) nahm die Zahl der Beschäftigten zu. Einen Rückgang verzeichnete der Wirtschaftszweig Verkehr und Lagerei (-98), Handel (-63) sowie öffentliche Verwaltung (-37).

 

Mit 76,5 Prozent der Beschäftigten ist der tertiäre oder Dienstleistungssektor stärker ausgeprägt als im Landes- (74,8 Prozent) und Bundesschnitt (70,2 Prozent). Da auch der Anteil des produzierenden Gewerbes (23,4 Prozent), in dem die Gehaltsstruktur meist besser ist, vergleichsweise hoch ist, lag 2013 in Lübeck der Medianwert der monatlichen Bruttoarbeitsentgelte von sozialversicherungspflichtig Vollzeitbeschäftigten (ohne Auszubildende) mit 2.814 Euro über dem von Schleswig-Holstein (2.740). Er war allerdings niedriger als im Bundesgebiet (2.959 Euro).

 

Demografiebedingt ist die Zahl der älteren Arbeitnehmer zwischen 55 und 65 Jahren auf 14.526 (+4,4 Prozent) gestiegen. Besonders stark war der Anstieg mit 17,1 Prozent auf 761 Arbeitnehmer bei 65 Jahre und Älteren.

Vom Zuwachs der Beschäftigung haben Frauen (+1,9 Prozent) und Ausländer (+14,1 Prozent) ebenfalls profitiert. 49,3 Prozent (44.564) aller Beschäftigten, die in Lübeck arbeiten, sind weiblich und 6,3 Prozent (5.727) haben eine ausländische Staatsangehörigkeit.

Aufgrund von Einpendlern ist der Anteil der sozialversicherungspflichtig beschäftigten Ausländer, die in der Hansestadt Lübeck wohnen, mit 6,2 Prozent (4.556) etwas niedriger. Er liegt über dem Anteil von 4,7 Prozent in Schleswig-Holstein und unter den 8,8 Prozent im Bundesgebiet. Die größte Gruppe stellen mit 26 Prozent Türken, gefolgt von Polen (14 Prozent) und Bulgaren (6 Prozent).

 
2. Arbeitskräftenachfrage

 

2015 wurden in der Hansestadt Lübeck 8.908 offene Stellen zur Besetzung gemeldet, das waren 0,8 Prozent weniger als 2014. Da im Kreis Ostholstein (+6,3 Prozent) die Anfrage anstieg, gab es im Gesamtbezirk der Arbeitsagentur Lübeck 1,7 Prozent mehr offene Stellen im Angebot. In Schleswig-Holstein nahm das  Angebot um 2,5 Prozent und im Bundesgebiet um 7,0 Prozent zu.

 

Die meisten Stellen wurden von Zeitarbeitsunternehmen (4.459 Stellen) aufgegeben, eine Zunahme um 13,0 Prozent. Weitere Schwerpunkte der Arbeitskräftenachfrage kamen aus den Wirtschaftszweigen Gesundheits- und Sozialwesen (821), wirtschaftliche Dienstleistungen (701), Handel (695), verarbeitendes Gewerbe (437), Gastgewerbe (421) sowie Baugewerbe (253).

 

Das Verhältnis von Angebot und Nachfrage verschiebt sich in einigen Berufen bereits zu Gunsten der Arbeitnehmer. In Berufen der Mechatronik, Energie und Elektronik standen in Lübeck zum Beispiel nur noch rechnerisch 0,5 Arbeitslose je gemeldeter Stelle zur Verfügung. In nicht medizinischen Gesundheitsberufen waren es rechnerisch 1,7 Arbeitslose. Auch in Metallberufen, Berufen der Maschinen- und Fahrzeugtechnik, Werbung oder Finanzdienstleistung gibt es zunehmend weniger Bewerber pro Stelle. Entsprechend lang ist auch die Zeit von dem gewünschten Besetzungstermin bis zur tatsächlichen Besetzung der Stelle. Sie lag zum Beispiel in Berufen der Mechatronik, Energie und Elektronik bei 129 Tagen und in Berufen der Metallerzeugung bei 106 Tagen.

