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„Quetschies“ fördern Karies und Sprachstörungen bei Kindern

Quetschies_VZSH_2017„Quetschies“ fördern Karies und Sprachstörungen bei Kindern – Viele Eltern kaufen Obstbrei, Pudding oder Quark in Quetschbeuteln. Hersteller preisen diese Kindersnacks als praktisch und sauber. Wenn dann noch „ohne Zuckerzusatz“ auf der Packung steht, glauben viele Mütter und Väter, ihren Kleinen damit etwas Gutes zu tun. Doch das häufige Nuckeln kann der Gesundheit und Entwicklung von Kindern schaden.
Kinder müssen kauen, damit sich ihre Kiefermuskulatur ausbilden kann. Je besser die Kaumuskeln, desto leichter fällt das Sprechen. „Logopäden und Kinderärzte weisen bereits darauf hin, dass Sprachstörungen bei Kindern zunehmen, weil viele nicht richtig kauen lernen“, sagt Gudrun Köster von der Verbraucherzentrale Schleswig-Holstein. Den Trend zum „Quetschie“-Nuckeln sieht die Expertin für Lebensmittel und Ernährung deshalb kritisch. „Schon einjährige Kinder können Obst und Gemüse gut essen.“

Eltern halten „Quetschies“ für gesund

Statt am Apfel oder Knäckebrot zu knabbern, saugen viele Kinder Brei aus Plastikbeuteln. In Supermarktregalen wächst die „Quetschie“-Auswahl stetig: Neben püriertem Obst oder Gemüse gibt es auch Pudding, Quark und Getreidebrei. Sogar wiederverwendbare Quetschbeutel für Selbstge-machtes finden sich im Sortiment. Mit bunter Aufmachung und Werbesprüchen wie „praktische und saubere Mahlzeit zwischendurch“ oder „leckere und lustige Alternative zu Brötchen und Schokoriegel“ locken die Hersteller zum Kauf. „Bei unseren Fortbildungen in Schulen und Kindergärten erleben wir, dass Eltern solche Werbung selten hinterfragen und ‚Quetschies‘ für gesund halten“, so Gudrun Köster.

Kariesgefahr und Zusatzstoffe

Für die Zähne sind diese Produkte in jedem Fall ungesund, weil das lange Nuckeln und Saugen der süßen Pürees Karies fördert. „‘Quetschies‘ mit Milch, Joghurt oder Pudding enthalten viel Zucker und oft zusätzlich Aro-men, färbende Pflanzenkonzentrate, Verdickungsmittel oder zugesetzte Vitamine und Mineralstoffe“, erklärt die Expertin. Selbst Obstpüree ohne Zuckerzusatz ist keinesfalls gesund. Ein Quetschbeutel enthält bis zu 15 Gramm fruchteigenen Zucker – und damit so viel wie fünf Würfelzucker.

Erstickungsgefahr durch Verschlüsse

Ein weiteres Risiko für Kinder ist Erstickungsgefahr, wenn sie die Ver-schlüsse der Quetschbeutel in den Mund stecken. „Die Verschlüsse gehö-ren auf keinen Fall in die Hände kleiner Kinder“, warnt Gudrun Köster. Einige Produkte sind deshalb mit einer Alterseignung gekennzeichnet. Vor-sicht ist vor allem bei solchen „Quetschies“ geboten, die nicht im Regal für Säuglings- und Kleinkindernahrung stehen.

Hoher Preis und viel Müll

Für den eigenen Geldbeutel und für die Umwelt bedeuten die Plastik-Alumi-niumbeutel eine unnötige Belastung. „Ein ‚Quetschie‘ mit etwa 90 Gramm Inhalt kostet bis zu einem Euro und nach dem Nuckeln bleibt viel Müll zu-rück“, sagt die Expertin. „Ein Apfel oder eine Banane ist für den halben Preis und ganz ohne Abfall zu haben.“