Der schwarz-gelbe Stelzenmann gibt den Blindenstock-Takt in Kiel an – Größte Demonstration in der Geschichte des Blinden- und Sehbehindertenvereins Schleswig-Holstein e. V. mit bundesweiter Unterstützung
Die Innenstadt von Kiel wird am kommenden Sonnabend, dem 16. Oktober 2010, in schwarz-gelben Farben erstrahlen. An diesem Tag werden blinde und sehbehinderte Menschen aus Schleswig-Holstein gemeinsam mit Unterstützern und Betroffenen aus allen Teilen der Bundesrepublik lautstark gegen die von der Landesregierung geplante Halbierung des Landesblindengeldes demonstrieren. Es wird die größte Demonstration und Kundgebung in der über 90-jährigen Geschichte des Blinden- und Sehbehindertenvereins Schleswig-Holstein e. V. (BSVSH). Neben Vertretern der Kirche und sozialen Spitzenverbänden haben auch Landespolitiker verschiedener Parteien ihr Kommen zugesagt. (siehe „ABLAUF und PROGRAMM“).Unter dem Kampagnenmotto „Hände weg vom Blindengeld“ ruft der BSVSH gemeinsam mit dem Dachverband Deutscher Blinden- und Sehbehindertenverband e.V. (DBSV) und dem Deutschen Verein der Blinden und Sehbehinderten in Studium und Beruf e.V. (DVBS) zu diesem Aktionstag auf und würde sich auch über Unterstützung aus der Bevölkerung freuen.
Angeführt wird der Demonstrationszug, welcher um 13.00 Uhr auf dem Vorplatz des Kieler Hauptbahnhofes startet, von einem Stelzenmann, der ausgerüstet mit einem Langstock und in Schwarz-Gelb gekleidet, vorweg schreitet. Nachdem der Demonstrationszug die Innenstadt durchquert hat und auf dem Kieler Rathausplatz angekommen ist, werden die Proteste mit einer Kundgebung ab 14.00 Uhr fortgesetzt. Zum Beginn der Eröffnungsrede von Annegret Walter, Vorsitzende des BSVSH, ist anstelle einer Schweigeminute eine sechzig Sekunden lange Blindenstock-Aktion geplant, bei der der Stelzenmann den Takt für die Demonstrationsteilnehmer angeben wird. So soll ein besonderes Protestsignal in Richtung schwarz-gelbe Landesregierung gegeben werden, die Halbierungspläne von 400 auf 200 Euro zurückzunehmen. Die Redebeiträge werden von einem kleinen musikalischen Programm umrahmt. Unter anderem wird der blinde Rapmusiker Nick Hämmerling (24) einen eigens für die Demonstration komponierten deutschen Song vorstellen.
„Drei mal mussten wir innerhalb von sechzehn Jahren gezwungenermaßen in Schleswig-Holstein ein Auge zudrücken, wenn eine Landesregierung uns mal wieder das Blindengeld kürzen wollte“, erläutert Annegret Walter, Vorsitzende des BSVSH. „Noch nie hat es eine Regierung jedoch gewagt, so harte Einschnitte bei den blinden Schleswig-Holsteinern vorzunehmen, sollten sich die Halbierungspläne der schwarz-gelben Koalition bewahrheiten. Unser Augenlicht wurde uns genommen – diesen Kampf konnten wir nicht gewinnen. Der Landesblindengeldkampf ist jedoch noch nicht entschieden. Deshalb tragen wir unseren Protest in Kiel auf die Straße“, so Annegret Walter weiter.
Dabei können die blinden Menschen Schleswig-Holsteins mit bundesweiter Unterstützung rechnen: „Das Sonderopfer, das hier von den blinden Menschen verlangt wird, und der Starrsinn der hiesigen Landesregierung haben in ganz Deutschland für Empörung gesorgt“, erläutert die Präsidentin des Deutschen Blinden- und Sehbehindertenverbandes, Renate Reymann. Der Vorsitzende des Deutschen Vereins der Blinden und Sehbehinderten in Studium und Beruf, Uwe Boysen ergänzt: „Die Blinden werden in die Sozialhilfe getrieben. Man redet scheinheilig vom Sparen, dabei will man nur, dass andere zahlen.“
Die bundesweite Demonstration mit Kundgebung ist eine von zahlreichen Aktivitäten der Kampagne „Hände weg vom Blindengeld“. Mit dieser wehren sich die blinden schleswig-holsteinischen Menschen gemeinsam mit Unterstützern gegen die geplante drastische Halbierung des Blindengeldes in Schleswig-Holstein von 400 auf 200 Euro. Bei einer laufenden Unterschriftenaktion konnten bisher über 33.500 Unterschriften gegen die Kürzungspläne der Landesregierung und die damit im Ergebnis befürchtete gesellschaftliche Isolation blinder Menschen gesammelt werden.
ABLAUF und PROGRAMM zur Demonstration und Kundgebung des BSVSH am Sonnabend, 16. Oktober 2010 in Kiel
Demonstration
13.00 Uhr
Start auf dem Vorplatz des Kieler Hauptbahnhofs
Raiffeisenstraße, 24114 Kiel
Der Protestzug (Start Ecke Raiffeisenstraße/ Kaistraße) führt dann durch die Kieler Innenstadt bis zum Rathausplatz.
AbschlussKundgebung
14.00 Uhr
Rathausplatz, 24103 Kiel
GRUßWORTE, Statements und MusikALISCHE EINLAGEN
14.00 Uhr
Eröffnung:
Annegret Walter, Vorsitzende Blinden- und Sehbehindertenverein Schleswig-Holstein e. V. (BSVSH)
– Langstock-Aktion mit dem Stelzenmann –
14.10 Uhr
Renate Reymann, Präsidentin Deutscher Blinden- und Sehbehindertenverband (DBSV)
14.20 Uhr
Uwe Boysen, Vorsitzender Deutscher Verein der Blinden und Sehbehinderten in Studium und Beruf e.V. (DVBS)
14.30 Uhr Gesangsbeitrag
Deutscher Hip Hop von Nick Hämmerling (24), blinder Rapmusiker
14.40 Uhr
Dr. Ulrich Hase, Landesbeauftragter für Menschen mit Behinderung in Schleswig-Holstein
14.45 Uhr
Dr. Ralf Stegner, Vorsitzender SPD-Landtagsfraktion Schleswig-Holstein
14.50 Uhr
Sven Picker, Vorsitzender Sozialverband Deutschland e.V. (SOVD), Landesverband Schleswig-Holstein
14.55 Uhr
Uli Schippels, Parlamentarischer Geschäftsführer DIE LINKE-Landtagsfraktion
15.00 Uhr Gesangs- und Musikbeitrag
Der blinde Barde, Armin Nembach, Gitarrenmusik
15.10 Uhr
Flemming Meyer, sozialpolitischer und umweltpolitischer Sprecher der SSW-Landtagsfraktion
15.15 Uhr
Günter Ernst-Basten, Geschäftsführer PARITÄTISCHER Wohlfahrtsverband Schleswig-Holstein
e. V. (DPWV)
15.20 Uhr
Pastor Sebastian Borck, Leiter Hauptbereich 2 für Seelsorge, Beratung und ethischen Diskurs, Nordelbische Ev.-Luth. Kirche