 

3. Arbeitskräfteangebot

 

Im Gesamtbezirk der Agentur für Arbeit Lübeck waren im Jahresdurchschnitt 17.083 Arbeitnehmer arbeitslos gemeldet, 349 oder 2,0 Prozent weniger als 2014.

 

In der Hansestadt Lübeck fiel der Rückgang der Arbeitslosigkeit mit 1,2 Prozent oder 133 Frauen und Männern auf 10.858 etwas geringer in als Schleswig-Holstein (-3,1 Prozent) und im Bundesgebiet (-3,6 Prozent) aus. Die meisten Arbeitslosen waren im Februar (11.323) gemeldet, während der niedrigste Bestand im Dezember (10.475) erreicht wurde.

Von den 10.858 Arbeitslosen wurden 2.290 (-84 oder 3,5 Prozent) von der Agentur für Arbeit und 8.568 (-50 oder -0,6 Prozent) vom Jobcenter Lübeck betreut.

 

Die Arbeitslosigkeit ist kein fester Block, vielmehr gibt es viel Bewegung. Im Laufe des Jahres 2015 haben sich im Gesamtbezirk in beiden Rechtskreisen 43.760 (‑1,6 Prozent zum Vorjahr) Arbeitnehmer arbeitslos gemeldet und 43.773 (-4,4 Prozent) Frauen und Männer konnten die Arbeitslosigkeit wieder verlassen.

 

In der Hansestadt Lübeck meldeten sich 27.269 (-0,8 Prozent) Frauen und Männer arbeitslos; 8.935 (-5,5 Prozent) davon in der Arbeitsagentur und 18.334 (+1,6 Prozent) im Jobcenter. Die Arbeitslosigkeit wieder verlassen konnten 27.224 (-4,1 Prozent) Arbeitnehmer; 8.425 (-1,8 Prozent) davon wurden von der Arbeitsagentur und 18.799 (-5,1 Prozent) vom Jobcenter betreut.

Dabei ist die Zahl der Meldungen aus einer Erwerbstätigkeit in der Arbeitsagentur um 448 oder 7,4 Prozent auf 5.568 Arbeitnehmer zurückgegangen und im Jobcenter Lübeck um 241 oder 6,1 Prozent auf 4.185 gestiegen. In eine Erwerbstätigkeit einmünden konnten 4.402 der von der Arbeitsagentur betreuten Arbeitnehmer, 123 oder 2,7 Prozent weniger als 2014. Im Jobcenter waren es 4.507 (+79 oder 1,8 Prozent).

Rund 57 Prozent der Abgänge aus Arbeitslosigkeit sind in Lübeck und Ostholstein jedoch auch noch sechs und 12 Monaten später sozialversicherungspflichtig beschäftigt.

 

Bei weiteren 1.169 Arbeitnehmern, die sich arbeitsuchend gemeldet haben, wurde die Arbeitslosigkeit verhindert. Sie konnten bereits während der Job-to-Job-Phase integriert werden.

 

Die Arbeitslosenquote auf Basis aller zivilen Erwerbspersonen fiel in der Hansestadt Lübeck erstmal unter die 10 Prozent und betrug im Jahresdurchschnitt 9,9 Prozent. Damit lag sie erneut höher als die Quote von Schleswig-Holstein (6,5 Prozent) und vom Bundesgebiet (6,4 Prozent). Die Arbeitslosenquote bewegte sich zwischen dem höchsten Wert im Februar von 10,4 Prozent und dem niedrigsten im Dezember von 9,5 Prozent.

