Zentralafrikanische Republik: Erneuter Ausbruch von Gewalt – Gehäuft auftretende religiös motivierte Übergriffe in den vergangenen Wochen (Open Doors, Kelkheim) – Am vergangenen Wochenende sind in der Zentralafrikanischen Republik bei Kämpfen zwischen ehemaligen Seleka-Anhängern und Anti-Balaka-Milizen 25 Menschen ums Leben gekommen. Weitere wurden verwundet. Nachdem sich die Lage im Land nach den bürgerkriegsähnlichen Zuständen in den Jahren 2012–2014 einigermaßen beruhigt hatte, kam es in den letzten Wochen verstärkt zu neuen Ausbrüchen von religiös motivierter Gewalt.
Seleka und Anti-Balaka – ein anhaltender Konflikt
Die Angriffe in der Stadt Bambari nördlich der Hauptstadt Bangui gingen hauptsächlich von Anhängern der vor drei Jahren offiziell aufgelösten muslimischen Seleka-Vereinigung aus. Heute sind diese Rebellengruppen vor allem noch in der Hauptstadt Bangui und im Nordosten des Landes aktiv. Zwischen 2012 und 2014 hatten Seleka-Kämpfer oft gezielt christliche Städte und Dörfer angegriffen. Dabei wurden viele Christen getötet oder verwundet, Frauen vergewaltigt, Kirchen und Wohnhäuser geplündert und verwüstet oder niedergebrannt. Zur Selbstverteidigung gegen die Anschläge gründeten sich die sogenannten Anti-Balaka als eine Art Bürgerwehren, deren hauptsächlich aus animistischem oder nur nominell christlichem Hintergrund stammenden Mitglieder bald zum Gegenangriff übergingen und Vergeltung an muslimischen Zivilisten übten. Die Kirchenleiter im Land verurteilten dieses Vorgehen geschlossen und distanzierten sich davon. Insgesamt führte der Konflikt dazu, dass tausende Menschen getötet und hunderttausende vertrieben wurden. Bis heute kommt es immer wieder zu Konflikten zwischen den beiden militanten Parteien.
Über 100 Menschen getötet
„Die alten Dämonen der Vergeltungsschläge scheinen wieder die Oberhand zu gewinnen“, äußerte ein lokaler Kirchenleiter jüngst seine Sorge gegenüber World Watch Monitor. Am 12. Oktober griffen Ex-Seleka ein Flüchtlingslager in Kaga Bandoro im abgelegenen Norden des Landes an. Sie plünderten das gesamte Gelände und ermordeten brutal mindestens 13 Menschen. Ende September wurden bei einem Massaker in der überwiegend christlichen Stadt Kouango mehr als 85 Menschen getötet, darunter auch Frauen und Kinder, und 152 verletzt. Drei Kirchen und hunderte Häuser wurden niedergebrannt. Viele Einwohner flohen über die nahegelegene Grenze in die Demokratische Republik Kongo. Bereits Mitte September waren bei Übergriffen von islamischen Rebellen in der näheren Umgebung von Kaga Bandoro ebenfalls Christen getötet und Kirchen geplündert worden. „Die Seleka-Leute betrachten Kaga Bandoro als die Hauptstadt ihrer selbst erklärten Republik im Nordosten des Landes. Sie halten es für legitim, alle Nichtmuslime dort zu töten“, sagte eine lokale Kontaktperson gegenüber World Watch Monitor.
Die Lage in der Zentralafrikanischen Republik ist noch immer sehr angespannt. Ein Analyst des überkonfessionellen christlichen Hilfswerks Open Doors, Yonas Dembele, meint dazu: „Nach der Wahl im März, die zu mehr Stabilität führen sollte, ist das Massaker von Kaga Bandoro der bislang deutlichste Hinweis auf die Fortsetzung der religiös motivierten Gewalt. Der Präsident steht vor der umfassenden Herausforderung, Recht und Ordnung wieder herzustellen.“
Gottesdienstbesuche in christlichem Land gefährlich
Die Zentralafrikanische Republik belegt aktuell Platz 26 auf dem Weltverfolgungsindex von Open Doors, einer Rangliste von Ländern, in denen Christen weltweit am stärksten verfolgt werden. Zwar gilt das Land als überwiegend christlich, doch durch den zunehmenden Einfluss eines extremistischen Islam wird es für die Christen immer schwieriger, ihren Glauben zu praktizieren. Wer einen Gottesdienst im Nordosten des Landes oder im Stadtteil PK5 von Bangui besucht, riskiert damit, Opfer eines Anschlags zu werden. Open Doors pflegt seit Jahren Kontakte zu den Kirchen in der Zentralafrikanischen Republik und unterstützt von Gewalt betroffene Christen.
Quellen: World Watch Monitor, Open Doors
Hinweis: Am 9. November um 21.45 Uhr wird die Aufzeichnung des Open Doors Tags 2016 unter dem Thema „Im Angesicht des Todes – Der mutige Glaube verfolgter Christen“ auf Bibel TV ausgestrahlt.
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Über Open DoorsWeit mehr als 100 Millionen Christen werden weltweit aufgrund ihres Glaubens verfolgt. Open Doors ist als überkonfessionelles christliches Hilfswerk seit über 60 Jahren in rund 60 Ländern im Einsatz für verfolgte Christen. Jährlich veröffentlicht Open Doors den Weltverfolgungsindex, eine Rangliste von Ländern, in denen Christen am stärksten verfolgt werden. Projekte von Open Doors umfassen Hilfe zur Selbsthilfe, Ausbildung von christlichen Leitern, Engagement für Gefangene, Nothilfe und Trauma-Arbeit, die Bereitstellung von Bibeln und christlicher Literatur sowie die Unterstützung von Familien ermordeter Christen. Mit einer breiten Öffentlichkeitsarbeit informiert das Werk in Publikationen und mit Vorträgen über Christenverfolgung und ruft zu Gebet und Hilfe für verfolgte Christen auf.
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