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Politik & Wirtschaft

Ausbildung in Teilzeit ist keine halbe Sache

Ausbilder Michael Macheel unterstützt Kathrin Westphal bei der Teilzeitausbildung
Ausbilder Michael Macheel unterstützt Kathrin Westphal bei der Teilzeitausbildung

Ausbildung in Teilzeit ist keine halbe Sache – Eine betriebliche Ausbildung in Teilzeit mit Kind? Für viele Ausbildungsbetriebe passt das zunächst nicht zusammen. Wie gut das geht, zeigt die AVIA Tankstelle Inhaber Ralf Bienert in Bad Schwartau. Gleich zwei junge Mütter erhalten hier diese Chance.

Eine davon ist Kathrin Westphal. Seit 01. August 2016 macht die 24-Jährige eine Teilzeitberufsausbildung zur Verkäuferin. Wegen der Geburt ihres Sohnes musste sie vor fünf Jahren ihre letzte Ausbildung abbrechen. Nach der Erziehungszeit stand für sie jedoch fest, dass sie auf eigenen Füßen stehen und einen Berufsabschluss machen möchte. In einer berufsvorbereitenden Bildungsmaßnahme der Agentur für Arbeit konnte sie sich auf eine Ausbildung vorbereiten. Viele Bewerbungen weiter traf sie dann auf einen verständnisvollen Arbeitgeber.

„Wir legen viel Wert auf eigenen Nachwuchs. In unseren drei Stationen sind 40 bis 45 Mitarbeiter tätig, darunter sind im Durchschnitt 12 Auszubildende. Wir haben bereits in unserem Lübecker Standort gute Erfahrungen mit einer Teilzeitausbildung gemacht. Für uns macht es keinen Unterschied, ob die Ausbildung in Voll- oder Teilzeit durchgeführt wird. Wichtig ist, dass die jungen Leute daran interessiert sind, mit Menschen zu arbeiten und sie zu beraten. Natürlich sollten die jungen Mütter gut organisiert sein und die Kinderbetreuung sicherstellen können“, erklärt Ausbilder Michael Macheel.

Das ist für Kathrin Westphal kein Problem. Ihr Sohn ist bis 16 Uhr im Kindergarten. Darüber hinausgehende Schichtzeiten deckt sie mit Hilfe der Oma oder Tante ab. „Es war schon eine Umstellung, aber mit der Unterstützung meiner Familie klappt das gut. Auch in der Schule habe ich keine Probleme. Und wer weiß, vielleicht mache ich nach den zwei Jahren noch weiter bis zum Abschluss als Einzelhandelskauffrau“, blickt sie optimistisch in die Zukunft.

Mit der Teilzeitausbildung soll vor allem jungen Müttern und Vätern die Chance auf eine Ausbildung gegeben werden. Aber auch für Menschen mit Behinderung und junge Geflüchtete kann eine Teilzeitausbildung in Frage kommen. „Obwohl die Arbeitszeit reduziert ist, ist die Ausbildung keine halbe Sache. Betriebe und Auszubildende vereinbaren eine Stundenzahl zwischen 20 und 30 Wochenstunden. Sie legen fest, wie diese geleistet werden soll und ob die Ausbildungszeit um maximal ein Jahr verlängert wird. Der Berufsschulunterricht findet dabei in Vollzeit statt. Leider sind Teilzeit-Modelle, die sich in der Beschäftigung bewährt haben, in der Berufsausbildung noch eher die Ausnahme. Es wäre wünschenswert, wenn sich mehr Betriebe für Teilzeitausbildung öffnen. Der Arbeitgeber-Service berät Unternehmen gerne unter der gebührenfreien Hotline 0800 4 5555 20“, bietet Markus Dusch, Chef der Agentur für Arbeit Lübeck, an.

Junge Menschen, die sich für eine Teilzeit-Ausbildung interessieren, können am 29. März 2017 von 09.00 bis 12.00 Uhr in einer Veranstaltung alles Wissenswerte dazu erfahren. Sie findet im Berufsinformationszentrum (BiZ) der Agentur für Arbeit Lübeck, Hans-Böckler-Str. 1, 23560 Lübeck statt. Da die Teilnehmerzahl begrenzt ist, wird um eine Anmeldung im BiZ unter der Telefonnummer 0451 588-397 oder per E-Mail unter luebeck.biz@arbeitsagentur.de gebeten.