 

Bezirk

Bestand an Arbeitslosen

% – Veränd. zum Vorjahr

Arbeitslosenquote

auf Basis aller zivilen Erwerbspersonen

SGB III-

Anteil

SGB II-

Anteil

Schleswig-Holstein

97.850

-3,1

6,5

30,8

69,2

Gesamtbezirk

17.083

-2,0

8,1

26,5

73,5

Hansestadt Lübeck

10.858

-1,2

9,9

21,1

78,9

Ostholstein

6.225

-3,3

6,1

35,8

64,2

Bezirk Eutin

1.867

+0,8

7,8

24,8

75,2

Bezirk Neustadt

995

-5,6

6,2

44,1

55,9

Bezirk Oldenburg

1.651

-3,1

6,6

36,5

63,5

Bezirk Timmendorfer Strand

764

-8,0

5,0

43,3

56,7

 

Die Jahresarbeitslosenquote der von der Arbeitsagentur betreuten Arbeitnehmer ging um 0,1 Prozentpunkte auf 2,1 Prozent zurück. Im Jahresverlauf bewegte sie sich zwischen 2,5 und 1,8 Prozent.

Die Quote der Kunden des Jobcenter Lübeck ging um 0,1 Prozentpunkte auf 7,8 Prozent zurück. Hier bewegte sie sich zwischen 8,0 und 7,7 Prozent.  Beide Arbeitslosenquoten sind seit 2005 stärker zurückgegangen als in Schleswig-Holstein und im Bundesgebiet.

 

4. Arbeitslosigkeit einzelner Personengruppen

 
Im Jahresdurchschnitt ging die Zahl der Frauen (-2,3 Prozent) stärker zurück als die der Männer (-0,3 Prozent). Damit fiel der Anteil der Frauen an allen Arbeitslosen auf 43,4 Prozent. Insgesamt waren 4.712 Frauen (969 SGB III, 3.743 SGB II) und 6.146 Männer (1.321 SGB III, 4.825 SGB II) im Jahresdurchschnitt arbeitslos.

 

Jüngeren unter 25 Jahren konnten am stärksten vom Rückgang der Arbeitslosigkeit profitieren. Bei jungen Menschen, die von der Arbeitsagentur betreut werden, gab es einen Rückgang um 7,8 Prozent und beim Jobcenter um 9,5 Prozent. Im Jahresdurchschnitt waren 974 Jüngere (297 SGB III, 677 SGB II) arbeitslos gemeldet. Ihr Anteil an allen Arbeitslosen lag bei 9,0 Prozent. In Schleswig-Holstein betrug der Anteil 10,2 Prozent.

 

Ältere dagegen hatten es schwerer auf dem Arbeitsmarkt Fuß zu fassen. Insgesamt waren 3.178 (779 SGB III, 2.399 SGB II) der Arbeitslosen älter als 50 Jahre, 3,9 Prozent mehr als 2014. Bei der Arbeitsagentur gab es einen Anstieg um 0,2 Prozent und beim Jobcenter um 5,2 Prozent. Ihr Anteil an allen Arbeitslosen lag bei 29,3 Prozent und war damit niedriger als in Schleswig-Holstein mit 32,6 Prozent.

 

Einen Anstieg gab es auch bei Langzeitarbeitslosen. Insgesamt waren 4.168 Arbeitnehmer ein Jahr und länger arbeitslos (+1,3 Prozent). Ihr Anteil an allen Arbeitslosen stieg auf 38,4 Prozent. Er blieb damit etwas höher als in Schleswig-Holstein (37,1 Prozent). Bei der Arbeitsagentur waren 9,0 Prozent aller Arbeitslosen Langzeitarbeitslose (207) und beim Jobcenter 46,2 Prozent (3.960).

 

Obwohl die Zahl der Arbeitslosen ohne abgeschlossene Berufsausbildung im Jobcenter Lübeck auf 5.293 (-61 oder 1,1 Prozent) zurückging, bleibt ihr Anteil an allen Arbeitslosen mit 61,8 Prozent mehr als doppelt so hoch wie in der Arbeitsagentur. Mit 549 (+3 oder 0,5 Prozent) Arbeitnehmern sind hier 24,0 Prozent der Arbeitslosen ohne berufliche Qualifikation.

