Autor: Bruno Braunbär – Abschied von der Zukunft
Heute möchte ich mich von allen Freunden und Befürwortern verabschieden, die in so vielen Jahren treu zu mir gestanden haben. Geboren wurde ich – wie man mir erzählt hat – bereits in Gefangenschaft. Viele Jahre war ich bei einem Bärendompteur, der mit mir öffentlich auftrat. Ich wurde ihm zu groß und stark und er wollte mich „entsorgen“, wie – weiß ich nicht. Aber dann gab es doch noch eine Notaufnahme für mich im Lübecker Tierpark, zunächst in einer Behelfsunterkunft, denn es waren bereits ein Braunbär und ein Kragenbär vorhanden. Nun wurde ein Gehege für mich gebaut, und 1987 gab es dann ein tolles Einweihungsfest mit 1.200 Gästen. Carlo von Tiedemann wurde mein Patenonkel und viele Besucher kamen, mich zu bestaunen. Auch heute noch bewundern sie meinen kraftvollen Körper, mein dichtes Fell, meine großen Pranken und meinen guten Appetit. Am liebsten sind mir die kleinen Menschenkinder, wir sehen uns in die Augen und verstehen uns. Aber da gibt es auch andere Besucher, die finden mich abgemagert, verfilzt und behaupten, ich könne nicht mehr kauen und nicht mehr gehen. Und die haben auch die rot-rot-grüne Bürgerschaftsmehrheit aus Pseudotierschützern dafür sorgen lassen, dass wir alle bald unser zu Hause verlieren. Nun bin ich mit meinen 33 Jahren ja auch nicht mehr der Jüngste und „schwer vermittelbar“. Mama Waltraud und Papa Günter sind sehr traurig. Sie haben immer liebevoll für uns alle hier gesorgt, nur die Stadt Lübeck hatte kein Interesse an uns. Und was soll bloß aus den vielen Katzen, die mich oft in meinem Gehege besuchen, werden? Es wird bald sehr einsam um uns.