„Die Taube“ – eine sprachgewaltige Hymne für den Frieden
„Die Taube“ – eine sprachgewaltige Hymne für den Frieden – Sebastian Jüngel erzählt die Legende „Die Taube“ in hymnischem Ton voller Sehnsucht nach Frieden. Von den einen als Friedensbringerin verehrt, wird die Taube von anderen als Falke verleugnet.
Die Taube möchte von den Menschen ein friedvolles Zusammenleben lernen. Doch gleich zu Beginn wird sie vom Falken angegriffen und fliegt in eine Glasfassade, die den Himmel zeigt, ihn aber nur spiegelt. Beim Durchblättern der Bibel entzünden sich die Seiten an den Kerzen des Altars – die Menschen bleiben ratlos zurück, denn „sie sehen es, aber sie verstehen es nicht“. Als die Taube nach weiteren Stationen leblos vom Himmel fällt, wird sie in der Krypta aufgebahrt – und ein doppeltes Wunder vollzieht sich: Der Altar verwandelt sich in die Skulptur einer Königin, die Asche der Bibel wird zu einer Quelle.
Sebastian Jüngel erzählt die Legende „Die Taube“ mit kraftvollen Bildern aus verschiedenen Empfindungsschichten. Die betörende rhythmische Prosa erinnert an den sehnsuchtsvollen Sog des Briefromans „Hyperion“ von Friedrich Hölderlin, die schwingende Prosa von Manfred Kybers „Die drei Lichter der kleinen Veronika“ und die biblische Sprachgewalt von Patrick Roth. Durch die Legende hindurch pulsieren Motive wie „das Buch, das die Menschen Bibel nennen“ und „der Stein, den die Menschen Altar nennen“.
Johanna Schneider, die schon die beiden Bücher „Auf Luzia fiel das Los“ und „Luzia lernt kämpfen“ von Sebastian Jüngel im Verlag Ch. Möllmann liebevoll illustriert hat, setzt durch ihre an Sepia erinnernde Zeichnungen Akzente für die ruhigen und dramatischen Momente der Legende und ihre Protagonisten.
Sebastian Jüngel: Die Taube. Eine Legende, bebildert von Johanna Schneider 44 Seiten, 16 Euro, Verlag Ch. Möllmann. Lieferbar ab 1. November 2016.