 

Einen Anstieg gab es auch bei Arbeitslosen mit ausländischer Staatsangehörigkeit. Im Jahresdurchschnitt waren 1.797 Ausländer arbeitslos gemeldet, 80 oder 4,6 Prozent mehr als 2014. Der Anstieg fiel geringer als im Landesschnitt aus (+11,4 Prozent). 12 Prozent (216; +13 oder 6,3 Prozent) davon wurden von der Arbeitsagentur und 88 Prozent (1.581; +67 oder 4,4 Prozent) vom Jobcenter betreut. Die größte Gruppe stellen mit 28 Prozent Türken, gefolgt von Polen mit 10 Prozent. Arbeitnehmer mit irakischer und syrischer Nationalität sind jeweils mit 6 Prozent vertreten. Es ist jedoch davon auszugehen, dass es sich dabei um Ausländer handelt, die sich schon länger in Deutschland aufhalten und die Flüchtlingsbewegungen erst 2016 abgebildet werden.

 

5. Unterbeschäftigung

 

Neben dem gesetzlich definierten Kreis der Arbeitslosen gibt es weitere Menschen, die ohne Beschäftigung sind. Sie werden in der Unterbeschäftigung erfasst und monatlich veröffentlicht, um den Arbeitsmarkt transparent zu machen. Die Unterbeschäftigung stellt damit das Defizit an regulärer Beschäftigung dar. Hier werden neben den Arbeitslosen beispielsweise Personen in Qualifizierungsmaßnahmen oder Arbeitsgelegenheiten, Krankgeschriebene, geförderte Existenzgründer oder Arbeitsuchende mit Vorruhestandsregelungen ausgewiesen.

 

In Lübeck betrug 2015 die Unterbeschäftigung im Jahresdurchschnitt 14.946 Personen. Die Zahl ging in den letzten zwölf Monaten um 165 Personen (-1,1 Prozent) zurück. Die Unterbeschäftigungsquote lag mit 13,2 Prozent (-0,3 Prozentpunkte zum Vorjahr) über der von Schleswig-Holstein mit 8,2 Prozent. 4.087 Personen befanden sich im Jahresdurchschnitt in Entlastungsmaßnahmen.

 

6. Ausgaben und Planungen für den Bezirk der Arbeitsagentur Lübeck

 

Die Agentur für Arbeit Lübeck hat 2015 in der Hansestadt Lübeck und im Kreis Ostholstein 130,5 Millionen Euro ausgegeben; 2,5 Millionen oder 1,9 Prozent weniger als 2014.

53,5 Prozent der Haushaltsmittel wurden unter anderem für die Lohnersatzleistungen Arbeitslosengeld I (65,4 Millionen Euro; -2,1 Prozent) und Insolvenzgeld (4,4 Millionen Euro; +36,0 Prozent) gezahlt. Dabei gab es im Jahresdurchschnitt 4.894 Arbeitslosengeld I-Bezieher, die monatlich durchschnittlich 814 Euro erhielten.

26,0 Prozent (34,0 Millionen Euro; -5,6 Prozent) wurden für Leistungen der aktiven Arbeitsförderung gewährt.

 

Die Integration von Arbeitslosen auf dem Arbeitsmarkt wird 2016 durch arbeitsmarktpolitische Maßnahmen weiter unterstützt. Für Weiterbildung, Eingliederungszuschüsse und Förderung der Selbständigkeit wurden insgesamt 12,2 Millionen Euro veranschlagt. 1,3 Millionen Euro davon gibt es für die Integration von Flüchtlingen mit großer Bleibeperspektive. Enthalten sind auch 1,0 Millionen Euro für die „Weiterbildung Geringqualifizierter und beschäftigter Älterer ab 50 Jahren in Unternehmen“ (WeGebAU) sowie 0,9 Millionen Euro für das Sonderprogramm „Initiative zur Flankierung des Strukturwandels zum Erwerb anerkannter Berufsabschlüsse bzw. Teilqualifikationen bei Geringqualifizierten“ (IFLAS). Hier können zum Beispiel betriebliche Umschulungen von ehemals Arbeitslosen gefördert werden.

