Politik & Wirtschaft

Häusliche Gewalt – ein Thema in Lübecks Behörden und Hochschulen

Häusliche Gewalt – ein Thema in Lübecks Behörden und Hochschulen – Der Arbeitskreis der Lübecker Gleichstellungsbeauftragten in der Hansestadt Lübeck (Frauenbüro der Hansestadt, Fachhochschule Lübeck, Universität zu Lübeck, UKSH Lübeck, Stadtwerke Lübeck, Deutsche Rentenversicherung Nord, Bundespolizeiakademie, Job Center Lübeck) beschäftigt sich seit längerem mit dem Konzept zur „Workplace Policy“.

Hauptanliegen des Konzeptes sind die eindeutige Positionierung einer öffentlichen Institution/ eines Betriebes gegen Gewalt sowie Schutz und Beratung der von häuslicher Gewalt betroffenen Beschäftigten. Denn zunehmend mehr Unternehmen und Verwaltungen erkennen, dass zu ihrer Verantwortung und Fürsorge auch der Schutz der Mitarbeiter und Mitarbeiterinnen sowie Studierenden vor häuslicher Gewalt zählt.

„Häusliche Gewalt ist keine Privatsache. Die Fachhochschule Lübeck sagt deshalb deutlich „NEIN!“ zu häuslicher Gewalt und bieten Informationen und Unterstützung an.“ So die Präsidentin der Fachhochschule Lübeck, Dr. Muriel K Helbig.

Ist Häusliche Gewalt ein Thema für öffentliche Institutionen und Unternehmen?

Häusliche Gewalt ist eine der häufigsten Menschenrechtsverletzungen, von der sowohl Frauen als auch Männer betroffen sind, Frauen jedoch, wie repräsentative Untersuchungen zeigen, ungleich mehr. Weltweit betrachtet haben rund ein Drittel aller Frauen Häusliche Gewalt erlebt, in der EU sind es laut einer aktuellen Studie der Europäischen Grundrechteagentur 22 % aller Frauen, die körperliche Gewalt und 43 %, die psychische Gewalt erlebt haben. Für Deutschland liegen die Zahlen sogar etwas über dem EU-Durchschnitt. Jede vierte Frau in Deutschland hat schon einmal in ihrem Leben Gewalt durch einen Beziehungspartner erlebt, und für etwa 150 Frauen jährlich endet diese Gewalt tödlich. Auch wenn nicht alle Gewalterfahrungen so tragisch enden, leiden die Betroffenen in Folge der Gewalt unter vielfältigen gesundheitlichen Beeinträchtigungen. Neben körperlichen Verletzungen sind es häufig psychische und psychosomatische Beschwerden, unter denen sie häufig leiden, wie z.B.  Atembeschwerden, Magen-Darm-Beschwerden und Essstörungen. Auch Depressionen können eine Folge von Häuslicher Gewalt sein.

Häusliche Gewalt am Arbeitsplatz

Die gesundheitlichen Folgen der Gewalt beeinträchtigen die Betroffenen in allen Lebensbereichen – auch bei der Arbeit und im Studium/ in der Ausbildung. Es kommt häufiger zu Fehlzeiten und Arbeitsunfähigkeit, insbesondere wenn infolge der Gewalt sichtbare Blessuren davon getragen wurden. Am Arbeitsplatz und im Studium selbst können Betroffene in ihrer Konzentrations- und Leistungsfähigkeit als auch in ihrer Motivation gemindert sein, wenn die Probleme zu Hause fortbestehen. Zudem haben Betroffene einen höheren Organisationsbedarf, zum Beispiel für die Wahrnehmung von Arztterminen, Beratungsgesprächen, Behördengängen. Bisweilen werden sie auch daran gehindert, zur Arbeit zu gehen oder sie werden am Arbeitsplatz weiter bedroht und belästigt.

Auf der anderen Seite ist der Arbeitsplatz oder die Hochschule für Betroffene aber auch ein guter Ort, um Hilfe und Unterstützung zu erfahren .Hierfür  ist es Voraussetzung, dass das Thema „Häusliche Gewalt“ im Unternehmen ernst genommen wird.

Auch aus ökonomischer Sicht ist eine Beschäftigung mit dem Thema Häusliche Gewalt für Unternehmen sinnvoll. „Der volkswirtschaftliche Schaden, der durch Häusliche Gewalt angerichtet wird ist groß“ sagt Katrin Molge, seit 16 Jahren Gleichstellungsbeauftragte der FH Lübeck.

Denn durch die gesundheitliche Belastung der Opfer entstehen nicht nur immense Kosten für deren medizinische Behandlung, sondern auch durch die Ausfälle am Arbeitsplatz. Der volkswirtschaftliche Schaden, der durch Häusliche Gewalt angerichtet wird, liegt laut einer Schätzung des Niedersächsischen Sozialministeriums in der Bundesrepublik jährlich bei mehr als 14 Milliarden Euro. (lt. Leitfaden ‚Schritt für Schritt gegen häusliche Gewalt‘, 2012)

„Workplace Policy“-Konzepte wurden zunächst seit Beginn der 90iger Jahre im angelsächsischen Raum entwickelt  und haben sich dort sowohl in öffentlichen Verwaltungen als auch bei Unternehmen wie  z. B. American Express, Vodafone und British Telecom etabliert. In Deutschland ist die Organisation „Terre des Femmes“ seit etwa 2007 aktiv, um das Konzept zu verbreiten und zum Abbau Häuslicher Gewalt beizutragen.

In Lübeck haben sich aus den vorgenannten Gründen die  im AK vertretenen Betriebe entschlossen, den ersten Schritt zu machen und sich der Flyer-Kampagne ‚Häusliche Gewalt ist keine Privatsache. Mut zum Gespräch am Arbeitsplatz‘ einiger Städte anzuschließen.

So werden die Infoblätter mit Ansprechpersonen sowie Beratungsangebote im Hause in einigen Betrieben direkt über die Gehaltsabrechnungen an  die Mitarbeiter*innen verteilt.

Schulungen in den Betrieben finden in Kooperation mit dem KIK- Netzwerk gegen häusliche Gewalt statt.

In einigen Betrieben reiht sich diese Kampagne ein in anderen Aktionen zum Internationalen

Tag Gewalt gegen Frauen am 25.11.2016.