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Politik & Wirtschaft

Kulturelle Bildung als gemeinsame Verantwortung und Aufgabe verstehen

Kulturelle Bildung als gemeinsame Verantwortung und Aufgabe verstehen – Kulturelle Bildung ist seit langem in aller Munde. Ihre Notwendigkeit für die Persönlichkeitsentwicklung junger Menschen wird betont, ihre einigenden Funktionen innerhalb einer Gesellschaft sowie ihre Integrationskraft für neu Hinzugekommene.
Kulturelle Bildung befördert die Auseinandersetzung von Kindern, Jugendlichen und Erwachsenen mit kultureller Vielfalt und der eigenen kulturellen Herkunft. Künstlerische Ausdrucksformen fördern Teamfähigkeit, Flexibilität, Kreativität, Selbstwahrnehmung und Einfühlungsvermögen. Diese Schlüsselfunktionen sind für die positive Entwicklung und das soziale Miteinander von Kindern und Jugendlichen elementar.

Das Nachdenken über die eigenen Werte und Wurzeln verankert in der eigenen Kultur und ermöglicht zugleich die Begegnung mit anderen Kulturen. Kulturelle Bildung ist darum auch Querschnittsaufgabe in den verschiedensten politischen Handlungsfeldern von Bildung, Jugend, Soziales.

Nur, wer kümmert sich tatsächlich? Warum haben wir trotz zahlreicher Projekte den Eindruck, dass da nicht zusammen kommt, was zusammen gehört: nämlich Schule und Kultur? Wie kann es sein, dass der Bundestagspräsident Norbert Lammert gar von der „Achillesferse“ des deutschen Bildungssystems spricht?

Grund genug, weiter zu denken und die verschiedenen Akteure in den genannten Handlungsfeldern an einen Tisch zu bringen. Das von uns beantragte „Forum kulturelle Bildung“ soll dies leisten. Es soll die Träger kultureller Bildung von Schule und KiTa, über freie KünstlerInnen, die LAG Soziokultur, die Museen, Bibliotheken, Orchester, Theater und Volkshochschulen, die Kulturbüros, die Musik- und Kunstschulen, private wie öffentliche Institutionen, ehrenamtlich engagierte Menschen und Hauptamtliche im Land zusammen führen.

Die Vernetzung der Partner ist enorm wichtig, um das Konzept für die vielfältigen Ansätze und Orte Kultureller Bildung fruchtbar zu machen.

Ähnlich dem Kulturdialog soll hier offen das Bestehende betrachtet und evaluiert werden, um darüber hinaus Neues zu denken und zu wagen.

Natürlich gibt es auch hier wie überall im Leben keine „Stunde Null“. Wir können anknüpfen und weiterstricken, aber auch neue Muster sind willkommen.

Vor allem ist mir wichtig, dass Kulturelle Bildung stärker als bislang ressortübergreifend als gemeinsame Verantwortung und Aufgabe verstanden wird. Dass die Kulturabteilung nunmehr im Bildungsministerium zuhause ist, sollte dabei hilfreich sein. Aber auch die engere und konkretere Einbeziehung von Sozial- und Integrationsministerium halte ich für sinnvoll und notwendig.

„Ist das Kunst oder kann das weg?“ ist ein viel und immer wieder gern zitiertes Aperçu, in dem eine Geringschätzung von Kunst und Kultur anklingt, die diese in den Augen mancher auch zu einem eher weichen mithin nicht so wichtigen Politikfeld machen.

„Mathe-ist-wichtiger-als-Musik“ schwingt da mit und so ist es ja auch seit Jahrzehnten vielfach geübte Praxis im Schulalltag. Kultur wird auch jenseits der rein juristischen Debatte von vielen nicht als Pflichtaufgabe der Politik betrachtet. Auf der anderen Seite stehen diejenigen, die kulturelle Infrastruktur als Aufgabe der Daseinsvorsorge betrachten wie die Energieversorgung und die Müllabfuhr.

Ich zähle mich zu den Letzteren und wünsche mir auch deshalb, dass das „Forum Kulturelle Bildung“ breit aufgestellt und interdisziplinär arbeiten wird. Um es mit dem alten Briest zu sagen: Kulturelle Bildung ist „ein weites Feld“ und ich freue mich, dass es nun weiter beackert und  bestellt wird.