 

1.223 Jugendliche wurden von der Agentur für Arbeit und 146 vom Jobcenter Lübeck und Jobcenter Ostholstein zum Beispiel durch berufsvorbereitende Bildungsmaßnahmen, ausbildungsbegleitende Hilfen oder Einstiegsqualifizierungen gefördert. Seit Herbst 2015 werden 30 junge Menschen durch das neue Instrument der „Assistierten Ausbildung“ unterstützt. Dieses kostenfreie Angebot an zusätzlichem Unterricht und sozialpädagogischer Begleitung hilft dabei, den Abschluss erfolgreich zu erreichen. Auch 2016 werden junge Menschen im erforderlichen Umfang beim Start ins Berufsleben unterstützt.

 

7. Ausgaben und Planungen des Jobcenters Lübeck

 

„2015 hat das Jobcenter Lübeck eine neu Höchstmarke an Integrationen in den ersten Arbeitsmarkt erreicht: 4.920 Mal ist es gelungen, einen Kunden in Beschäftigung zu bringen. Ich werte das als einen Erfolg, der auch darauf zurückzuführen ist, dass unsere persönlichen Ansprechpartner mit hoher Beratungskompetenz ihren Kunden weiterhelfen“, freut sich Joachim Tag, Geschäftsführer des Jobcenters Lübeck.

„Einen Großteil der arbeitsmarktpolitischen Förderung haben wir in passgenaue Qualifizierungen investiert, die möglichst zu einem anerkannten Abschluss geführt haben. Damit haben wir auch 2015 einen wichtigen Beitrag zur Sicherung des Fachkräftebedarfs geleistet. Diese Strategie werden wir 2016 fortsetzen. Besonders im Pflegebereich, aber auch in den Bereichen Lager, Logistik und anderen Dienstleistungsbranchen haben viele unserer Kunden eine neue Aufgabe gefunden“, so Tag.

 

Die Zahl der Leistungsempfänger ist im September 2015 (gegenüber dem Vorjahresmonat) nach Jahren des Rückgangs wieder gestiegen (von 27.564 auf 28.095). Auch die Bedarfsgemeinschaften haben zugenommen (von 15.147 auf 15.332).

Dazu trägt in gewissem Maße der Zustrom von Flüchtlingen bei. Aus dem Asylbewerberleistungsgesetz (AsylbLG) kamen 217 Kunden in die Grundsicherung. Die Zahl der arbeitslosen Ausländer stieg um 67 (+4,4 Prozent) auf 1.581. Insgesamt werden 4.274 erwerbsfähige Leistungsberechtigte (+6,1 zum September 2014) ausländischer Herkunft im Jobcenter Lübeck betreut. Die am stärksten vertretenen Herkunftsländer sind neben Türkei (1.242) und Polen (429): Irak, Arabische Republik Syrien, Russische Föderation, Ukraine und Islamische Republik Iran mit 996 Kunden.

„Wir haben bereits 2015 begonnen, die infrastrukturellen und personellen Voraussetzungen zu schaffen, um auch auf einen noch größeren Zustrom von Flüchtlingen vorbereitet zu sein. Dazu gehört auch, dass wir entsprechende Sprachkenntnisse vorhalten und unser Angebot an Kursen mit berufsbezogener Sprachförderung ausbauen“, erläutert Tag.

 

Ein Schwerpunkt der Arbeit im Jobcenter Lübeck war 2015 die Förderung und Unterstützung von Langzeitarbeitslosen. Dieser Personenkreis wurde durch aufeinander abgestufte zum Teil niedrigschwellige Angebote gefördert. „Aber auch durch Lohnkostenzuschüsse und öffentlich geförderte Beschäftigung konnten wir Gutes bewirken. Im Spätsommer hat unser ESF-Projekt zur Förderung von Langzeitarbeitslosen begonnen. Mit Hilfe von Betriebsakquisiteuren und Coaches sollen flankiert von Lohnkostenzuschüssen sozialversicherungspflichtige Beschäftigungsangebote initiiert werden. Der Start ist geglückt. In diesem Jahr wird es darum gehen, die zahlreichen von unseren Betriebsakquisiteuren angebahnten Kontakte zwischen Langzeitarbeitslosen und Lübecker Unternehmen in sozialversicherungspflichtige Beschäftigungsverhältnisse umzuwandeln“ ergänzt Tag.

 

„Ein sehr erfolgreiches Programm ist letztes Jahr zu Ende gegangen: Das Bundesprogramm Perspektive 50 plus. Auch 2015 haben wir die Zahl der Integrationen deutlich übertreffen können“, zieht Tag erfolgreiche Bilanz. „Die im Laufe des Programms aufgebauten Netzwerkkontakte werden selbstverständlich fortgeführt und werden weiterhin von Vorteil sein. Auch 2016 werden wir zusammen mit den Netzwerkpartnern ein Unternehmen mit Weitblick auszeichnen, das durch vorausschauende Beschäftigungspolitik Demographie sensibel handelt und ein gutes Beispiel für die Region sein kann“, fasst Joachim Tag zusammen.

 

2015 hat das Jobcenter Lübeck insgesamt 166 Millionen Euro für passive Leistungen ausgegeben (+2,5 Prozent). 68,7 Millionen Euro (+2,5 Prozent) wurden für Leistungen zum Lebensunterhalt gezahlt, 65,7 Millionen Euro davon für Arbeitslosgengeld II und 3,0 Millionen Euro für Sozialversicherungsbeiträge. 70,4 Millionen Euro (+2,0 Prozent) wurden für Kosten der Unterkunft und Heizung sowie 847.000 Euro (-12,3 Prozent) für sonstige Leistungen ausgegeben. Für aktive Arbeitsmarktleistungen konnten 20,4 Millionen Euro (‑0,5 Prozent) eingesetzt werden.

 

Nur zwei von fünf Arbeitslosengeld II- Bezieherinnen und Beziehern sind arbeitslos. Der überwiegende Teil der nicht arbeitslosen Leistungsempfängern befindet sich in einer ungeförderten (27 Prozent) oder geförderten (6 Prozent) Erwerbstätigkeit sowie im Studium oder Schulbesuch (14 Prozent). Leistungen zum Lebensunterhalt nach dem SGB II werden auch bei arbeitsmarktpolitischen Maßnahmen (10 Prozent), vorruhestandsähnlichen Regelungen (12 Prozent) oder bei Kindererziehung/ Pflege von Angehörigen (12 Prozent) gewährt.

 

2016 stehen 18,2 Millionen Euro für Eingliederungsleistungen wie berufliche Weiterbildung (27 Prozent des Budgets), Aktivierung und berufliche Eingliederung (22 Prozent), Maßnahmen für Jugendliche (7 Prozent), Einstiegsgeld (2 Prozent), Eingliederungszuschüsse (4 Prozent) oder Arbeitsgelegenheiten (19 Prozent) zur Verfügung. Außerdem kann das Jobcenter Lübeck 841.500 Euro für die Integration von Flüchtlingen mit großer Bleibeperspektive einsetzen, so dass 2016 insgesamt 19,1 Millionen Euro für aktive Arbeitsmarktförderung verwendet werden.

 

8. Handlungsbedarf 2016

 

„Um nachhaltige Änderungen zu erreichen, braucht man einen langen Atem. Oftmals muss man – gerade bei Arbeitslosen in der Grundsicherung – langfristig vorgehen, um nach und nach kleine Fortschritte zu erzielen. Eine der bleibenden Herausforderungen im Jahr 2016 ist deshalb die Beendigung der Langzeitarbeitslosigkeit. Mit Bildung und Qualifizierung können wir Menschen auf die Anforderungen des Arbeitsmarktes vorbereiten. Doch wir brauchen auch Unternehmen, die bereit sind diesen Menschen eine Chance zu geben. Strukturproblemen begegnet man am besten, bevor sie entstehen. Deshalb müssen Unternehmen auch schwächeren Schulabgängern den Übergang ins Berufsleben beziehungsweise in eine duale Ausbildung ermöglichen. Zugleich sollte jungen Erwachsenen ohne Berufsabschluss eine zweite Chance geboten werden. Ebenso wichtig ist die Bereitschaft der Unternehmen, die Weiterbildung ihrer Beschäftigten zu intensivieren. Insbesondere kleinere und mittlere Unternehmen sollten ihren geringqualifizierten Beschäftigten einen Kammerabschluss ermöglichen und ältere Beschäftigte weiterbilden. Die kommende Herausforderung des demografischen Wandels und der Fachkräftesicherung erfordert individuelle Personalstrategien in Betrieben. Beträchtliches Potenzial gibt es zum Beispiel bei Frauen, Älteren und bereits in Deutschland lebenden Migranten“, erläutert Agenturchef Dusch.

 

„Eine neue Herausforderung stellt die Integration der Schutzsuchenden mit guter Bleibeperspektive dar. Auch hier brauchen wir einen langen Atem. Zunächst wird es darum gehen, die Sprache zu erlernen“, ergänzt Dusch.

Das Asylverfahrensbeschleunigungsgesetz vom Oktober 2015 ermöglichte es der Bundesagentur für Arbeit im Herbst vergangenen Jahres eine schnelle und unbürokratische Hilfe zur Sprachförderung von Flüchtlingen mit guter Bleibeperspektive aus Syrien, Eritrea, Irak und Iran anzubieten. Als einmalige Nothilfe wurden zusätzliche Finanzmittel aus Beitragsmitteln der Arbeitslosenversicherung für Kurse zur Verfügung gestellt, die bis Ende 2015 begannen. Ziel dieser Kurse war es, die Verständigung auf einfachem Niveau überhaupt erst zu ermöglichen und so die Grundlage für eine weitere sprachliche Förderung zu schaffen. Es wurde bundesweit mit bis zu 100.000 Kursteilnehmern bis Jahresende gerechnet, tatsächlich meldeten die Bildungsträger mehr als 200.000 Eintritte. Im Agenturbezirk Lübeck nahmen 2.000 geflüchtete Menschen bei verschiedenen Bildungsträgern teil.

„Da die Qualifikationen, die die geflüchteten Menschen mitbringen, höchst unterschiedlich und oftmals nicht vergleichbar mit unseren Abschlüssen sind, werden berufliche Orientierung und Qualifizierung erforderlich sein. Hier setzen die Integrationskurse und die berufsbezogene Sprachförderung des Bundesamtes für Migration und Flüchtlinge (BAMF) an, die wir bei Bedarf um weitere arbeitsmarktpolitische Maßnahmen ergänzen werden. Zwei Drittel der Flüchtlinge sind jünger als 30 Jahre. Wenn wir es gemeinsam schaffen, ihnen Wege in Ausbildung und Arbeitsmarkt zu erschließen, bietet die Zuwanderung große Chancen für unsere Region. Gerne steht der Arbeitgeber-Service Unternehmen als Partner rund um alle Fragen zur Nachwuchs- und Personalgewinnung sowie Qualifizierung der einheimischen und ausländischen Arbeitnehmer zur Seite“, bietet Dusch an.

 

Einen Bericht mit allen Grafiken finden Sie unter www.arbeitsagentur.de/luebeck > Zahlen, Daten, Fakten > Arbeitsmarkt > Zusatzinformationen.